Neuer PR-Film für die Berliner Polizei - Streifenbluse oder Schiesser-Feinripp-Unterhemd?

Kaum ein Job ist so unbeliebt wie der bei der Berliner Polizei. Mit einem Video sucht sie jetzt verzweifelt Nachwuchs. Der Film ist eine Hommage an die Action-Film-Reihe „Die Hard" mit Bruce Willis und zugleich ein Bekenntnis zu rot-rot-grüner Identitätspolitik. Wie passt das zusammen?

Haltung zeigen: In dem Video treten Polizisten als role models für rot-rot-grüne Identitätspolitik auf / screenshot YouTube
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Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

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Man hat es nicht leicht als Polizist in Berlin. In der Hauptstadt macht jeder, was er will. Den Reichstag stürmen. Verfeindete Clans jagen. Häuser besetzen. Sowas liegt  gewissermaßen in der DNA der Stadt. Die einen nennen das Laisser-faire, die anderen Anarchie. Polizisten ist das wurscht. Sie müssen ihren Kopf für die Politik eines Senats herhalten, in dem die einen „Hü“ rufen und die anderen „Hott“. 

Es ist ein undankbarer Job. Bilder von Schießereien zwischen Clans oder von steinewerfenden Hausbesetzern üben zwar eine gewisse Faszination auf die breite Öffentlichkeit aus. Aber wenn man ehrlich ist, guckt man die sich doch lieber im Fernsehsessel als von der anderen Straßenseite aus an.

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Erinnerungen an „Die Hard“

Aber das soll jetzt anders werden. Auf YouTube hat die Polizei einen neuen Werbespot hochgeladen, und niemand geringeres als Bruce Willis wirbt jetzt für Nachwuchs in Berlin. Ja, genau der Bruce Willis, der sich in der  Action-Reihe „Die Hard“ als Ex-Cop John Mc Clane alle Jahre wieder an Weihnachten einen Weg durch Kaufhäuser oder Flughäfen freiballert.

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Okay, es ist nur sein deutscher Synchronsprecher, Manfred Lehmann, aber wer verbindet mit seiner zigaretten-geteerten Stimme nicht verschwitzte Schiesser-Feinripp-Unterhemden, den Duft von Testosteron und das Versprechen von explodierenden Autos? Doch der Film der Berliner Polizei löst dieses Versprechen nicht ein. Man sieht Männer, Frauen und Coloured People, die in schwarzen Polizei-Uniformen wie für ein Mode-Shooting für Armani posieren. 

 

Rot-rot-grüne Werbung in eigener Sache 

Gut, einer dreht in Zeitlupe einen Salto in der Luft, vielleicht ist der gerade explodiert, weil er erfahren hat, dass er in die Rigaer Straße strafversetzt wurde, Hausbesetzer kontrollieren. Mit solch alltäglichen Problemen will man den Nachwuchs natürlich nicht belasten. Lieber zeigt man die Exoten der Zunft. Drogenfahnder, das SEK, Spurensicherer, ein Kunst-Kommissariat (ja, sowas gibt es auch), oder Berlins erste Polizeipräsidentin, Barbara Slowik. Huch, eine Frau! 

Bilder aus der „coolsten Stadt der Welt“ gibt es auch. Aber Berlin wäre eben nicht Berlin, wenn der rot-rot-grüne Senat die Kohle für diesen Imagefilm auf den Tisch gelegt hätte, ohne Werbung in eigener Sache zu machen. Es ist in den vergangenen Wochen viel von „Black Lives Matter“ die Rede gewesen und von angeblichem Rassismus in der Berliner Polizei. Völliger Schmarrn, suggeriert der Film. Aus „all cops are bastards“ (ACAB) macht er „all cops are beautiful“. Und die Eigenwerbung des Senats verpackt er in eine griffige Formel: 36, 66 Prozent Haltung, 36,66 Prozent Gleichberechtigung, 36,66 Prozent Respekt = #110 Prozent Berlin.

Schiesser-Feinripp-Unterhemd oder Streifenbluse? 

Als Zuschauer ist man irritiert. Rot-rot-grüne Identitätspolitik und „Die Hard“, wie passt das denn zusammen? Und wen, bitteschön, soll dieser Balanceakt ansprechen? Aber vielleicht ist genau das der Witz dieses PR-Films. Man muss ihn als Satire verstehen. Die Polizei sucht ein neues Image. Das verschwitzte Schiesser-Feinripp-Unterhemd von John Mc Clane passt ihr nicht MEHR – und die gestreifte Bluse von Polizeipräsidentin Barbara Slowik NOCH nicht. Aber irgendwo dazwischen, jede Wette, wird sie ihre neue Rolle schon finden.

Yippeah-ya-yay, Schweinebacke!

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