Die bizarren Blüten des Antirassismus - Ein „guter Migrant“ beschimpft Weiße als Rassisten

Hatespeech wächst im Internet auch dort, wo man ihn nicht vermutet. Unter dem Deckmantel des Antirassismus machen Aktivisten mit Migrationshintergrund mobil gegen „alte weiße Männer“. Sie bedienen sich derselben Waffen wie ihre Kritiker. Und Medien wie der Deutschlandfunk spielen ihr Spiel mit.

Hate Speech unter dem Deckmantel des Antirassismus treibt immer bizarrere Blüten/ dpa
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Autoreninfo

Judith Sevinç Basad ist Journalistin und lebt in Berlin. Sie studierte Philosophie und Germanistik und volontierte im Feuilleton der NZZ. Als freie Autorin schrieb sie u.a. für FAZ, NZZ und Welt. Sie bloggt mit dem Autoren-Kollektiv „Salonkolumnisten“. 

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„Hass im Netz“, „rechte Hetze“ und „Hatespeech“ sind Themen, über die Zeitungen gerne berichten. Zum Beispiel auf Zeit Online oder in der taz. Jüngst konnte man dort Artikel lesen, die die Entlassung des Welt-Kolumnisten Don Alphonso forderten. Der Grund: Der Bayer sei in Wahrheit ein Rechtsextremer, aber schlau genug, seinen Hass auf Minderheiten nicht offen auszuleben. Stattdessen würde er unbeliebte Personen auf Twitter „markieren“ und für seine Follower „zum Abschuss freigeben“. Auf inhaltliche Argumente, die die rechtsextreme Gesinnung des Autors belegen, wartet man aber vergeblich.

Stattdessen kommen die „als Zielpersonen markierten“ Opfer zu Wort. Darunter befindet sich die Antirassismus-Aktivistin Sibel Schick, die auf Twitter einen hartnäckigen Kampf gegen „alte weiße Männer“ und „Almans“ führt. Weiße „Cis-Männer“ seien „ekelhaft“ und Männer prinzipiell „Müll“, liest man dort. Oder: „Rassismus gegen Deutsche ist richtig und wichtig“.

Eine Oberhaterin namens Quattromilf 

Es ist klar, dass Morddrohungen im Netz scharf zu verurteilen sind. Aber Netz-Aktivisten wie Schick, die sich in zahlreichen Online-Beiträgen immer wieder als hilflose Opfer von Hatespeech inszenieren, benehmen sich häufig selbst nicht besser als die Trolle, die sie verurteilen. Die Masche bleibt dabei stets gleich: Es wird auf Twitter gegen „alte weiße Männer“ gehatet, um sich bei Widerspruch dann demonstrativ auf den Boden zu werfen und zu jammern. Bedenklich ist dabei, dass vermeintlich seriöse Sender und Zeitungen wie Zeit Online oder der Deutschlandfunk auf diese Masche hereinfallen, ohne sich die Mühe zu machen, einmal das Twitter-Profil der besagten Hatespeech-Opfer nach unten zu scrollen.

Der Ober-Hater in der Twitter-Szene ist die Aktivistin Quattromilf alias Jasmina Kuhnke. Vor einiger Zeit ließ sie auf Twitter absichtlich den Hashtag #WhiteDevil trenden, indem sie im Sekundentakt Tweets mit dem Wort postete. Unterstützt wurde sie dabei von ihren Followern, die sich selbst – eher stolz als ironisch – als #Quattromob bezeichnen und glauben, dass es eine gute Idee sei, dem rechten Hass im Netz mit linkem Hass im Netz zu begegnen. „Wenn ich will, lass ich #WhiteDevil trenden, nur um Twitter brennen zu sehen!“, twitterte Kuhnke bei ihrer Aktion. Falls sich jemand fragt, wer das Lagerdenken im Netz gerade vorantreibt – here you go.

Weiße, an Pfählen aufgehängt 

Das Label „Antirassismus“ reicht anscheinend aus, um Personen per se als gute Menschen anzusehen und jegliche Kritik an ihnen zu unterbinden. So war es verblüffend, dass das Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz auf Twitter einen Beitrag über Hatespeech postete, in dem der Journalist Malcom Ohanwe als Experte geladen wurde. Der Autor stand mehrere Male in der Kritik, weil er etwa Bilder von der haitianischen Revolution postete, auf denen Weiße an Pfählen aufgehängt werden. „Das würde ich gerne großspurig produziert im Kino sehen“ kommentierte er den Post.

Wie die selbsternannten Kämpfer gegen Rassismus im Netz tatsächlich drauf sind, wird an dem Begriff „Token“ deutlich – ein Schimpfwort, das immer dann genannt wird, wenn sich Menschen mit Migrationshintergrund gegen die reaktionären Methoden der Aktivisten aussprechen. Ein Token, so beschreibt es Kuhnke in einem Artikel der Volksverpetzer, sei etwa Fatina Keilani, weil sie sich in einem Tagesspiegel-Artikel dagegen aussprach, dass man Weißsein in der Bewegung als Makel empfinde. Tokens hätten sich zu sehr an die weiße Mehrheitsgesellschaft angepasst und würden jetzt an der eigenen Unterdrückung mitarbeiten, heißt es dort.

Wahnsinniger Aktivismus 

Es ist klar, was hier passiert: Migranten werden in „Gut“ und „Böse“ eingeteilt. Motto: Ein „böser“ Migrant lernt schnell deutsch, hat gute Noten und macht Karriere. Ein „guter“ Migrant bekämpft das System, feiert den „Quattromob“ und beschimpft alle Weißen als Rassisten. Das ist so widersprüchlich, dass es schon wieder witzig ist.

Denn die Aktivisten beschweren sich täglich darüber, dass Migranten aus der Norm ausgegrenzt werden und ihnen die Karriere verwehrt wird. Wenn sich dann Migranten zu Wort melden, die Karriere gemacht haben, werden sie als „Tokens“ beschimpft, die sich zu sehr an die „weißen Norm“ angepasst hätten. Dieser Aktivismus hat nichts mehr mit Rationalität zu tun – er ist einfach nur wahnsinnig.

„Hausnegerin des Tagesspiegels

Der Begriff „Token“ ist noch eine nette Variante, um Menschen das „Migrantensein“ abzusprechen und sie somit aus dem PoC-Clan auszuschließen, wenn sie nicht die richtige Meinung haben. So beschimpfte neulich ein Aktivist Keilani als „Hausneger des Tagesspiegels“. Die schwarze Twitter-Userin Leonie Sommer, die sich ebenfalls gegen den Aktivismus ausspricht, veröffentlichte vor kurzem Twitter-Nachrichten, die man ihr zuschickte: „Scheiß Token, weißt wohl nicht, woher du kommst“ oder „Ich hoff der #Quattromob holt dich“. Eine Userin zweifelte sogar an, dass Sommer im echten Leben schwarz sei, weil sie sich weigerte, sich nur aufgrund ihrer Hautfarbe als Opfer der Gesellschaft zu sehen.

Um es kurz zu machen: Die Antirassismus-Aktivisten, die im Netz gerade tausende Likes abräumen und in Zeitungen als ultimative Vertreter „der Migranten“ gefeiert werden, sind in Wahrheit selbst verkappte Rassisten. Sie helfen Menschen mit Migrationshintergrund nicht, sondern schwächen sie, indem sie Eingewanderte, die eher auf Selbstbewusstsein als auf die Rolle des ewigen Opfers setzen, vehement niedermachen. So ein Verhalten ist vieles – „progressiv“ ist es sicher nicht.

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