AfD-Streit über Björn Höcke - „Wir brauchen nicht noch einen Kindergeburtstagsprinzen“

Helmut Seifen, der zurückgetretene AfD-Parteivorstand aus Nordrhein-Westfalen, greift seinen Parteikollegen Björn Höcke an. Dieser locke mit seinem Personenkult Leute an, die sich rauschhafte Zustände versprechen würden. „Der Flügel“ werde nicht gewinnen, sagte er dem Deutschlandfunk

Der bisherige Landesvorsitzende der NRW-AfD Helmut Seifen greift Björn Höcke an / picture alliance
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Bastian Brauns leitete das Wirtschaftsressort „Kapital“ bei Cicero von 2017 bis 2021. Zuvor war er Wirtschaftsredakteur bei Zeit Online und bei der Stiftung Warentest. Seine journalistische Ausbildung absolvierte er an der Henri-Nannen-Schule.

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Der Richtungsstreit in der AfD zwischen Anhängern des deutsch-nationalen „Flügels“ und gemäßigten bürgerlich-konservativen Parteimitgliedern spitzt sich immer weiter zu. Nachdem am Wochenende Teile des Parteivorstands in Nordrhein-Westfalen zurückgetreten sind, gelten die Rechtsnationalen innerhalb der Partei um den Thüringer Landesvorsitzenden Björn Höcke als gestärkt. Ebenfalls am Wochenende hatte dieser beim alljährlich stattfindenden Kyffhäusertreffen seinen Machtanspruch in der AfD deutlich gemacht. Der Parteivorstand lasse sich von den Medien treiben, hatte Höcke dort unter anderem gesagt, weshalb dieser auch nicht mehr wiedergewählt würde. Dies würde er versprechen.

In einem Deutschlandfunk-Interview des zurückgetretenen NRW-Politiker Helmut Seifen, greift dieser nun seinerseits die Mitglieder des „Flügels“ und Björn Höcke persönlich an. Dieser sei zwar kein Neonazi, aber ein romantischer Nationalist. „Wir brauchen nicht noch einen Kindergeburtstagsprinzen, der uns jetzt in der AfD ins gelobte Land führt. Wir brauchen vernünftige Politik, rational durchdacht, und insofern wende ich mich gegen diese rauschhaften Zuspitzungen, die wir da zum Beispiel beim Kyffhäuser-Treffen haben“, sagte Seifen. Er gab sich sicher, dass der bürgerlich-konservative Teil innerhalb der AfD am Ende siegen werde. Man sei zahlenmäßig in jedem Fall in der Mehrheit. Die Gemäßigten seien bislang einfach nur zu leise gewesen.

„Sie wissen, wie das ist, wenn etwas, sagen wir mal, rigorose Politiker sich auf den Weg machen. Dann muss man aufpassen, dann muss man Sorge tragen, weil die Leute natürlich ohne Rücksicht auf Verluste ihre Dinge durchziehen“, sagte Seifen. Deshalb spreche er nun die Warnung auch so deutlich aus. „Der Flügel ist gefährlich“.

Das ganze Interview zum Nachhören und Nachlesen.

Laut einem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) richten nun außerdem 100 AfDler in einem Appell gegen Björn Höcke. „Die AfD ist und wird keine Björn-Höcke-Partei“, schreiben die Unterzeichner. Insbesondere wegen seiner Rede bei Kyffhäuser-Treffen werfen sie dem Thüringer Landesvorsitzenden Personenkult und spalterische Tendenzen vor. Fünf Mitglieder des Bundesvorstands haben den Aufruf unterschrieben sowie mehrere Landesvorsitzende, darunter die stellvertretenden Bundesvorsitzenden Georg Pazderski, Kay Gottschalck und Albrecht Glaser.

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