Volker Kauder über sein Verhältnis zum Islam - „Fortschritt klappt nur mit muslimischen Frauen“

In Sri Lanka dürfen sich Muslima vorerst nicht mehr verhüllen. Das Verbot hat die Inselregierung von sich aus nach den Terroranschlägen von IS-Kämpfern verhängt. Proteste gegen die Verfolgung von Christen seien sonst aussichtslos, sagt Volker Kauder (CDU). Er hat einen ganz eigenen Blick auf den Islam

Kämpft für eine friedliche Koexistenz von Christentum und Islam : Volker Kauder / picture alliance
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Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

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Sein Name wird immer dann erwähnt, wenn es um die Verfolgung von Christen im Ausland geht. Das Thema ist das Thema von Volker Kauder. Der frühere Fraktionschef der CDU recherchiert gerade für ein Buch darüber: „Das christliche Menschenbild als Kompass in einer säkulären Gesellschaft.“ Er nutzt die Gelegenheit dann, um gebetsmühlenartig zu fordern, dass mehr für den Schutz von Christen getan werden müsse. 

Sind Deutsche islamophob? 

In einem Interview, das er jetzt Melanie Amann vom Spiegel nach den Terroranschlägen von Sri Lanka gegeben hat, hat sich der Christdemokrat auch über sein Verhältnis zum Islam geäußert – und dabei ein Bild offenbart, das innenpolitischen Sprengstoff birgt, wenn auch nur im sprichwörtlichen Sinn. „Jede Religionsgemeinschaft hat es da sehr schwer, wo Muslime die Mehrheit haben oder der Islam Staatsreligion ist“, sagt Kauder etwa in Anspielung auf Saudi-Arabien, wo auf die Konversion vom Islam zum Christentum die Todesstrafe steht. Fortschritte ließen sich nur erzielen, wenn man die Unterdrückung von Christen immer wieder thematisiere. Das sei jedoch schwierig, wenn nicht gar aussichtslos. Sobald die Deutschen die Probleme verfolgter Christen im UN-Menschenrechtsrat ansprächen, „erklären uns die Muslime, wir Deutschen seien islamophob.“ 

Lässt sich der Islam europäisieren? 

Ist der Islam wenigstens hierzulande reformierbar? Mit der Antwort auf diese Frage stellt sich Merkels abgewählter Sprecher („im ersten Augenblick war ich enttäuscht“) quer zu seiner Fraktion. Die Versuche einer Europäisierung des Islams dürften nicht aus der Politik kommen, sondern von der Religionsgemeinschaft selber. Der Staat könne solche solche Reformen nur unterstützen. „Wir müssen an Hochschulen Lehrstühle für Islam fördern und verstärkt Imame hier ausbilden. Und wir müssen mehr mit muslimischen Frauen ins Gespräch kommen. Meine ganze Lebenserfahrung ist, dass Fortschritt nur mit den Frauen klappt.“ 

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