Massive Ausschreitungen in Washington D.C. - Demokratie am Boden

Schockierende Szenen spielen sich in der US-Hauptstadt Washington D.C. ab. Aggressive Trump-Anhänger haben das Capitol gestürmt und verhindert, dass die Wahl Joe Bidens zum nächsten US-Präsidenten bestätigt werden konnte. Kurz zuvor hatte Donald Trump die Menge noch aufgeheizt. Es soll eine Tote geben.

Kongressabgeordnete gehen in Deckung vor Trump-Anhängern im Sitzungssaal / dpa
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Ein wütender Mob von Trump-Anhängern hat am Mittwoch in das Capitol-Gebäude in Washington D.C. gestürmt und dafür gesorgt, dass die Auszählung der Wahlstimmen des Electoral College durch den Kongress gestoppt werden musste. Eigentlich hätte die Wahl des neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten, Joe Biden, bestätigt werden sollen. Doch dazu sollte es nicht kommen.

Während im Kongressgebäude die Stimmen unter der Aufsicht von Vize-Präsident Mike Pence ausgezählt wurden, sprach der amtierende US-Präsident Donald Trump vor Tausenden seiner Anhänger und peitschte die Menge auf. Immer wiederholte er in seiner Rede seine Lüge von der gestohlenen Wahl. Er griff „Fake Media“ an und sagte, dass selbst in Ländern der dritten Welt die Wahlen ehrlicher seien als in den USA. Man werde das nicht mehr hinnehmen.

Rede ab: 02:51:00

 

Was anschließend folgte, erschüttert die amerikanische Demokratie zutiefst und hält die Welt in Atem. Es sind Szenen von Gewalt und Chaos. Menschenmassen stürmten den Capitol Hill, schlugen Scheiben des Kongressgebäudes ein, brachen Türen auf und drangen ein.

 

 

Die Sitzung zur Auszählung wurde unterbrochen. Historischer Ausnahmezustand. Senatoren schlossen sich im Sitzungssaal ein, wurden angewiesen, Gasmasken aufzuziehen. Sicherheitsbeamte sicherten die Türen mit gezogenen Schusswaffen.

 

 

Währenddessen Szenen von Trump-Anhängern, die sich heftige Kämpfe mit der Polizei lieferten. Mindestens eine Frau wurde offenbar niedergeschossen und befand sich in kritischem Zustand. Erste Medien berichteten dann, dass die Frau inzwischen verstorben sein soll. Mehrere Personen verschafften sich Zutritt zum Sitzungssaal und posierten auf dem Podium.

 

 

Andere Personen teilten Fotos und Videos von sich selbst, wie sie in Büros von Kongressabgeordneten posieren und triumphieren.

Außerhalb des Capitols wurden auch Journalisten bedrängt, beschimpft und angegriffen. Kamera-Equipment wurde zerstört unter „Fuck Fake News“-Rufen.

Der Republikanische Senator Mitt Romney rief außer sich vor Wut: „Das hat der Präsident heute verursacht, diesen Aufstand."

Nachdem er zunächst eine ganze Weile im Oval Office verweilte, forderte der scheidende US-Präsident Donald Trump seine Anhänger dann doch noch per Videobotschaft über Twitter auf, nun nach Hause zu gehen. Zugleich bekräftigte er aber seine Behauptungen von einem vielfach widerlegten Wahlbetrug und bezeichnete seine Unterstützer als „sehr besondere“ Leute, deren Gefühle er sehr gut verstehen könne. „Ich kenne euren Schmerz. Ich weiß, dass ihr verletzt seid. Aber ihr müsst jetzt nach Hause gehen“, sagte er. Man könne „diesen Leuten“ jetzt nicht in die Hände spielen. Man müsse Frieden haben. Und schließlich: „Wir lieben euch. Ihr seid sehr besonders.“

Politiker aller Parteien in den USA und Politiker auf der ganzen Welt zeigten sich schockiert und riefen Donald Trump auf, seine Wahlniederlage zu akzeptieren und für eine friedliche Machtübergabe zu sorgen. Auch der Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zeigte sich hoch besorgt.

Der gewählte Präsident Joe Biden hielt eine Rede, in der er die gewalttätigen Ausschreitungen scharf verurteilte.

 

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