Super Tuesday in den USA - Biden auf Siegerkurs

In den USA hat der Super Tuesday die Karten neu gemischt. Bei den Wahlen in 14 Staaten ging der frühere Vizepräsident Joe Biden als klarer Gewinner hervor. Ob das an seiner Person und Wahlkampfführung lag, ist indes fraglich.

Joe Biden inmitten seiner Unterstützer / picture alliance
Anzeige

Autoreninfo

Frederick Leo studierte Geschichte in Oxford, Großbritannien. Er betreibt das englischsprachige Think Tank Omelas Institute.

So erreichen Sie Frederick Leo:

Anzeige

14 Staaten haben gewählt: Am Dienstag, dem 3. März – dem Super Tuesday der Demokraten – ging es um ein Drittel der gesamten Delegiertenstimmen in den Vorwahlen. Historisch betrachtet gilt dieser Tag als Wegweiser, weil sich an ihm normalerweise ein klarer Favorit oder „Frontrunner“ herauskristallisiert. Nun hat Joe Biden einen deutlichen Sieg davongetragen.

An sich ist das Ergebnis nicht sonderlich überraschend. Bei den letzten Wahlen in South Carolina hatte Biden haushoch gesiegt und konnte so den Schwung in seine Kampagne bringen, den diese bitter nötig hatte. Auch vom kurzfristigen Ausscheiden zweier anderer Kandidaten des moderaten Flügels, Pete Buttigieg und Amy Klobuchar, hat Biden profitieren können – besonders, weil beide ihm anschließend ihre Unterstützung zugesprochen hatten.

Unerwarteter Triumph

Beachtlich ist jedoch das Ausmaß von Biden’s Triumph. Neun der 14 Staaten hat er bereits für sich erklärt, bald vielleicht auch den Staat Maine, in dem Bernie Sanders und er gerade gleichauf liegen. In Texas, wo Sanders ein Sieg prophezeit wurde, hat Biden ebenfalls gewonnen. Selbst den liberalen Staat Massachusetts, in dem Sanders lange Favorit war, konnte Biden für sich entscheiden. Zwar trägt Sanders mit Kalifornien wohl den großen Preis des Abends davon, allerdings wird sein projizierter Vorsprung hier wohl nicht reichen, um Biden’s Erfolge auszubügeln.

Auch demografisch ist der Sieg verheißungsvoll. Unter Wählern im Rentenalter stimmten im Staat Virginia laut Umfragen etwa 70 Prozent für Biden. In Tennessee entschieden sich indes fast 62 Prozent afro-amerikanischer Wähler für Biden, während gerade mal 18 Prozent für Sanders stimmten. Beide demografischen Gruppen werden bei den Wahlen im November eine entscheidende Rolle spielen.

Absolute Mehrheit oder „brokered convention“?

Spätestens seit der Wahl in South Carolina zeichnen sich beim diesjährigen Rennen zwei plausible Ausgangsmöglichkeiten ab. Einerseits ist es möglich, dass ein Kandidat mit einer absoluten Mehrheit der Delegiertenstimmen in den Parteitag einzieht und in seiner Rolle als Herausforderer Trumps bestätigt wird.

Andererseits kann es sein, dass keiner der Kandidaten diese absolute Mehrheit erreicht und dass es zu einer gefürchteten „brokered convention“ kommt – einem Parteitag, auf dem sich Delegierte nach komplexen Verhandlungen hinter einem Kandidaten aufstellen und diesen mehrheitsfähig machen. Letzteres Ergebnis würde die Basis der Demokraten spalten und sich verhängnisvoll auf das Hauptrennen gegen Donald Trump auswirken.

Weniger Klarheit als erhofft

Mit Blick auf diese Ausgangsmöglichkeiten sorgt der Super Tuesday für weniger Klarheit, als erhofft. Zwar liegt Joe Biden nun, was die Zahl der Delegierten angeht, deutlich vorne. Noch hat Sanders jedoch nicht endgültig verloren. Bei den gestrigen Wahlen hat Biden auch besonders von seinem Ergebnis in North Carolina profitiert, sowie von dem plötzlichen Ausscheiden seiner moderaten Rivalen.

Auf so einen Aufschwung kann er sich nicht noch einmal verlassen. Jetzt, wo Biden wieder ins Rampenlicht gerückt wird, könnten sich die Mäkel des Kandidaten wieder verstärkt bemerkbar machen. Biden ist vergesslich, stottert oft, verhält sich manchmal seltsam – solche Eigenschaften könnten zum Stolperstein für die Kampagne werden. Entscheidend ist außerdem, wie sich die anderen verbleibenden Kandidaten verhalten.

Donald Trump als Sieger der Spaltung?

Elizabeth Warren und Michael Bloomberg fangen jeweils progressive und moderate Wähler ab, die sich sonst wohl eher für Sanders oder Biden entscheiden würden. Beide könnten die Spaltung ihres jeweiligen Flügels durch einen Austritt beenden. Bleiben die zwei im Rennen, ist es gut möglich, dass keiner der Kandidaten vor dem Parteitag die nötigen 1,991 Delegierten einheimsen kann. Dann würde eine ‚brokered convention‘ bevorstehen, aus der wohl vor allem einer als Sieger hervorgehen würde – Donald Trump.

Anzeige