Internationale Presseschau - „Hat Kim Jong-un sich überhaupt zu etwas verpflichtet?“

Donald Trump und Kim Jong-un traffen sich in Singapur und ununterzeichneten eine gemeinsame Erklärung zur Denuklearisierung von Nordkorea. Wie urteilt die internationale Presse über diese Zusammenkunft?

Donald Trump hat den härtesten Diktator unter dieser Sonne salonfähig gemacht / picture alliance
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Der Standard (Österreich)
„Zunächst das Positive: Es ist gut, dass es Gespräche gibt statt Raketen oder Nukleartests. Und es ist ebenso gut, dass auch rhetorisch deeskaliert wurde. Der Preis, den US-Präsident Trump dafür gezahlt hat, ist allerdings äußerst hoch: Er hat den härtesten Diktator unter dieser Sonne nicht nur salonfähig gemacht, er hat sich dazu in seinen eigenen Worten ‚die Ehre gegeben‘ und Kim auch noch nach Washington eingeladen. Der nordkoreanische Führer dagegen hat für den unerwarteten Glanz auf der Weltbühne wenig gegeben.“

New York Times (USA)
„Während Trump Nordkoreas Denuklearisierung anstrebt, riskiert er, von seiner eigenen Übertreibung ergriffen zu werden. Nach Trumps eigener Logik muss jeder Deal mit dem Norden besser, härter und umfassender sein als der Iran-Vertrag. Selbst wenn der Führer des Nordens, Kim Jong-un, in gutem Glauben handelt, ist dieses Ergebnis höchst unwahrscheinlich. Paradoxerweise wird der beste Deal, den Trump mit Nordkorea erreichen kann, mehr als wahrscheinlich aussehen, wie das, was Barack Obama mit dem Iran erreicht hat.“

NZZ (Schweiz)  
„Bei der Lektüre der Zeilen fällt es schwer, den Optimismus des US-Präsidenten zu teilen. Vielmehr kann sich der nordkoreanische Machthaber nach dem Treffen in Singapur vorerst zurücklehnen und den Gipfel als Erfolg für sich verbuchen. Hat er sich überhaupt zu etwas verpflichtet?“

The Straits Times (Singapur)  
„Angesichts des enormen Medienrummels und der übertriebenen Erwartungen, die den Gipfel von Singapur am Dienstag (12. Juni) begleiteten, war es unvermeidlich, dass der von US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Führer Kim Jong-un unterzeichnete gemeinsame Text als Enttäuschung betrachtet werden würde. Das Dokument sagt wenig, das entweder neu oder bahnbrechend ist, abgesehen von den unvermeidlichen Verweisen auf den historischen Charakter des Treffens.“

Guardian (Großbritannien)  
„Das Leitmotiv für die Führer der Welt ist, wie man mit den Risiken eines amerikanischen Präsidenten umgeht, dem man nicht trauen kann, sein Wort zu halten oder seine Freunde von seinen Feinden zu unterscheiden. Was die Welt auf dem G7-Gipfel entsetzt beobachtet hat, ist die gleiche Dynamik, die sie jetzt in Singapur sieht: eine globale Aufgabe in der Schadensbegrenzung von Donald Trump.“

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