Glosse - Europa ist ein Flittchen

Die Briten können nicht von dieser Welt sein, hätten sie sonst für den Brexit gestimmt? So sieht das zumindest Jean-Claude Juncker. Wahrscheinlicher ist, dass Juncker ganz alleine auf seinem Planeten sitzt

Jean-Claude Juncker und Beata Szydlo am 29.06.2016 zu Beginn einer Sitzung des Europäischen Rates / picture alliance
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Autoreninfo

HG. Butzko ist Satiriker und wird als „Hirnschrittmacher des deutschen Kabaretts“ bezeichnet.

Der gebürtige Gelsenkirchener verbindet das Politische und das Private, den Alltag und den Bundestag, die große Welt und den kleinen Geist, und hat dabei einen ganz eigenen Stil entwickelt, den die Presse als „Kumpelkabarett“ oder „Thekengespräch mit Publikum“ bezeichnete. In der Laudatio zum Deutschen Kleinkunstpreis hieß es, HG. Butzko sei „ein Meister des investigativen Kabaretts“.

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Liebe Kinder,

ob im Fußball oder in der Politik, Europa ist in aller Munde. Dabei stellt sich doch die Frage: Wissen wir eigentlich überhaupt noch, was Europa einstmals war? Europa, das war nämlich früher mal die Geliebte des Zeus. Auf gut Deutsch: ein Flittchen. Oder wie man heute sagt: ne Bitch.

Aber nicht nur das: Zeus musste sich als Stier verkleiden, um sich Europa überhaupt nähern zu dürfen. Also nicht nur ein Flittchen, sondern ein perverses Flittchen. Ne krasse Bitch. Und krass ist das, was sich Europa heutzutage so leistet ebenfalls.

Der tapfere Junckersmann und die Göttin Europa

Kennt Ihr zum Beispiel den tapferen Junker Jean-Claude Juncker? Der ist Chef der Europäischen Kommission und hat mal gesagt:
„Wir beschließen etwas, stellen das in den Raum und warten ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter.“ Und jetzt mal ehrlich: Das ist doch krass UND pervers.

Wie auch immer: Weil die Briten dieses Spielchen nicht mehr mitspielen wollten, und den Brexit gewählt haben, hat der wackere Junker Juncker sich beschwert und gesagt: „Die Führer der Briten kommen von anderen Planeten.“ Oder so ähnlich. Und wer schon mal mit Briten zu tun hatte, kann das mitunter auch bestätigen, und zwar nicht nur über ihre Führer.

Und weil der holde Junckersmann nach dem Brexit den Unmut in der Bevölkerung über die undemokratischen Strukturen in der EU verstanden hat, hat er sofort verkündet, dass das Freihandelsabkommen CETA ohne Mitwirkung nationaler Parlamente beschlossen und die Zulassung von Glyphosat ohne Absprache verlängert werden soll.

Wer ist hier weltfremd?

Wie ein Kind, dass die anderen Kinder im Sandkasten immer nur rumkommandiert, dann heult, weil niemand mehr mit ihm spielen will, und danach weiter rumkommandiert. Womit er nicht gerechnet hatte, war, dass die anderen Kinder ihm jetzt eins mit dem Schippchen auf die Omme gekloppt haben und die Parlamente doch über CETA abstimmen sollen.

Ich weiß ja nicht, auf welchem Planeten sich die Führer der Briten rumtreiben. Aber auf meinem befindet sich der Juncker auch nicht.

Was aber nicht verwundert, denn aus der Verbindung zwischen Europa und Gottvater Zeus sind zwei Söhne entsprungen, der Minos und der Radamantis. Das wurden die Herrscher des Hades, also Unterweltbosse. Leute, die in Dunkelheit und Umnachtung regieren. Und einer von deren Nachfahren, das muss dieser Jean-Claude Juncker sein.

HG. Butzko live: 23. Juli in Bielefeld / 23. bis 27. August in Regensburg 

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