Daniel Kehlmann über Österreichs Regierung - „Der Ernstfall ist eingetreten – die Rückkehr des Faschismus“

Der Schriftsteller Daniel Kehlmann wurde mit dem Literaturpreis der Österreichischen Industrie ausgezeichnet. Seine Dankesrede nutzte er für eine Anklage gegen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Kurz bereite durch die Koalition mit der FPÖ einer rechtsextremen Partei das Feld

Schlägt Alarm für Österreichs Demokratie: Daniel Kehlmann / picture alliance
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Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

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Es war wie in einer schwarzen Komödie von Josef Hader. Da saß das Who’s Who der Österreichischen Industrie bei der Verleihung ihres Anton-Wildgans-Literaturpreises in Wien und lauschte der Dankesrede des diesjährigen Preisträgers, Daniel Kehlmann. Doch was als Liebeserklärung an seine österreichische Zweitheimat und die Autoren Ödön von Horváth, Joseph Roth und Robert Musil begann („ohne den Grundkurs in Spott und Skepsis, den die österreichische Tradition jedem angedeihen lässt, der in ihr aufwächst“, hätte er seinen Roman „Die Vermessung der Welt“ nicht schreiben können), schlug plötzlich um in eine wütende Abrechnung mit der Politik des österreichischen Bundeskanzlers Sebastian Kurz (ÖVP). 

Kehlmann: „Irreparabler Schaden für Österreich“

Der österreichische Kurier hat die Rede auszugsweise dokumentiert. Kehlmann fragt „den schweigenden Kanzler“ darin, ob er künftig als der Mann in die Geschichte eingehen wolle, der „es einer rechtsextremen Partei ermögliche“, diesem Land irreparablen Schaden zuzufügen. Eine Anspielung auf die jüngst geäußerte Kampfansage von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, Österreich werde „den Kampf gegen den Bevölkerungsaustausch konsequent weitergehen, wie es die Menschen von uns erwarten.“ „Möchte die Österreichische Volkspartei wirklich weiterhin alles hinnehmen, was in ihrem Namen passiert?“, fragt der Schriftsteller mit Blick auf die zunehmenden Ausfälle des Koalitionspartners – und beantwortet sich die Frage gleich selbst. Der Ernstfall sei eingetreten– die Rückkehr des Faschismus, vor der schon der Komponist und Lyriker Georg Kreisler (1922 bis 2011) 2009 gewarnt habe. 

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