Evakuierung Afghanistan
Wer war an Bord der Flugzeuge, die Ortskräfte evakuieren sollten? / dpa

Eine Ortskraft klagt die Bundesregierung an - „Warum befreit die Bundesregierung Kriminelle?"

Eigentlich wollte die Bundesregierung Menschen aus Afghanistan ausfliegen, die als „Ortskräfte“ für die Bundeswehr und Ministerien gearbeitet hatten. Doch unter den knapp 5.000 Passagieren waren nur 139 Ortskräfte. Jetzt stellt sich heraus: Unter den Passagieren waren Kriminelle. Eine Ortskraft, die wieder zurückgewiesen wurde, klagt an.

Antje Hildebrandt

Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

So erreichen Sie Antje Hildebrandt:

Der Satz fällt am Ende eines Interviews, das er per Telefon in seinem Geheimversteck in Kabul gibt, und Amir spuckt ihn aus wie einen Pfirsichkern. „Die deutsche Bundesregierung hat mich als Waffe im Krieg gegen die Taliban benutzt, und jetzt befreit sie Kriminelle aus Afghanistan, aber mich lässt sie nicht aus dem Land raus!“

Amir hat sechs Jahre lang als TV-Journalist für die Bundeswehr in Afghanistan gearbeitet. Er hat sich dort einen Namen als Ankläger der Taliban gemacht. Deshalb sind die Gotteskrieger hinter ihm her. Auf ihrer Todesliste steht er weit oben.

Begründete Wut

Seine Wut auf die Bundesregierung ist begründet. Schließlich war er seinem Ziel schon ganz nahe. Am 23. August hatte er es mit seiner Familie bis aufs Rollfeld des Flughafens von Kabul geschafft. Doch in letzter Sekunde wies ihn ein deutscher Soldat wieder zurück – mit einer Begründung, die sich als falsch herausgestellt hat: Seine Papiere seien gefälscht.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar
  • Ohne Abo lesen
    Mit tiun erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Cicero Plus Inhalte. Dabei zahlen Sie nur so lange Sie lesen – ganz ohne Abo.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Rob Schuberth | Di., 7. September 2021 - 19:14

M. E. ein klares Indiz für die Unfähigkeit aller Beteiligten.
Vom AM Maas, bis zu den Staatsbediensteten in den beteiligten Ministerien.

Durch die Verzögerungstaktik Seehofers musste es dann plötzlich ganz schnell gehen. Und so etwas geht nie gut.

Hoffentlich sind dieselben Verantwortlichen nun wenigstens beim Abschieben dieser falschen "Geretteten", also der Straftäter, klüger und setzen das unverzüglich um.

Ich befürchte aber meine Hoffnung ist vergebens.

Für die dadurch nicht geretteten Ortskräfte ist das ein Schlag ins Gesicht.

Und Maas u. Seehofer kommen damit durch.

Romuald Veselic | Di., 7. September 2021 - 19:35

importierten Kriminellen nicht schützen kann, ist im diesen Artikel definitiv bewiesen. Sie nehmen dies sogar in Kauf, um diesen Zustand herbeizuführen/begünstigen.
Die gewählten Politiker/Exekutive verlieren systemrelevante Mechanismen, wie garantierte Sicherheit und Kontrolle im Land. Wir steuern auf libanesische Verhältnisse zu.
Es muss nicht unbedingt Ammoniumnitrat sein, das hochgehen wird.
Die Sprengstoffträger die schon unter uns sind, werden dafür sorgen.

Tomas Poth | Di., 7. September 2021 - 20:03

In 2018 wurde, auf Anfrage der Grünen, die Anzahl der Ortskräfte mit 576 von der Bundesregierung angegeben!
Gut gehen wir davon aus, daß die unmittelbare Familie der Ortskräfte mit Eltern, Geschwister, Kinder ca. 8 bis 10 Personen ausmacht, dann wären es an die 6.000 Personen denen geholfen werden sollte.
Wer waren also die 4129 (war das eine Frage des Preises?), wenn es nur 139 Ortskräfte einschließlich ihrer Familien waren?
Warum wird aus der R2G-Ecke und deren Presse die astronomische Zahl von 50 bis 70 tsd Personen gefordert, die evakuiert werden sollen?
In unserem Land läuft es nur noch schief.

Joachim Kopic | Di., 7. September 2021 - 22:17

Antwort auf von Tomas Poth

... was die Merkel-Regierung (und die meisten anderen Parteien im Bundestag) diesbezüglich abliefern.
Hauptsache, im "Beinahe-TODschweigen" von Attentaten wie in WÜ sind sie gut...
Ironie-Ende!

Heidemarie Heim | Di., 7. September 2021 - 20:48

Die hatten die von uns als Gefährder oder kriminell eingestuften, per BW-Express wieder eingereisten Abgeschobenen scheinbar nicht. Hatten sie doch während ihres vorhergehenden Aufenthalts mit zig Verfahren, Einsprüchen, Duldungen bis hin zu Aufenthalten im deutschen Strafvollzug genügend Zeit einen überforderten, vom AA mit irgendwelchen Listen oder auch nicht, bestückten Soldaten mit seinen guten Sprachkenntnissen hinreichend zu beeindrucken bzw. sich als Exkamerad verkaufen. "Schütze Ars.. meldet sich zum Dienst und übernimmt die volle Verantwortung für den bedauerlichen Fehler !"
Mir fehlt im Übrigen, auch aufgrund des wie immer "übersprudelnden Informationsbedürfnisses" aller Beteiligten und eigentlich dafür Verantwortlichen die Fantasie wie es sonst zu diesem neuerlichen Desaster und Versagen hätte kommen können. Und noch mehr, wie sich Amir und viele andere nun fühlen müssen, schwankend zwischen Wut und Todesangst. Man schämt sich fremd für alle diese Versager*Innen in Berlin!

Markus Michaelis | Di., 7. September 2021 - 21:05

"Die deutsche Bundesregierung hat mich als Waffe im Krieg gegen die Taliban benutzt, "

Ist das die zutreffende Darstellung? Hat Deutschland Menschen aus Afghanistan als Waffen zur Durchsetzung eigener Ziele benutzt? Wenn ja, welche Ziele waren das? Es hieß wir bauen Schulen auf und schützen das Land vor den Taliban - das war offensichtlich gegen die Interessen des Landes und auch Amir hatte wohl andere Interessen, da er sich nur als Waffe für fremde Interessen missbraucht sieht. Was wären seine Ziele für Afghanistan und würde er dafür Hilfe aus dem Ausland annehmen?

Zur Arbeit für NATO-Staaten wurde in Afghanistan auch niemand gezwungen. Gab es nicht eher Überredungskünste um möglichste Freunde und Verwandte in diese für dortige Verhältnisse extrem gut bezahlten Jobs zu bekommen?

Zu den deutschen Interessen: ein Teil ist Bündnisstreue, ansonsten ist Deutschland an menschlichen Schicksalen interessiert - den Blick für größere Zusammenhänge meidet man eher.

Mehr als verwunderlich oder? Er also hat nicht um sein Land gekämpft, um den Frieden und Ausgleich damit alle AfG über die ethnischen, religiösen Grenzen hinweg ihr Leben unbeeinträchtigt führen können.
Wozu hat er sich dann zum Kollaborateur (Ortskraft) gemacht? Um des eigenen wirtschaftlichen Vorteils für sich und die Seinen auf Kosten der anderen also?
Da könnte man zynisch, aus Sicht der Taliban und ihrer Unterstützer in der Bevölkerung, sagen ... nun ist Zahltag für dich, oder?

Inzwischen findet man die Forderung die von den geretteten Afghanen an uns gestellt werden fast schon unverschämt, eine Dame hat noch ihre 8 Geschwister und ihre Eltern zu Hause sie erwartet, dass sie diese bald in die Arme schließen kann ich bin jetzt einfach mal ganz herzlos und schreibe wäre sie zu Hause geblieben hätte sie alle ihr Anghörigen noch um sich versammelt. Wahr ist auch die Ortskräfte haben mit ihrem Job Geld verdient das war die Treibkraft, das geht auch so in Ordnung, alles andere ist Gedöns. 20 Jahre hätten alle die sich jetzt als Opfer darstellen zeit gehabt für eine etwas freiere und Frauenrechte achtende Gesellschaft zu kämpfen zunächst innerhalb ihrer Familie, dann im Stammesverband usw. Offensichtlich sind die afghanischen Männer der Meinung, dass andere für sie ein bisschen mehr Freiheit erkämpfen sollen jetzt wollen aber die Anderen nicht mehr und schwuppdiwupp ist man Opfer dem man keine Wünsche und Forderung abschlagen kann.

H.Stellbruch | Di., 7. September 2021 - 22:20

Die Rettung von gewalttätigen Straftätern ist Zeichen des unter Merkel systemischen Staatsversagens.
Darüber wird gelogen durch Nichtbefassung und Desinformation, unter williger Mithilfe der öffentlich-rechtlichen Qualitätsmedien und vieler Baerbockianer in den Printmedien. Merkel hat das Propaganda-Handwerk in der DDR offensichtlich gründlich erlernt. Es ist zutiefst empörend. Während alte Damen für einen Atemzug ohne Maske unerbittlich verfolgt werden, versagt derStaat beim Schutz vor importierter Gewalt aus der muslimischen Welt...

Gerhard Lenz | Mi., 8. September 2021 - 09:19

Antwort auf von H.Stellbruch

Weil in Kabul offensichtlich Pannen passiert sind, sollte man mit Covidioten, die bewusst gegen bestehende Regeln verstossen, nachsichtig sein?

Ich wüsste nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat.

Und selbstverständlich ist es an den Haaren herbeigezogen, Merkel für die Pannen dort verantwortlich zu machen.

Manfred Bühring | Mi., 8. September 2021 - 10:41

Antwort auf von Gerhard Lenz

Lieber @Lenz, Sie wollen doch nicht ernsthaft abstreiten, dass A. Merkel als Bundeskanzlerin die politische Verantwortung für das Komplettversagen in der Causa Afghanistan trägt - oder? Politische Verantwortung als "an den Haaren herbeigezogen" zu bezeichnen, zeugt von wenig Verständnis für das Funktionieren einer repräsentativen parlamentarischen Demokratie. Zur Erinnerung: Art. 65 GG "Der Bundeskanzler (zum Glück noch nicht verstümmelt durch Generitis, MB) bestimmt die Richtlinien der Politik und trägt dafür die Verantwortung." Das kann doch jeder verstehen!

Dieter Schimanek | Mi., 8. September 2021 - 00:57

... wurden in weiser Voraussicht in Ramstein ausgeladen, die ersten davon haben schon Asyl in Germany beantragt. Auch die Ersten von den Italienern Geretetten, haben schon die Grenzen von D. überschritten. AM Maas reist mit 500 Milliönchen im Auftrag von Mutti zu den Taliban um Fachkräfte loszueisen. Bin sehr gespannt wen er da mitbringt.

Gerhard Lenz | Mi., 8. September 2021 - 09:15

Ohne Zweifel.

Aber wahrscheinlich unvermeidbar.

Jeder hat doch chaotischen Bilder am Kabuler Flughafen gesehen.

Wie da eine ordentliche Personenkontrolle funktioniert haben soll, ist mir schleierhaft.

Da war primäres Ziel, Menschen zu helfen, dem Talibanregime zu entfliehen. Dass sich da auch unerwünschte Flüchtige einschleichen konnten, ist nachvollziehbar.

nicht wahr Herr Lenz. Warum werden immer erst Fragen zugelassen, wenn das Haus lichterloh brennt. Und am nächsten Tag, wenn die Glut noch schwelt, werden immer noch nicht die richtigen Fragen gestellt. Lucifer Diener sind am erfinden & werkeln mit Vertuschung, dengeln von gemachten Angaben & Zahlen & die weitere Dienerschaft des ÖR hat die große Verantwortung, Täuschkörper in den Äther zu schießen, um vom Bunker der Wahrheit abzulenken.
Fehler -also bitte- wo sollen welche zu sehen sein. Schuld für alles sind nur Imperialisten & Nazis. Wir sind doch die Guten!

Und Herr Lenz, sie wollen doch kein Rechter werden?

Personenkontrolle, also bitte. Im Kampf für Gerechtigkeit & gegen Rassismus?

Da ist ja ideologisch unsere Mutti weiter. Dank ihres Arrangement müssen nach 6 Jahren Grenzöffnung zur Freude der Vertriebenen keine Ausweispapier vorgezeigt werden. Nächstes Mal bitte Corona-Zeit ausnutzen & Lufthansa & ihre deutschen Töchter anheuern. Da arbeiten Sie auch für die "gute Sache" ;-)

Manuel Gerber | Mi., 8. September 2021 - 10:19

Ich bin immer wieder fasziniert von den Wort-Neuschöpfungen und Umschreibung die erfunden, oder aus dem Hut gezaubert werden um sich und der Gesellschaft etwas schönzureden und einzubläuen.
Wir alle kennen die "eingewanderten Fachkräfte"...
Und jetzt "Ortskräfte".
Früher nannte man die einfach "Kollaborateure".

Hans Meiser | Mi., 8. September 2021 - 13:37

Missmanagement welches als Verbrechen zu ahnden ist!
Doch wie immer werden sich die Verantwortlichen (die - wie jeder weiß - nicht in Afghanistan sondern im Bundestag sitzen) mit einem dümmlichen Lächeln und selbstzugeteilten erhöhten Bezügen aus dem Staub machen.
Der Bürger schaut zu und sagt: "na ist ja dumm gelaufen, wer hätte das ahnen können".
Schuldig also ist letztendlich der mündige deutsche Bürger, der es (weiter) geschehen lässt - so einfach ist das.

Bernd Muhlack | Mi., 8. September 2021 - 17:33

In 2016 war ich wegen der operativen Entfernung einer Zyste beim Kieferchirurgen.
Eine größere Multi-Kulti-Praxis.
Mein Arzt war Syrer, hatte in Moldawien (!) studiert u in Heidelberg seine Spezialisierung zum Kieferchirurgen absolviert.
Die assistierende Fachkraft trug außer der OP-Maske ein Kopftuch.
Alles verlief bestens - warum auch nicht?

Genau dies sind die Menschen die hier willkommen sind.
OK, es kann nun nicht jeder eingeflogene Afghane Ingenieur, Arzt, Optiker etc. sein.
Ich erwarte allerdings, dass man sich im neuen Gastland alle Mühe zur Integration gibt.
(Nachdem die "Traumatisierung" nach langer Therapie abgeklungen ist).

Man hat das Finale vergurkt - das ist bekannt.
Frage: was passiert mit diesen Neuankömmlingen in D?
Werden sie "kaserniert", gilt GGG?
Wirkliche Lokalkräfte ("local stuff") wird das nicht stören u die "Schläfer" werden das gar gut finden; ich weiß es nicht.
Warum fällt mir jetzt Mohamed Ata ein, einer der Twin-Towers-Pilots?

"Netter" Student in HH ...