- Der liberale Überraschungskandidat
Warschaus Oberbürgermeister Rafał Trzaskowski sollte ursprünglich gar nicht zur Präsidentschaftswahl in Polen antreten – doch am Sonntag könnte er Amtsinhaber Andrzej Duda von der nationalkonservativen PiS-Partei ablösen.
Es war ein äußerst denkwürdiges Ereignis, das am 6. Mai im polnischen Staatsfernsehen TVP ablief: eine TV-Debatte mit zehn Präsidentschaftskandidaten, die wenige Minuten nach Ende der Sendung zusammen mit den Bürgern erfuhren, dass die vier Tage später geplante Wahl nicht stattfinden würde.
Nicht dabei im Studio war ein Kandidat, der in den vergangenen Wochen den Wahlkampf regelrecht aufgemischt hat: Rafał Trzaskowski. Dies aber nicht, weil der Stadtpräsident von Warschau, wie in Polen die Oberbürgermeister genannt werden, keine Lust auf ein Duell mit seinen Konkurrenten hatte. Nein, zum damaligen Zeitpunkt war Trzaskowski gar nicht Präsidentschaftskandidat. Małgorzata Kidawa-Błonska hieß damals die Kandidatin seiner Bürgerkoalition, dem von der liberalkonservativen Bürgerplattform dominierten größten Oppositionsbündnis.
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In den Großstädten haben die Minderheitsschützer fast alle Mehrheiten. Geht man auf das Land wird es weniger liberal und grün und in Polen mit Sicherheit wesentlich katholischer. Möge der Beste für Warschau als Oberhaupt bestehen. Auch dieser Kandidat will nur an die Macht und wird einen Teil seiner Vorstellungen "vergessen" haben, wenn er mit der PiS koalieren muss. Also dort nicht anderes, wie hier bei uns. Für mich ist nicht entscheidend ob jemand schwul ist, sondern was er politisch bewirkt. Wenn Christen ihre Welt ins Wanken gebracht sehen, weil sie ihrem Glauben folgend, die homosexuelle Ehe ablehnen, so ist das ihr gutes Recht. Das heißt ja nicht, dass man gegen Homosexuelle generell eingestellt sein muss, nur weil man gegen eine solche Ehe ist. Selbst die Kanzlerin war gegen die Homo-Ehe und doch kam sie. Es spricht durchaus für die polnische Politik, wenn dort 10 Kandidaten für ein Amt antreten. Nicht wie bei uns, wo hinter verschlossenen Türen oft alle schon klar ist.
Danke für diesen Artikel. In Deutschland werden die morgendlichen Radionachrichten gerne mit dem neuesten unwesentlichen Quark aus den USA eröffnet, von der Präsidentschaftswahl in unserem Nachbarland erfährt man vergleichsweise so gut wie nichts.