- Die Spiele des Prinzen
Die Monarchie in Saudi-Arabien öffnet sich für Investoren, setzt auf Tourismus und gewährt der Jugend ungekannte Freiräume. Im Zentrum der Transformation steht eine milliardenschwere Sportindustrie.
Die Gesänge der Fans hallen unter dem geschwungenen Dach so laut nach, dass man sich mitunter die Ohren zuhalten möchte. Im König-Fahd-Stadion von Riad findet an diesem Abend das Lokalderby zwischen Al Hilal und Al Nassr statt, es ist das wichtigste Fußballspiel auf der Arabischen Halbinsel. Mehr als 50 000 Zuschauer feiern die neuen und fürstlich bezahlten Spieler in Saudi-Arabien, etwa den Portugiesen Cristiano Ronaldo bei Al Nassr. Aber die Fans feiern vor allem sich selbst.
Die Mehrheit der Zuschauer im Stadion ist kaum älter als 30, viele sind noch im Schulalter. Nur wenige verfolgen das Spiel im traditionellen Thawb, im weißen, knöchellangen Gewand, das im Stadtbild von Riad sonst allgegenwärtig ist. Die Fans des Gastgebers Al Hilal singen, hüpfen, klatschen im Takt. Als die Mannschaften den Rasen betreten, recken sie blaue und weiße Tücher empor. Ihre Choreografie überspannt die ganze Tribüne und zeigt das Bild eines kämpferisch wirkenden Mannes. Einige Fans entzünden Leuchtraketen. Der Rauch vernebelt das Stadien so sehr, dass die Zuschauer den Rasen erst nach einigen Minuten wiedererkennen können. Die Masse johlt, berauscht an sich selbst. Und so scheint es, als würde sich hier ein Ventil öffnen, damit der angestaute Druck entweichen kann.
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Eigentlich kommt auch unsere Kultur aus dem nahen Osten. Leider wurden die Menschen dort Jahrhunderte unterdrückt und ausgebeutet, jetzt durch moderne Informationsmittel sind sie aufgewacht und melden sich. Leider teilweise melden sie sich mit Tot und Terror, dem unbedingt angemessen reagiert werden muss, mit Gesprächen, Geld, Achtung und der Schaffung einer neuen gewaltfreien, demokratischen Weltordnung. Die Saudis und andere beginnen bereits diesen Weg zu gehen, hoffentlich verstehen das die Menschen der Moderne!!!???
Ob der Einfluss der Wahhabiten tatsächlich zurückgedrängt werden kann, bleibt abzuwarten. Der Beitrag ist sehr facettenreich und zeigt deutlich, wie sich der westliche Sportmarkt für politische Zwecke einspannen lässt. Bestes Beispiel war die Fußball-WM 2022. Dass ausgerechnet Habeck (Katar) und Baerbock (Saudi-Arabien) die neue Realitäten mit als erste anerkennen, zeigt das Dilemma der westlichen Menschenrechtspolitik.