Eine deutliche Mehrheit findet, dass Attal der geeignete Nachfolger des Präsidenten sein könnte / picture alliance

Gabriel Attal - Das nächste französische Wunderkind

Bilderbuchkarriere, fotografisches Gedächtnis und eine gehörige Lust am verbalen Gefecht: Erziehungsminister Gabriel Attal ist die interessanteste Figur des politischen Frankreich und erinnert an Emmanuel Macron, als dieser sich anschickte, Präsident zu werden.

Autoreninfo

Martina Meister ist Korrespondentin in Frankreich für die Tageszeitung Die Welt.

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Eigentlich war es nur ein stinknormaler Parteitag, aber als Erziehungsminister Gabriel Attal Anfang Oktober in der Messehalle von Bordeaux auftauchte, führten sich die Mitglieder von Emmanuel Macrons Partei Renaissance wie die Fans eines Rockstars auf: Selfies ohne Ende, Autogrammbitten und hysterische Rufe seines Namens. Auch der Saal, in dem Attal mit seinem Vorgänger Jack Lang diskutieren sollte, erwies sich als viel zu klein. Die französischen Medien sprachen nach diesem Wochenende von einer „attalmania“, als wäre die Begeisterung für den jungen Politiker eine Form von manischem Krankheitszustand. 

Seit der 34-jährige Gabriel Attal mitten in der Sommerpause zum Erziehungsminister ernannt wurde, steigt seine Beliebtheitskurve raketenhaft hoch im Umfragehimmel. Seine erste Amtshandlung, das Verbot der Abaya an den Schulen, sorgte für wochenlange Debatten in der Gesellschaft und seine Omnipräsenz in den Medien. Als Attal kurz nach dem tragischen Selbstmord eines jungen Schülers innerhalb weniger Tage auch noch einen ambitionierten Plan zur Bekämpfung des Mobbings an Schulen vorlegte, wirkte es, als sei er der erste Erziehungsminister, dem es gelingen könnte, aus diesem schwierigen Amt politisches Kapital zu schlagen. Viele in Frankreich fragen sich derzeit, wie weit es der ehrgeizige Minister noch bringen wird. Bis zum Bürgermeister von Paris oder womöglich gleich zum Präsidenten der Republik?

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Albert Schultheis | Mi., 8. November 2023 - 12:03

Wieder so ein gelacktes Wunderkind, wahrscheinlich mit einschläg. Ecole-Bäckgraund! Was will der junge Schnösel mit seinem fotografischen Gedächtnis? Ein wandelndes Instagram! Ein Horror! Und verglichen mit Ricarda bringt der es nicht einmal auf zwei Zentner.
Was soll dieser ganze Backfisch-Kult? Wir brauchen Menschen mit Ausbilung (auch Bildung schadet nicht, wenn sie on top dazukommt) und Erfahrung in den hohen Ämtern, dann ist in aller Regel auch das wichtigste da: Charakter!

Gerhard Lenz | Mi., 8. November 2023 - 12:12

eines Tages Macron zu beerben. Denn wer in Frankreich bietet sich sonst für das höchste Amt im Staate an? Dagegen spricht höchstens Attals relative Jugendlichkeit. Für ihn die buchstäbliche Alternativlosigkeit in der frz. Politik.

Das Parteiensystem in FRA ist seit Jahren im Umbruch. Traditionelle Parteien haben abgewirtschaftet (Sozialisten, Konservative), Rechte (Le Pens Partei), Linksextreme (Melenchon) oder Neoliberale dominieren. Obwohl Le Pen in Umfragen z .Zt. führt, haben die Franzosen offensichtlich absolut keine Lust, die Rechtsextremistin zur Präsidentin zu wählen. Längst hängt ihr das Image der ewigen Verliererin an, ihr potentieller Nachfolger Bardella ist den Franzosen viel zu radikal. Gleiches gilt natürlich für Melenchon auf der Linken, dessen Bündnis "La France Soumise" gerade auseinanderbricht - Melenchon, typischer Altlinker, schafft es nicht, die Hamas als Hauptschuldigen in Nahost zu nennen.

Und Macron darf nicht noch mal ran.

Henri Lassalle | Mi., 8. November 2023 - 14:03

im Vergleich zu seinem Vorgänger (eine fachliche Niete) eine Wohltat. Aber ob er das Zeug haben wird, gegen die Le Pen-Partei (RN) etwas auszurichten, ist dennoch fraglich, die Dame ist in einer starken politischen Situation, bliebt bei den Wählern und angesicht der nationalen Problematiken könnte sich dies noch akzentuieren. In Frankreich respektiert man "Bilderbuchkarrieren", Lebensläufe "comme il le faut", aber das langt nicht immer. Valérie Giscard d'Estaing war so ein Typ, aber das war eine ganz andere Epoche. Die Zeit, in der wir jetzt leben brauchen wir keine Primus-Schüler, sondern Charaktäre.

Ronald Lehmann | Mi., 8. November 2023 - 16:40

Gut reden können gab es bereits abertausende von Politikern in der menschlichen Geschichte

Aber Handeln, vielleicht ein ein Dutzend Gros
Aber Handeln NICHT im egoistischen Sinne, sondern im Sinn seiner Erfüllung in der Berufung, also zum Wohle des französischen Volkes & mit Herz wie Verstand

& da sind wir bei einer ganz kleinen Menge von Menschen angelangt, wo ich mich nicht nur verneige, sondern ihnen vor Demut die Füße waschen würde

Ein Helmut Schmidt war in meinen Augen so einer gewesen, der die Macht abgelehnt hatte für die Anerkennung beim Volk
& wie im wahren Leben,
erst wo der Westen ihn verloren hat, kommen die Ehrbezeugungen. Naja, da kann er aber auch keinen mehr in der SPD gefährlich werden

Wo ich mehr als misstrauisch bin,
all diese sogenannten Politiker haben nie richtig gearbeitet, gezeigt im wahrsten Sinne, was sie können. Sondern sind gleich mit grünen Ohren mit dem Fahrstuhl in die obersten Stockwerke gefahren & schlagen wie ein Pfau ein Rad

& diese sind dann Kapitäne?

Evi | Do., 9. November 2023 - 04:34

Egal in welchem Land, ständig werden Tiger hochgelobt und landen tun sie doch als Bettvorleger
Das allerbeste Beispiel ist Obama. Es hat vollkommen ausgereicht grinsend und charismatisch durch die Welt zu reisen und war unterm Strich doch Nix und auch ein Kriegstreiber
Die Liste der hochgehypten Politiker ist ellenlang