Feinstaub - Deutsche Umwelthilfe will Silvester-Böllerei in 98 Städten stoppen

Die Deutsche Umwelthilfe setzt sich wegen der Feinstaubproblematik nicht nur für Dieselfahrverbote ein. Sie stellte nach eigenem Bekunden nun in 98 Städten einen formalen Antrag auf Erlass eines kommunalen Böllerei-Verbots

Schluss mit Böllern und Raketen? / picture alliance
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Bastian Brauns leitete das Wirtschaftsressort „Kapital“ bei Cicero von 2017 bis 2021. Zuvor war er Wirtschaftsredakteur bei Zeit Online und bei der Stiftung Warentest. Seine journalistische Ausbildung absolvierte er an der Henri-Nannen-Schule.

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„Es gibt technische Alternativen zum klassischen Feuerwerk wie eine Licht- und Lasershow“, heißt es in einer am Mittwoch versandten Pressemitteilung der Deutschen Umwelthilfe. Sie zitiert den „Lichtkünstler und Showdesigner der Firma ACLS Laser“, Andreas Juergens. Der Verein, der mit seinen Klagen bereits in vielen deutschen Städten Dieselfahrverbote wegen Überschreitung der Feinstaub-Grenzwerte erwirkt hat, fordert nun in 98 Städten ein Böllerei-Verbot.

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH, begründet das Vorhaben mit den Worten: „Wir wünschen uns weiterhin freudige Feste zum Jahreswechsel – aber ohne verpestete Luft, brennende Häuser, verletzte Menschen und verängstigte Tiere durch archaische Schwarzpulver-Böllerei.“ Am ersten Tag eines jeden Jahres herrschten in deutschen Städten aufgrund des Silvester-Feuerwerks teils Rekord-Feinstaubbelastungswerte von 1000 µg PM10/m³, so die DUH. Polizei und Krankenhäuser registrierten viele tausend Verletzte. Wohnungsbrände und vermüllte Straßen oder Grünanlagen seien die Folge – vielerorts werde von Ausnahmezuständen gesprochen.

Alle 98 von gesundheitsschädlichen Werten betroffene Städte müssten sich nun mit dem DUH-Verbotsantrag beschäftigen. Der Verein hat ein Rechtsgutachten erstellen lassen, das die formalen Möglichkeiten für Verbotsregelungen aufzeigen soll.

Schon im Juli dieses Jahres hatte die DUH für 31 Städte und Gemeinde wegen einer NO2-Grenzwertüberschreitung formale Anträge auf Böller-Verbote gestellt.

Der Silvesterumsatz mit Feuerwerk in Deutschland stieg seit 2004 laut dem Statistik-Portal Statista kontinuierlich an und liegt nun seit zwei Jahren bei 130 Millionen Euro. Das Bundesumweltamt schreibt zur Feinstaubbelastung nach Silvester: „Am ersten Tag des neuen Jahres ist die Feinstaub-Konzentration vielerorts so hoch wie sonst im ganzen Jahr nicht. Zwischen 100 und 150 Millionen Euro jagen die Deutschen zum Jahreswechsel in die Luft. Dabei werden rund 4.500 Tonnen Feinstaub (PM10) frei gesetzt, diese Menge entspricht in etwa 15,5 Prozent der jährlich im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge und circa 2,25 Prozent aller PM10-Emissionen (2016).“

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