Luisa Neubauers Doppelmoral - Mit Apple AirPods gegen den Kapitalismus

Luisa Neubauer wird von den Anhängern von „Fridays for Future“ wie ein Pop-Idol verehrt. Auf ihrem Instagram-Account hat sie ihre Anhänger ermahnt, ihr Konsumverhalten zu mäßigen. Der Artikel unserer Gastautorin Maxima Schreer über Neubauers Doppelmoral hat im Juni besonders viele Leser interessiert.

Wasser predigen, Wein trinken: Luisa Neubauer / dpa
Anzeige

Autoreninfo

Maxima Schreer, 17, macht gerade ihr Abitur und engagiert sich in der Jungen Union. 

So erreichen Sie maxima scheer:

Anzeige

Die deutsche Greta Thunberg, Luisa Neubauer – ein Name, der zugleich polarisiert und hochgeschätzt wird. Sie ist das Alphatier der hippen Klimaschutzbewegung „Fridays for Future“, bei der junge Protestierende sich gerne mit ihrer scheinbar selbstlosen und mutigen Haltung „Wir gegen den Strom“ brüsten. Stolz halten Schüler und junge Erwachsene Schilder mit Parolen in die Höhe, auf denen es heißt „There is no planet B“, „Ich bin so sauer, ich habe sogar ein Schild gebastelt“ oder „Burn capitalism, not coal“.

Sie kritisieren einen Kapitalismus, bei dem das Streben nach Profit das höchste Ziel ist. Es ist kein Geheimnis, dass Akteure von „Fridays for Future“ und Grüne den Gegensatz von Umweltschutz und Kapitalismus befeuern. Die beiden Begriffe schließen sich aus: Umweltschutz und das Erreichen der Klimaziele wären mit dem kapitalistischen System nicht möglich.

„Differenziert über Wachstum nachdenken“ 

Ihre Idee, der Kapitalismus sei Schuld am Klimawandel, verbreitet die Klimaschutzaktivistin auch auf Twitter: Angenommen, nur angenommen, es geht hier gar nicht um den Willen, sondern darum, dass die Leute nach Corona gar nicht mehr so viel kaufen können wie vorher. Würde man sie lassen?, schreib sie dort.

Später erklärte sich Luisa Neubauer dazu in einem Video ihrer Instagram-Story, was diese Aussage dennoch nicht besser machte – ganz im Gegenteil: „Ich wollt’ nur mal so offen in die Runde fragen, ob wir vielleicht differenziert über Wachstum nachdenken könnten. Große Panik. Ja, ich finde schon, dass wir uns überlegen müssten, also müssen wir jetzt allen Leuten irgendwie moralisierend auferlegen, sie mögen doch bitte einkaufen zur Rettung der deutschen Wirtschaft, oder könnten wir uns fragen, was brauchen denn die Leute?“

Von der Jugend verehrt wie ein Pop-Idol 

„Was für eine Art von Wachstum wollen wir uns eigentlich leisten?“, fragte die Klimaaktivistin ironischerweise mit ihren Apple AirPods Pro Kopfhörern in die Kamera ihres iPhones. Nein, das Video ist keine Inszenierung in einer Satire-Sendung. Es ist real. Und mit diesem Video erreicht Neubauer auf Instagram 132.000 Menschen.

Ein Großteil davon sind Jugendliche, die zu Luisa hochschauen, die sie als Idol sehen und ihren Äußerungen blauäugig Glauben schenken, sie würde für eine gute Sache kämpfen. Dabei strotzt ihre Verzichtspredigt nur so vor Doppelmoral und Realitätsverlust. In Zeiten von Corona, in der sich 10,1 Millionen Menschen (Stand: 26. April 2020) in Kurzarbeit befinden und es alleine im Mai zu einem Anstieg der Arbeitslosenzahl um mehr als 238.000 Beschäftigten kam, ist es sehr zynisch zu sagen, man solle nur das kaufen, was man wirklich brauche. Es handelt sich hier nämlich nicht um eine freie Entscheidung der Menschen zum Wohle der Umwelt und zum Übel des Kapitalismus weniger zu kaufen, sondern es bleibt ihnen oft gar nichts anderes übrig.

Wasser predigen, Wein trinken

Neubauers moralische Erwartungshaltung an die Menschen steht im eklatanten Widerspruch zu ihrem tatsächlichen Verhalten. Luisa hat in der Vergangenheit viele Fernreisen unternommen, weshalb sie nicht umsonst als #langstreckenluisa bekannt ist. Ich bin keine Freundin davon, mit erhobenen Zeigefinger auf den Luxus und auf Besitztümer anderer zu zeigen und sie auf der Basis dessen zu verurteilen. Aber wer A fordert, sollte auch B danach handeln.

Es stellt sich berechtigterweise die Frage, wie glaubwürdig und authentisch Luisa Neubauer wirklich ist, wenn sie mit Apple AirPods Pro gegen den Kapitalismus wettert, indem sie die Sinnhaftigkeit von wirtschaftlichem Wachstum anzweifelt, dessen Produkten sie nicht zuletzt ihre eigene Bekanntheit verdankt. Ihr familiärer Background zeigt, dass Neubauer in finanzieller Hinsicht privilegiert ist.

Privilegierte Herkunft 

Luisa Neubauers Oma, das ist bekannt, war zeitweise mit dem Zigarettenfabrikanten Feiko Reemtsma (1926 – 1999) verheiratet. Ihre entfernt verwandte Cousine Carla ist ebenfalls eine Reemtsma. Das sagt zwar noch kaum etwas über ihre eigene konkrete finanzielle Situation aus. Aber es zeigt doch, welchen Kreisen sie womöglich näher ist als manch anderer Bürger dieses Landes, sei es im finanziellen oder ideellen Sinn.

Inwiefern aber ist ihr Umfeld überhaupt relevant? Nun, aus einer privilegierten Situation heraus und ohne jemals in seinem Leben Geldsorgen haben zu müssen, lässt es sich leicht predigen, worauf andere zu verzichten haben. Und Neubauer fordert von anderen etwas, was sie selbst nicht einhält. Es entbehrt nicht der Ironie, dass eine Reemtsma-Enkelin in einem Video mit Apple Airpods Pro in den Ohren fordert, die Menschen sollen doch bitte ihren Konsum überdenken und nur das kaufen, was man wirklich braucht. 

Zwischen Stereotypen und Unwissen

Luisa Neubauer offenbart mit dieser  Aussage, dass sie nicht viel Ahnung von wirtschaftlichen Zusammenhängen hat. Denn wirtschaftliches Wachstum schafft Arbeitsplätze, erhöht den Lebensstandard der Gesellschaft und macht es auch erst möglich, mehr Geld in Herausforderungen wie den Klimaschutz zu investieren.

Das hatte die engagierte Klimaaktivistin aber schon ein Jahr zuvor nicht verstanden, als sie in einem Streitgespräch mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier die Abschaltung von 14 Kraftwerksblöcken forderte, um die gesetzten Klimaziele bis 2020 einhalten zu können. Altmaier lehnte diese Lösung mit dem Hinweis auf massive Arbeitsplatzverluste sowie Energiepreissteigerungen als „Hauruckverfahren“ dezidiert ab. 

Leider überhaupt keine Ahnung

Ein Angebot des Siemens-Vorstandsvorsitzenden Joe Kaeser, sich im Aufsichtsratsgremium für Umweltfragen bei Siemens Energy zu engagieren, lehnte die Klimaaktivistin paradoxerweise ab. Dabei hätte sie doch dort endlich mal proaktiv Verantwortung für Klima und Umwelt übernehmen können. Oder geht es Luisa Neubauer nur um Kapitalismuskritik der „alten, weißen Männer“, die sie während einer Debatte um die „Fridays for Future“-Bewegung in der ARD-Talkshow „Hart aber fair“ deutlich abwertete?

Bleibt mir zum Schluss nur mit den Worten Luisa Neubauer aus einem Zeit-Kommentar zu schließen: „Viele Politikjournalisten haben eine Meinung zum Klima, aber leider wenig Ahnung.“ Wenn dem so ist, dann haben viele Klimaaktivisten genauso eine Meinung zur Wirtschaft, aber leider überhaupt keine Ahnung. Oder um es wie Annalena Baerbock zu formulieren: „Und eigentlich sind wir die größte Volkswirtschaft der Welt“. 

Anzeige