Elke Büdenbender - Die neue deutsche First Lady

Repräsentieren, sich karitativ engagieren, ein Vorbild sein – das ist gemeinhin die Rolle von Präsidentengattinnen. Die Frau von Frank-Walter Steinmeier übte sich bisher in vornehmer Zurückhaltung. Ob sie sein neues Amt zu mehr Offenheit zwingt?

Welche Rolle wird Elke Büdenbender als Frau des Bundespräsidenten spielen? / picture alliance
Anzeige

Autoreninfo

Christine Eichel ist Journalistin und Autorin. Sie promovierte über Theodor W. Adorno und leitete bis April 2010 das Cicero-Ressort Salon.

So erreichen Sie Christine Eichel:

Anzeige

Szenen einer Ehe: Als ein Bergsteiger in den Dolomiten wanderte, kam ihm ein seltsames Paar entgegen, in bunten Outdoorjacken und derben Wanderstiefeln. Stoisch und stumm stiefelte die Frau neben ihrem Gatten einher, der ohne einen Blick für das grandiose Bergpanorama Gewichtiges in sein Handy murmelte. Es waren Elke Büdenbender und „seine Effizienz“ Frank-Walter Steinmeier, der sich aufgemacht hat, den Gipfelsturm auf das höchste Amt des Staates zu wagen. Da gibt es keine politikberuhigten Zonen. So einer ist immer im Dienst. Elke Büdenbender wird die First Lady des Staates sein. Keine leichte Rolle für eine Frau, die das Rampenlicht bisher scheute und stattdessen selbstbewusst ihr eigenes Leben gegen den Zugriff der Öffentlichkeit verteidigt.

Auch die private Charme-Offensive zählt 

Noch jedoch haben wir keine amerikanischen Verhältnisse. Noch wird das Private nicht zum Lifestyle-Politikum hochgejazzt, ausgestellt, durchfotografiert, einem Millionenpublikum preisgegeben. Auch als es dramatisch wurde. Als Elke Büdenbender schwer erkrankte, nahm ihr Mann eine Auszeit, um ihr mit einer Nierenspende zu helfen. Es war eine noble Geste im Zentrum der Macht. Und die Presse berichtete diskret. Eine deutsche Variante der Michelle-Obama-Mania wird Elke Büdenbender ohnehin nicht wollen. Doch das Rollenfach der geheimnisvollen Unbekannten wird sie schwerlich durchhalten können in einem Amt, in dem nicht nur Argumente zählen, sondern auch die private Charme-Offensive. Der Boulevard verlangt nach Geschichten, nach emotionalen Projektionsflächen, die der sachlich-spröde Präsident schwerlich bieten kann. Umso heftiger wird das Interesse für seine Frau sein, die medialen Begehrlichkeiten werden wachsen.

Treffen zweier verwandter Seelen

Dabei war Politik nie Männersache für sie. Geboren im Siegerland, trat sie bereits als Gymnasiastin in die SPD ein. Während ihrer Lehre als Industriekauffrau wurde sie Mitglied in der IG Metall – sie ist es bis heute. Als sie dann nach Gießen ging, um Jura zu studieren, traf sie 1988 einen jungen Mann, mit dem sie die politische Sozialisation teilte: Frank-Walter, wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Rechtswissenschaften. Ein ehemaliger Kommilitone erinnert sich, Steinmeier habe damals auch in der Freizeit ausnahmslos über Politik und Jura gesprochen. Ein paar private Einlassungen muss er sich dann aber doch abgerungen haben, denn er umwarb erfolgreich die attraktive brünette Studentin. Die pragmatische Siegerländerin und der geerdete Ostwestfale, da trafen sich zwei verwandte Seelen. Seither sind Elke Büdenbender und Frank-Walter Steinmeier ein Paar.

Bleibt sie eine stille Helferin?

1995 heirateten sie, 1996 kam Tochter Merrit zur Welt. Patent, unkompliziert, unprätentiös, so schildern Freunde die Frau an der Seite des Außenministers. In Berlin-Zehlendorf kennt man sie als eine sportliche Mutter, die ihre Tochter Merrit stets in Jeans und im Sweatshirt und auf dem Mountainbike von der Schule abholte. Halbtags arbeitet sie als Richterin für Sozialrecht am Berliner Verwaltungsgericht, wo sie sich unter anderem mit Asylrechtsfällen befasst. Auf dem roten Teppich jedoch macht sie sich rar. Mal ein tief dekolletierter Auftritt beim Bundespresseball, mal der Besuch einer Charitygala, eines Benefizkonzerts, das war’s.

Sie habe nun mal „keine große Neigung, öffentlich in Erscheinung zu treten“, bekannte Steinmeier in einem Interview, ein vorsorglich schützendes noli me tangere.  Bleibt sie die „stille Helferin“, wie die meisten Präsidentengattinnen? Noch fühlt sich Elke Büdenbender für die Rettung der Normalität zuständig. Am Wochenende werkelt sie im Garten herum, während ihr Mann den Rasen mäht. An gemeinsamen Abenden spielen die beiden Schach, ein Strategiespiel, das den Geist entspannt, aber auch ein Trainingslager für künftige Bauernopfer und Rochaden sein kann. Einer wie Steinmeier ist eben immer im Dienst.

Eine erste Fassung dieses Textes unserer ehemaligen Leiterin des Ressorts Salon erschien bereits im Jahr 2009. Aus aktuellem Anlass haben wir ihn aktualisiert und neu veröffentlicht 

 

Anzeige