Debatte um Integration - Deutschland soll ein Albtraum sein?

Die Debatte über Rassismus wird von jungen Akademikern geprägt, die darauf pochen, als „von hier“ wahrgenommen zu werden, Deutsche aber ausgrenzen. Welche Folgen hat das für die Integration? Eine Autorin, Tochter türkischer Gastarbeiter, gibt den People of Colour Kontra.

Ausgerechnet Kartoffeln müssen herhalten, um das Bild des hässlichen Deutschen zu zeichnen / dpa
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Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

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Almans. Kartoffeln. Biodeutsche. In der jungen, akademisch geprägten Generation von Migranten ist es en vogue, sich selbst als People of Colour zu bezeichnen und Herkunftsdeutschen Namen zu verpassen, die das alte Bild des hässlichen Deutschen zeichnen. Vorbei die Zeit, da es sich Gastarbeiter gefallen lassen mussten, sich als „Kanacken“ oder „Kümmeltürken“ bezeichnen zu lassen. Ihre Kinder und Kindeskinder lassen sich nicht mehr abstempeln. Sie haben es gelernt, sich zu wehren. 

„Eure Heimat ist unser Albtraum“ heißt ein Essayband, der Beiträge von Autoren dieser Generation wie Hengameh Yagoobifarah oder Margarete Stokowski versammelte und die Frage aufwarf, wie schlecht es um die Integration stehen muss, wenn das Urteil über Deutschland so vernichtend ausfällt. Ein Beitrag zu einer Integrationsdebatte? Canan Topcu spricht von einer „Desintegrationsdebatte“. Dabei gehört sie selber zu dieser Generation. Sie war acht, als ihre Eltern mit ihr und den beiden Schwestern aus der Türkei nach Deutschland kamen. Sie ist hier zur Schule gegangen, hat studiert und bei einer Tageszeitung volontiert. Heute ist sie Autorin und lehrt Gesellschaftswissenschaften an der Hochschule Darmstadt. 

Raus aus der integrationspolitischen Sackgasse 

Aber ihr Blick auf Deutschland ist ein ganz anderer als der der Autoren des Essaybands. Das zeigt ein Gastbeitrag, den sie für die Süddeutsche Zeitung geschrieben hat. Klar, habe sie hier auch Ausgrenzung erlebt. „Aber es ist ein freies und demokratisches Land, in den politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Eliten ist Rassismus verpönt, und Minderheiten werden vom Grundgesetz geschützt. Das soll ein Albtraum sein?" 

Mit Hengameh Yagoobifahra & Co. geht Topcu hart ins Gericht. Diese People of Colour pochen „einerseits darauf, nicht auf ihre Herkunft reduziert, sondern als „von hier“ wahrgenommen zu werden“, betreiben andererseits aber selbst Identitätspolitik. Und das „mit einer moralischen Überlegenheit, die aus der Betroffenheit abgeleitet wird, ohne selbst auf Ressentiments zu verzichten“. Dieser Weg aber führe in eine Sackgasse, mahnt Topcu. Damit das Ressentiment nicht die Verhältnisse bestimme, müssten die Menschen lernen, aus verschiedenen Perspektiven zu denken. „Das Schlechtreden dieser Gesellschaft und das Bashen ganzer Berufsgruppen wie etwa Polizisten und das verächtliche Bezeichnen von autochthonen Deutschen als „Almans“ oder Kartoffeln mag fürs Empowerment untereinander gut sein, es erzeugt aber keinen konstruktiven Diskurs." 

Den vollständigen Beitrag lesen Sie hier.

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