Melania Trump - Eine illegale Einwanderin?

Melania Trump, die Frau von Donald Trump, soll eine illegale Einwanderin sein. So sehen das zumindest viele Demokraten, die auf jede Gelegenheit warten, den republikanischen Präsidentschaftskandidaten zu kritisieren. Diesmal haben sie sich jedoch mehr selbst geschadet

Melania Trump bei einer Rede während des Parteitags der Republikaner / picture alliance
Anzeige

Autoreninfo

Eva C. Schweitzer arbeitet als freie Journalistin für verschiedene Zeitungen in New York und Berlin. Ihr neuestes Buch ist „Links blinken, Rechts abbiegen“.

So erreichen Sie Eva C. Schweitzer:

Anzeige

Mit Donald Trump, der für die Republikaner Präsident werden will, gibt es keine ruhige Minute. Nun ist seine Frau Melania, geborene Knauss, in den Schlagzeilen: Das frühere Modell aus Slowenien soll vor zwanzig Jahren bei ihrem Visum geschummelt habe. Ob das überhaupt stimmt, ist unklar. Damals wäre es eine Petitesse gewesen. Heute aber trifft alles, was mit „Fremden“ zu tun hat, im Nachgang der 9-11-Hysterie einen Nerv. Vor allem aber hat das besondere Brisanz bei einem Kandidaten, dessen Hauptwahlversprechen es ist, die Grenzen für illegale Einwanderer dicht zu machen. Und letztlich sagt die Aufregung darüber mehr aus über das schizophrene Verhältnis der Amerikaner zu ihrer eigenen Einwanderungspolitik – und die mangelnde Kenntnis derselben – als über Melania Trump.

Die Debatte fing an, als die New York Post, ein Boulevardblatt im Besitz von Rupert Murdoch, Bilder von Melania veröffentlichte, auf denen das frühere Model fast nichts anhatte. Die hatte sie vermutlich 1995 von sich machen lassen, und zwar in New York. Der Fotograf arbeitete im Auftrag des französischen Magazins Max, in dem die Bilder auch veröffentlicht wurden. Zunächst erregten sich viele Amerikaner über, natürlich, die Bilder selbst, die durchaus softpornografische Qualitäten haben. Dabei ging es weniger um Nacktheit, als um Rache. Die Demokraten in dem unrettbar gespaltenen Land hatten nicht vergessen, dass sich Anhänger der Republikaner über Michelle Obama aufgeregt haben, als die ein ärmelloses Kleid getragen hatte. Deshalb wurde diese Steilvorlage natürlich genutzt, um Melania anzuprangern.

Unklar, wie Melania überhaupt einreiste

Als nächstes fragten sich Amerikas Liberale: Durfte Melania diese Bilder überhaupt machen lassen? Es ist nicht ganz klar, mit welcher Art von Visum sie damals in die USA reiste. Aber offenbar hatte sie ein Business B1-Visum, das zu Aufenthalten von bis zu sechs Monaten berechtigt, allerdings nicht zur Arbeitsaufnahme. Ergo: Melania war eine illegale Migrantin. Aber die Regel gilt natürlich nur, wenn der Visainhaber für eine US-Firma arbeitet. Wer mit einem B1-Visum einreist, darf durchaus weiterhin Geld im Heimatland verdienen  ein Businessvisum ist sogar eigens dafür da, dass Ausländer Geschäfte in den USA betreiben, sonst machte das gar keinen Sinn.

Inzwischen ist der Fotograf in die Bresche gesprungen: Er sagte, Melania sei nicht bezahlt worden, also habe es sich nicht um Arbeit gehandelt. Eigentlich dürfte das keine Rolle spielen. Aber im Grunde ihres Herzens würden Amerikaner am liebsten auch ausländischen Firmen vorschreiben, nur Amerikaner zu beschäftigen und nicht etwa ihre eigenen Landsleute.

Liberaler Stammtisch: Staatsbürgerschaft entziehen, abschieben!

Damit nicht genug. Für ein paar Jahre bekam Melania Knauss ein Visum für Models, mit dem sie auch für amerikanische Agenturen arbeiten durfte. Dabei lernte sie Donald Trump kennen, heiratete ihn, bekam aufgrund der Heirat eine Green Card und ist nun US-Staatsbürgerin. Unklar ist allerdings, ob sie tatsächlich  wie sie lange behauptete  einen Universitätsabschluss hat. Sollte sie damals darüber gegenüber der Einwanderungsbehörde gelogen haben  mutmaßt nun der liberale Stammtisch , wäre ihr erstes Visum ungültig, und damit ihre Green Card, und die Staatsbürgerschaft, und sie könnte flugs nach Slowenien abgeschoben werden.

Das ist natürlich alles Unsinn. Ohnehin wäre es ungewöhnlich, von einem Modell ein Unidiplom zu verlangen, wenngleich selbst das bei der US- Einwanderungsbehörde heutzutage nicht mehr verwundern würde. Und das Modell-Visum hat auch nichts mit ihrer Staatsbürgerschaft zu tun. Die geht (wie in den USA zumeist der Fall) auf ihre Heirat zurück. Vor allem aber können die USA zwar die Staatsbürgerschaft entziehen, wenngleich das in einem so läppischen und ohnehin hypothetischen Fall unwahrscheinlich ist. Sie können Melania aber nicht wieder die slowenische Staatsbürgerschaft zurückgeben, was die Voraussetzung für eine Abschiebung wäre.

Trump-Anhänger haben kein Problem mit Melanias Fotos

Tatsächlich kommt es in seltenen, schweren Fällen vor, dass Staatsbürgerschaften wieder aberkannt werden. Der letzte Fall, der Schlagzeilen machte, war der von John Demjanjuk, einem ehemaligen Ukrainer, der nicht angegeben hatte, dass er im Zweiten Weltkrieg Wächter in einem Konzentrationslager war. Die Ukraine aber weigerte sich, einen mutmaßlichen Nazi-Kriegsverbrecher wieder zum Staatsbürger zu machen. Schließlich gab sich Deutschland her, auch nicht ganz mit dem Recht vereinbar, aber es ging ja um einen guten Zweck.

So dramatisch wird das mit Melania wohl nicht laufen. Das interessanteste daran ist ohnehin die Debatte: Trump-Anhänger haben kein Problem mit Melanias Aufenthaltsstatus, denn sie ist ja eine weiße Europäerin. Sie haben auch kein Problem mit Melanias Nacktfotos. Demokraten hingegen glauben ernsthaft, die USA könnten Staatsbürger aus nichtigen Gründen abschieben und sie könnten anderen Ländern vorschreiben, ehemalige US-Bürger wieder aufzunehmen. Letztlich verlieren sich US-Liberale damit in denselben amerikanischen Allmachtsfantasien, die sie normalerweise den Trump-Anhängern vorwerfen.

Das ist kein Einzelfall: Immer wieder halluzinieren selbst ernsthafte politische Journalisten darüber, Staatsbürger, sogar welche, die in den USA geboren sind, in das Herkunftsland abzuschieben. Das ist besonders absurd, weil die USA sich sonst als Melting Pot darstellen, wo Einwanderer jeglicher ethnischen Herkunft untereinander heiraten und damit eigentlich gar kein Herkunftsland mehr haben. Offenbar ist es mit dem Schmelztiegel dann doch nicht so weit her.

Anzeige