Heinz-Christian Strache - „Jetzt erst recht!"  

Wer ist Heinz-Christian Strache, der Mann, der Österreichs Regierung in eine Krise gestürzt hat? Einer seiner schärfsten Kritiker hat ihm ein Porträt gewidmet, ORF-Moderator Armin Wolf. Er zeichnet das Bild eines Getriebenen, der Opfer seiner eigenen Geltungssucht wurde

„Es war eine besoffene Geschichte“: FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache / picture alliance
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Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

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Dieser Mann soll Österreichs Vizekanzler sein? Wer sieht, wie sich Heinz-Christian Strache in dem „Ibiza-Video“ aufplustert, um eine vermeintliche russische Oligarchin  zu beeindrucken, kann das kaum glauben. Als Gegenleistung für verdeckte Wahlkampfspenden an die FPÖ verspricht er der Frau, ihr Staatsaufträge für Bauvorhaben zuzuschanzen. Er gibt ihr Tipps, wie sie die Spenden am Rechnungshof vorbei schmuggeln kann. Und gemeinsam überlegen sie, was sie tun können, um die Pressefreiheit in Österreich nach dem Vorbild von Ungarns Regierungschef Viktor Orban auszuhebeln. Gut, der Alkohol hat seine Zunge gelockert. Später wird er sagen: „Es war eine besoffene Geschichte, und war in einer intimen Atmosphäre.“ Er sei in eine Fall gelockt worden. Das aber verleiht seinen Sätzen eher noch mehr Gewicht. Man kann sagen: Heinz-Christian Strache hat die Hosen heruntergelassen. 

Wer aber ist dieser Mann, der Österreichs Regierung in eine Krise gestürzt hat? Ein bestechend präzises Psychogramm findet man auf dem Blog von Armin Wolf. Wolf ist der österreichische Claus Kleber, Moderator der bekannten ORF-Nachrichtensendung „Zeit im Bild 2“. Er gilt als einer der schärfsten Kritiker der FPÖ und ist deshalb schon einige Male mit ihrem Chef aneinandergeraten. Entsprechend gnadenlos fällt sein Porträt aus. Er entlarvt Strache als einen Mann, den die Suche nach Anerkennung schon vor der Ibiza-Video-Affäre immer wieder in die Bredouille gebracht hat. Das Muster, schreibt er, sei immer dasselbe: „Er hat die fatale Neigung zu bemerkenswert unreifen Fehlleistungen, zur Flunkerei und ein bedenklich unterentwickeltes Urteilsvermögen. Und wann immer er dabei ertappt wird, flüchtet er sich in abenteuerlichste Erklärungen.“

Durchhalteparolen und Liebeserklärungen 

Wie aber wurde aus dem Jungen, der ohne Vater aufwuchs, ein Mann, der die FPÖ nach dem Austritt ihres Übervaters Jörg Haider als Vizekanzler an die Regierung führte? Warum setzte er die Koalition mit der ÖVP aufs Spiel, als er in völkischer Manier verkündete, Österreich werde alles tun, um einen „Bevölkerungsaustausch“ zu verhindern? Armin Wolf beschreibt Strache als Getriebenen. Entsprechend skeptisch bewertet er die Ankündigung aus der Rücktrittsrede Straches, er werde sich komplett aus der Politik zurückziehen, um Schaden von der FPÖ abzuwenden. Als Beweis postet er einen Facebook-Eintrag des Politikers. Der wird nach seiner Rede mit Durchhalteparolen und Liebeserklärungen bombardiert. 36 Stunden später hat er sich dann offenbar wieder anders überlegt. Er schreibt: „Jetzt erst recht!"  

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