Umgang von Erdogan und Türkei mit Journalisten - Wer darf aus des Sultans Reich berichten?

Zum wiederholten Mal hat die türkische Regierung unter Präsident Erdogan deutschen Journalisten die Akkreditierung entzogen. Darunter ist „Tagesspiegel“-Korrespondent Thomas Seibert. Wie fühlt sich das an? Das hat er für seine Zeitung aufgeschrieben

In der Türkei feiern viele Recep Tayyip Erdogan als starken Mann / picture alliance
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Weitet sich das zu einer handfesten bilateralen Krise zwischen Deutschland und der Türkei aus? Türkische Behörden haben mehreren deutschen Korrespondenten die Arbeitsgenehmigungen zur Berichterstattung nicht verlängert. Das ist schon einmal passiert, dieses Mal aber wird der Ton von deutschen Politikern schärfer. So warnt Cem Özdemir (Die Grünen) vor einer Reise in das Land. „Keiner ist in der Türkei sicher, weder Deutsche noch Nichtdeutsche. Das ist ein Willkürstaat“, sagte der ehemalige Bundesvorsitzende der Grünen am Montag im Deutschlandfunk. Außenminister Heiko Maas (SPD) sagte dem Tagespiegel am Sonntag: „Wenn Journalisten an der Arbeit gehindert werden, ist das mit unserem Verständnis von Pressefreiheit nicht vereinbar.“ Doch wie fühlt es sich eigentlich für die Journalisten selbst an, wenn ihnen auf einmal quasi ein Arbeitsverbot erteilt wird? Thomas Seibert, seit 20 Jahren Korrespondent des Tagesspiegel, hat das eindrücklich beschrieben. Wie sich die Türkei gewandelt hat, zeigt er am folgenden Beispiel: In seinen ersten Jahren am Bosporus berichtete Seibert darüber, wie die Polizei mit Wasserwerfern junge Studentinnen vom Platz fegte, weil sie mit islamischem Kopftuch in die Universität wollten. 15 Jahre später trafen die Wasserkanonen die Demonstranten vom Gezi-Park, die gegen eine Islamisierung des Landes protestierten. 

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