El Paso und der Rechtsterrorismus in den USA - „Sie versuchen, die Menschen zu entfachen“

Seit dem blutigen Mordanschlag von El Paso wird eine Karikatur plötzlich weltweit in sozialen Netzwerken verbreitet. Dabei fertigte der US-Zeichner Duff Moses sie bereits 2018 an. Im Interview mit „Cicero“ spricht er über die zerstörerische Kraft von Worten

Flammende Reden / Duff Moses
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Autoreninfo

Bastian Brauns leitete das Wirtschaftsressort „Kapital“ bei Cicero von 2017 bis 2021. Zuvor war er Wirtschaftsredakteur bei Zeit Online und bei der Stiftung Warentest. Seine journalistische Ausbildung absolvierte er an der Henri-Nannen-Schule.

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Duff Moses arbeitet als professioneller Zeichner in den USA.

Mr. Duff Moses, eine von Ihnen gezeichnete politische Karikatur wird seit dem tödlichen Terroranschlag von El Paso in Texas weltweit über soziale Netzwerke geteilt. Was sehen wir in Ihrer Karikatur?
Wir stehen als Betrachter hinter einem brennenden Streichholz, das offenbar zu einer Menge wütender Bomben spricht.

Das brennende Streichholz sieht einer auf der ganzen Welt bekannten Person ziemlich ähnlich, oder?
Das überlasse ich Ihrer Interpretation.

Duff Moses, 2018

Was wollten Sie uns mit diesem Cartoon denn zeigen?
Ich denke, was ich auszudrücken versuchte, war die Fähigkeit von Demagogen, die Ängste und den Ärger vieler Menschen zu erkennen.

Ihr Cartoon stammt eigentlich von 2018. Was hat Sie damals dazu veranlasst, ihn zu zeichnen?
Es war eine emotionale Reaktion auf die Ereignisse in Charlottesville, Virginia. Ich habe den Cartoon sehr schnell gezeichnet. Und ja, ich war sehr emotional, als ich es tat.

Inzwischen wird er überall im Internet geteilt. Wo wurde es zuerst veröffentlicht?
Nur auf meiner Facebook-Seite und auf meinem Instagram-Account.

Warum haben Sie Trumps Zuhörer als Bomben gezeichnet? Ist jeder Trump-Wähler potenziell explosiv?
Ganz offensichtlich ist nicht jeder Wähler in den Vereinigten Staaten, der die derzeitige Regierung unterstützt, eine öffentliche Gefahr. Aber es gibt eine Untergruppe von Amerikanern, die sehr wütend sind. Und einige versuchen, diese Menschen für ihre eigenen politischen Interessen richtiggehend zu entfachen.

Warum denken Sie, sind die Leute so wütend wie diese gezeichneten Bomben?
Lassen Sie es mich so sagen: Ich glaube, dass die derzeitige Regierung, die die Vereinigten Staaten kontrolliert, die Interessen jener Unternehmen und Oligarchen vertritt, die den wütenden weißen Wahlblock erfolgreich fehlgeleitet haben. Indem sie einen falschen Feind anbieten, vor dem die Menschen nun Angst haben. Stattdessen müssten sie sich auf sie konzentrieren, denn sie sind die wahren Bösewichte. Sie haben die Arbeitsplätze ins Ausland verlagert und haben die sozialen Sicherheitsnetze immer weiter reduziert. Dabei ist jede moderne Volkswirtschaft darauf angewiesen, um auf dem konkurrierenden Weltmarkt zu bestehen.

Auch in Deutschland ist das eine wichtige aktuelle Frage: Denken Sie, dass Worte zu Gewalt führen?
Ja, das glaube ich.

Warum?
Weil sich gezeigt hat, dass es sehr erfolgreich funktioniert. Und die Deutschen sollten besser als alle anderen wissen, wie gut diese Technik gelingen kann.

Denken Sie, der Präsident ist für den Terroranschlag in El Paso verantwortlich?
Ich denke, dass die Rhetorik, die im heutigen politischen Diskurs verwendet wird, möglicherweise sehr gefährlich ist. Und das macht mir schreckliche Sorgen.

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