Cicero im November - Abendland im Abendrot

Brexit, Trump und Europas Umgang mit der Flüchtlingskrise – es gibt mehr als genug Anzeichen dafür, dass der Westen nicht mehr das ist, was er einmal war. In der neuen Cicero-Ausgabe beschreibt der belgische Historiker David Engels, wie die westliche Zivilisation ihrem Niedergang entgegengeht

Lady Liberty auf dem schnaufenden Stier. Wie lange wird das noch gut gehen? / Illustration: Martin Haake
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Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Kurz mal die Augen zumachen und die vergangenen Monate Revue passieren lassen. Da flackern Bilder und Ereignisse, die man sich in dieser Dichte kaum hätte vorstellen können: Großbritannien beschließt, sich aus dem europäischen Verbund zurückzuziehen. In den USA schafft es ein Verhaltensauffälliger als Präsidentschaftskandidat bis kurz vor die Türen des Weißen Hauses. Im Umgang mit der Flüchtlingsfrage zerfällt die Europäische Union in zwei Teile: Deutschland auf der einen, alle anderen auf der anderen Seite. Freihandelsabkommen zwischen dem amerikanischen Kontinent und Europa stehen auf der Kippe.

Kurzum: Der sogenannte Westen driftet auseinander und wird von außen durch neue strategische Allianzen unter Druck gesetzt. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und sein russischer Kollege Wladimir Putin sind nun wahrlich keine Bilderbuchfreunde. Aber für den gemeinsamen Gegner Europa vergessen sie sogar einen abgeschossenen Kampfjet und verständigen sich auf eine gemeinsame Gaspipeline, mit der um Kerneuropa ein Bypass gelegt wird. Noch zieht sich die westliche Wertegemeinschaft daran hoch, dass ihre Attraktivität groß ist und sich für Freiheit, Menschenrechte und Wohlstand Millionen Menschen auf den Weg nach Westen machen.

Fast endlose Liste der Herausforderungen

Der belgische Historiker David Engels, bekannt geworden durch ein Werk über die Parallelen zwischen dem heutigen Europa und dem Untergang des Römischen Reiches, sieht in seinem Titelessay dieser Ausgabe dennoch eindeutige Zeichen von Niedergang, Selbstaufgabe und Auflösung. Eine „fast endlose Liste der Herausforderungen“ zählt Engels auf, denen sich der Westen in den kommenden zehn Jahren stellen muss, will er nicht wie andere Hochkulturen vor ihm untergehen.

Der Westen, so sein Befund auch anhand eines Spaziergangs durch seinen Geburts- und Heimatort Verviers, „ist nicht nur in der Krise. Er ist dabei, sich selbst zu überleben.“ David Engels hat ein beherztes Plädoyer verfasst gegen die Agonie, gegen die Entscheidungsscheu und gegen selbstzufriedene Bräsigkeit einer Weltgegend, die es gewohnt war, die Geschicke des Globus als Hegemon zu lenken.

 

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