Cicero im Juli - Rätselhaftes Virus

Das Coronavirus hat in den vergangenen anderthalb Jahren Millionen Menschenleben gekostet und unermesslichen Schaden angerichtet. Sollte es tatsächlich aus einem Labor in Wuhan stammen, läge darin unvorstellbarer politischer Sprengstoff. Im Juli-Cicero widmen wir unsere Titelgeschichte der Labor-Theorie.

Cicero im Juli
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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Es ist ein ungeheuerlicher Verdacht: Stammt jenes Virus, das in den vergangenen anderthalb Jahren Millionen Menschenleben gekostet und Schäden in unermesslicher Höhe verursacht hat, gar nicht von einem Tier? Sondern aus einem Labor, von wo es – aus welchen Gründen auch immer – in die Außenwelt gelangen konnte? Einer der Ersten, die diese These vertraten, hieß Donald Trump. Doch der ehemalige US-Präsident war ein denkbar schlechter Gewährsmann. Denn einem notorischen Lügner wie ihm konnte man leicht unterstellen, dass er mit seinem Geraune lediglich ablenken wollte vom eigenen Versagen im Kampf gegen Corona. Und so war die Sache, zumindest in der Öffentlichkeit, schnell abgehakt.

Doch siehe da: Auch unter Trumps Nachfolger Joe Biden ist plötzlich wieder von der Laborthese die Rede. Und zwar mit reger Beteiligung amerikanischer Geheimdienste, die nach und nach gezielt Indizien lancieren, wonach das Virus keineswegs von einem Markt in der chinesischen Metropole Wuhan stammt, sondern aus dem in unmittelbarer Nähe gelegenen Wuhan Institute of Virology. Aber es sind eben nicht nur opake Quellen im Secret-Service-Milieu, die dieser Überlegung neue Nahrung geben.

Eine Reihe von Merkwürdigkeiten

Denn auch seriöse Wissenschaftler beschäftigen sich seit langem mit der Frage, welchen Anteil womöglich einige ihrer Kollegen am Ausbruch der globalen Seuche gehabt haben. Der Genetikprofessor Günter Theißen etwa spricht mit Blick auf das SARS-CoV-2-Virus von „einer ganzen Reihe von Merkwürdigkeiten in diesem Virusgenom“; einiges deute darauf hin, dass es tatsächlich ein Produkt von Gain-of-Function-Forschung sein könnte, bei der Viren durch Genveränderungen neue Eigenschaften erhalten. Seltsamerweise werden solche Zwischenrufe hierzulande immer noch als verschwörungstheoretisch abgetan.

Höchste Zeit also, sich des Themas anzunehmen. In der Titelgeschichte widmen wir uns deshalb der Laborthese und beleuchten alle Punkte, die dafür- und die dagegen- sprechen. Aber selbstverständlich geht es in dieser heiklen Angelegenheit mitnichten bloß um wissenschaftliche Aspekte. Denn wenn sich die Hinweise auf menschliches Zutun – ob mit Absicht geschehen oder aus Versehen – verdichten sollten, dann läge darin eine immense politische Sprengkraft. Besonders für China. Doch auch die deutsche Regierung dürfte wenig Interesse daran haben, dass die Erzählung von wegen einer natürlichen Zoonose noch einmal hinterfragt wird.
 

Dieser Text stammt aus der Juli-Ausgabe des Cicero, die Sie jetzt am Kiosk oder direkt bei uns kaufen können.

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