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Caspar Hedberg

Afghanischer Reitsport Buzkashi - Nichts für Weicheier

Das afghanische Reiterspiel Buzkashi ist Machokult und Machtpolitik in einem. Der Fotograf Casper Hedberg hat die Akteure und ihre Pferde mit der Kamera begleitet

Autoreninfo

Böge, Friederike

So erreichen Sie Friederike Böge:

Unter den Taliban war es verboten, nach dem Einmarsch der westlichen Truppen erlebte es eine Renaissance: Buzkashi – afghanischer Nationalsport, archaischer Männlichkeitskult und Bühne für Machtdemonstrationen der Kriegsfürsten.

Bei dem jahrhundertealten Spiel, das auf Dschingis Khan zurückgehen soll, kämpft eine zahlenmäßig nicht begrenzte Horde von Reitern um den Kadaver einer Ziege. Sieger ist, wer das tote Tier quer über das Spielfeld um eine Fahne manövriert und es dann in einem markierten Feld vor der Ehrentribüne fallen lässt. Dort geben sich Drogenbarone, Kriegsfürsten und Großgrundbesitzer ein Stelldichein. Sie sind die Ausrichter der Spiele und die Besitzer der Pferde, die eigens für das Schauspiel trainiert und gezüchtet werden. Um ihr Ansehen zu steigern, lassen die Mächtigen am Spielfeldrand Gelage für ihre Gäste auffahren und über den Stadion­sprecher hohe Geldsummen für die Sieger ausrufen.

[gallery:Nichts für Weicheier]

Die besten Reiter, genannt Chapandaz, werden im Volk wie Popstars verehrt. Sie müssen hart im Nehmen sein, denn beim Buzkashi gibt es weder Regeln noch Schiedsrichter. Die Lederpeitsche, die die Chapandaz zwischen den Zähnen tragen, kann nach Belieben gegen Pferd und Reiter eingesetzt werden.

Das schwer zu durchschauende Wirrwarr der Spieler, die sich ohne erkennbare Strategie in einem Pulk um die tote Ziege scharen, bis einer mit der Beute davonprischt, ist oft mit der afghanischen Politik verglichen worden. Hier wie dort sind Allianzen nur von kurzer Dauer. Feste Teams gibt es nicht.

In den Winter- und Frühlingsmonaten versammeln sich an Freitagen Tausende Besucher zu Buzkashi-Wettkämpfen an den Rändern der Städte. Frauen aber sucht man im Publikum vergeblich. Auch die gebildete Mittelschicht macht einen Bogen um das wilde Treiben.

Die Taliban ließen den Kultsport in den neunziger Jahren verbieten, weil sie jede Art der Unterhaltung als unislamisch ablehnten. Den Gotteskriegern aus dem Süden war das Spiel aber auch deshalb suspekt, weil es vor allem bei den nordafghanischen Stämmen der Usbeken und Tadschiken beliebt ist. Und weil die Kriegsfürsten der gegnerischen Nordallianz die Buzkashi-Szene dominierten – und heute wieder dominieren.

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