Dieses Bild ist leider nicht mehr verfügbar
picture alliance

Teslas Model 3 - Das ist kein Auto für die Straße

Teslas Elektrofahrzeuge sind zu aufwendig produziert, ihre Reichweiten sind zu kurz und ihre Batterien belasten die Umwelt. Das gilt auch für das neueste Modell, den Tesla 3  

Autoreninfo

Carl Christian Jancke, 51, ist Journalist (Handelsblatt/WELT-Gruppe), Blogger und Analyst bei der Historic Autombile Group International. Er war von 1977-83 Salemer Schüler und von 1989-92 Mitglied im Präsidium der Altsalemer Vereinigung.

So erreichen Sie Carl Christian Jancke:

Mit dem Tesla lädt der Star sein gutes Gewissen auf, wenn er von der Villa in Beverly Hills (in der auch noch richtige Autos stehen) die viertel Stunde ins Studio nach Hollywood fährt. Zeigt er sich dann noch mit dem Elektroauto auf dem Sunset Boulevard, ist das auch noch imagefördernd. Jetzt wird das gute Gewissen massenkompatibel.

Für 35.000 Dollar kann man das kleinste Auto, genannt Model 3, vorbestellen. Noch ist es nicht gebaut; erst Ende 2017 soll es vom Fließband laufen. 275.000 Menschen haben am Wochenende 1.000 Euro angezahlt, womit der amerikanische Produzent schon mal 275. Mio. Dollar eingenommen haben kann. Das twittert Tesla-Gründer Elon Musk, der seinen Reichtum auf dem Bezahlsystem Paypal gegründet hat.

Elektroautos werden in den USA subventioniert

Für die Käufer kann die Lotterie ein Gewinn sein. Bis zu 200.000 Elektroautos werden pro Jahr mit einer Prämie von 7.500 Dollar vom amerikanischen Staat pro Wagen gefördert. Da solidarisiert sich auch der Durchschnittsamerikaner mit dem Hollywoodstar und fährt elektrisch zur Arbeit und in den Stau. Dafür kann man den Wagen auch gerade noch gebrauchen. Letztlich verlagert das Elektroauto auch nur die Emission vom (nicht vorhandenen) Auspuff in den Schornstein des Kraftwerks. Denn weltweit ist die regenerative Energie ja eher die Ausnahme und weniger die Regel. Und wer das Elektroauto für besonders umweltfreundlich hält, übersieht den Aufwand, den seine Herstellung und Entsorgung verursacht. Denn schon beim Auto mit Verbrennungsmotor entfallen mindestens 25 Prozent aller Emissionen auf Herstellung und Entsorgung. Beim Elektroauto dürfte der Anteil deutlich höher sein. Auch die Lebensdauer des Akkus ist begrenzt, weshalb Renault die Akkus erst gar nicht mit dem Auto verkauft, sondern nur verleast. Beim Toyota Prius – und der ist als Hybrid auch noch zusätzlich mit einem Benzin-Antrieb unterwegs–;kostet der Akku immerhin 2.500 Euro und wird wohl alle zwei Jahre fällig. Das kompensiert die geringeren Stromkosten.

Elektroauto fristet Nischendasein

Entsorgt werden müssen die kaputten Akkus trotzdem. Ob ein Elektroauto der Umwelt weniger schadet als eines mit Verbrennungsmotor, ist also zweifelhaft. Dabei spielen nicht nur die giftigen Akkus eine Rolle, sondern auch ihr Gewicht. Die Energiedichte moderner Batterien liegt im einstelligen Prozentbereich verglichen mit der von Benzin oder Diesel. Obwohl die Akkus um rund zwei Drittel schwerer sind, erzielen sie nur einen Bruchteil der Reichweite.

Solange es also keine vernünftige Speichertechnologie für den Elektroantrieb gibt, bleibt er eine Nischenanwendung. Als solche hat er durchaus seine Berechtigung, etwa beim innerstädtischen Car-Sharing oder als Zweitwagen für den Pendler. Auch im öffentlichen Nahverkehr können Elektrobusse eine vernünftige Sache sein, auch wenn sie hohe Infrastrukturkosten verursachen. Als Low-Tech-Variante können sie auf den Hauptstrecken durch eine Oberleitung versorgt werden. Modernere Konzepte ermöglichen das drahtlose Laden an jeder Haltestelle durch entsprechend in die Asphaltdecke eingelassene Ladestationen. Aber das alles kostet natürlich ungeheuer viel Geld und hat kaum Auswirkungen auf die innerstädtischen Emissionen. Das gilt auch für die Streetscooter von der Post. Die hat ein Startup von der Universität Aachen gekauft und will ihren Fuhrpark von 30.000 Autos nach und nach mit dieser Eigenentwicklung ersetzen. 2.000 Stück sollen alleine in diesem Jahr gebaut werden.

Beschönigte Leistungsangaben

Wäre Elon Musk Vorstand bei Volkswagen, er wäre wegen falscher Angaben zu Leistung und Reichweite von den Medien geteert und gefedert worden und würde von der US-Justiz verfolgt. Die Reichweite für die verschiedenen Ausführungen des Modells S wird mit 550 bis 442 Kilometer angegeben. Die Fachzeitschrift „Auto Motor Sport“ und das „Forum der Tesla-Fahrer und Freunde“ kamen bei einer Außentemperatur von 13 Grad gerade mal auf rund 270 Kilometer.

Auch bei den Leistungsdaten des stärksten Modells S P90 D war man großzügig und addierte die Maximalleistung des Front- (510 PS) und Heckmotors (262 PS) großzügig auf satte 772 PS. Doch die sind bloße Theorie: Der Akku hat nicht mal eine Minute lang Kraft, um beide Motoren voll unter Strom zu setzen. Werden beide gleichzeitig betrieben, sind insgesamt nur zwischen 539 und 469 PS drin.

Die Besteller des frühestens ab Ende 2017 lieferbaren „Volks“-Tesla werden durch Leistungsdaten gar nicht erst verwirrt. Auf der ausschließlich englischen Homepage, auf der man per Mausklick seine Bestellung mit 1.000 Dollar Anzahlung abgeben kann, sind 215 Meilen (rund 330 km) angegeben. Auch das dürfte reichlich optimistisch sein. Eingedenk des Bestellformulars fragt man sich, warum vor den Tesla-Shops Schlangen standen.

Der Tesla ist kein vollwertiges Automobil, sondern ein Lifestyle-Produkt

Und Elektroautos brauchen erst eine vernünftige Speichertechnologie. Die irrwitzige und überflüssige Anzahl von einer Million Elektroautos in Deutschland auf die Straße zu bringen, fördert vielleicht das Image der Umweltministerin. Die Subventiontionierung von 5.000 Euro, die sie plant, wird nicht zum Erfolg führen. Die TU Braunschweig schätzt, dass mit einer Prämie 389.000 Elektro-Autos (inklusive Hybrid) auf deutschen Straßen rollen würden. Ohne wären es 23.000 weniger. Die Community „Motor-Talk“ hat ihre Nutzer befragt: 70 Prozent würden auch mit einer Prämie kein Elektroauto kaufen.
Dass es zukunftsfähige Elektroautos geben könnte, zeigte Jaguar schon zu Beginn des Jahrzehnts. Gerade mal 100 Gramm CO² produzierte die kleine und leichte Gasturbine im Heck des Supersportwagens. Damit trieb sie vier bis zu 912 PS starke Elektromotoren in den Radnaben an. Doch die geplanten 250 Autos wurden nicht gebaut. Wer das atemberaubende Geschoss bewundern will, sollte sich den aktuellen James-Bond-Streifen „Spectre“ ansehen. Dort fährt Bösewicht Christoph Waltz mit einem Prototyp umher. Dass das Konzept nicht so recht funktioniert, bemerkt man dort allerdings auch. Für die Dreharbeiten bekam der Wagen lieber einen herkömmlichen Benzinmotor.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.