Lasset uns Müll trennen

In den säkularen westlichen Gesellschaften ist der Ökologismus zu einer neuen Glaubenslehre herangereift. Die Natur ist gut, der Mensch ist schlecht. Die grünen Hohepriester dulden keinen Widerspruch mehr – höchste Zeit für eine Trennung zwischen Religion und Staat.

Schützen die Wasser des Atlantiks die europäische Aufklärung vor einem Rückfall in fromme Einfalt? Viele Kommentare nach der Wiederwahl George W. Bushs klangen danach. Deutsche Hollywood-Filmer und kalifornische Saab-Fahrer kündigten einen Massenexodus nach Old Europe an. Dort die Festung Bibel schwingender Hinterwäldler. Hier der Hort kritischer Rationalität. Wirklich?

Die meisten Deutschen und viele Europäer sind in der Anwendung der Prinzipien der Aufklärung in etwa so konsequent wie die Chinesen bei den Menschenrechten. Die Kirchen leeren sich, aber das heißt noch lange nicht, dass nun Skeptiker, Freidenker und Agnostiker das Terrain erobern. Das offenbar konstante Bedürfnis nach Seelenheil sucht sich in einer vermeintlich weltlich emanzipierten Gesellschaft lediglich andere Wege. Die neue Frömmigkeit irrlichtert irgendwo umher zwischen dem Dalai Lama und der Walldorf-Schule, Greenpeace und Peta. In den gebildeten Schichten breiten sich neue religiöse Strömungen aus: Anthroposophie, Buddhismus und Esoterik in allerlei Spielarten. Die stärkste und am weitesten verbreitete Strömung lehnt es jedoch strikt ab, Glauben genannt zu werden: der Ökologismus.

Ökopazifistische Kreise stimmen in ihrer Ablehnung der Stammzellen-Forschung mit ihrem Lieblingsfeind George W. dem Schrecklichen vollkommen überein. Während Bush nicht will, dass man Gott ins Handwerk pfuscht, glauben sie, man versündige sich an einer als harmonisch imaginierten Natur. Das ewige Leben findet in unablässigen Recycling-Schleifen seine Entsprechung und die Buße erfolgt in Form des Dosenpfandes. An die Stelle des jüngsten Gerichtes tritt die Klimakatastrophe und statt Kirchtürmen ragen Windräder gen Himmel. „Wir haben verlernt, unsere Erde zu lieben“, barmte jüngst die Kolumnistin einer Boulevardzeitung, welche in einer großen Serie den Weltuntergang für das Jahr 2060 ankündigte. Unter einer weltlichen Camouflage befinden wir uns auf dem Weg zurück zur Naturreligion.

Der Ökologismus hat es in Deutschland beinahe schon zur Staatsreligion gebracht. Und die traditionellen Kirchen reihen sich in den grünen Pilgerzug ein, um nicht alle Schäfchen zu verlieren. „Mehr Demut gegenüber der Natur“, fordert Bischof Wolfgang Huber nach dem Seebeben in Süd-asien. (Ob sich die Platten-Tektonik im Indischen Ozean davon beeindrucken lässt?) Sein anglikanischer Kollege Bischof Anthony Russell deutet die globale Erwärmung als „neue Sintflut“ und Strafe für den „Ungehorsam der Menschen“.

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