Dieses Bild ist leider nicht mehr verfügbar
(picture alliance) Schokoweihnachtsmänner, Stollen und Lebkuchen finden sich schon wieder in den Regalen

Einzelhandel - Endlich, Weihnachten steht vor der Tür

Nachdem der Sommer dieses Jahr ausgefallen ist und zumindest in Berlin erfahrungsgemäß nahtlos in den Winter übergeht, ist es vom Einzelhandel nur konsequent, Anfang September bereits Christstollen und Lebkuchen anzubieten. Vielleicht ließe sich mit einer längeren Vorweihnachtszeit die Hauptstadt in einen attraktiveren Wirtschaftsstandort verwandeln.

Berliner Wahlkampf, das Fortschreiten der Eurokrise, Haushaltsdebatte im Bundestag, zehn Jahre 9/11, die Verhaftung zweier Terrorverdächtiger in Berlin und fast jeden Abend eine Talkshow in der ARD - die Kalenderwoche 36 des Jahres 2011 gab wirklich wenig Anlass zur Freude.

Aber Trost kam diesmal aus ungewohnter Ecke. Beim Einkaufen im Supermarkt sprangen sie mir plötzlich ins Auge: Dresdner Christstollen, Aachener Printen, Spekulatius, Lebkuchen, das ganze Weihnachtsprogramm. Zum Kauf konnte ich mich zwar noch nicht durchringen, aber besonders überrascht war ich auch nicht, dass die Adventszeit dieses Jahr schon im September beginnt.

Weithin bekannt ist, dass der Einzelhandel in guten Jahren mehr als 20 Prozent seines Jahresumsatzes in den Monaten November und Dezember erzielt. Da liegt es nahe, diese ertragreiche Phase um die Monate September und Oktober zu verlängern, zumal gerade in Berlin das Wetter im Winter den Händlern schnell einen Strich durch die Rechnung machen kann. Denn ausgerechnet nach dem ersten Schneefall und entsprechend frostigen Temperaturen fällt den von den Bezirken beauftragten Winterdiensten regelmäßig ein, dass sie gar nicht genug Streugut in ihren Lagern haben. Auch die Hauseigentümer nehmen es hier mit ihrer Räumungspflicht selten so genau. So entsteht flächendeckend eine mehrere Zentimeter dicke Eisschicht, die das Weihnachtsgeschäft der Unfallchirurgen, Orthopäden und Kfz-Mechaniker ankurbelt. Aber hier bewege ich mich in den Gefilden des leicht zu empörenden Kolumnisten Marguier.

Vielleicht ließe sich diese Berliner Expertise aber für den Einzelhandel und möglicherweise auch für das Finale des Berliner Wahlkampfes nutzbar machen. Letzterer ist ja bisher hauptsächlich dadurch aufgefallen, dass die Piratenpartei davon ausgeht, Berlin habe mehrere Millionen Euro Schulden, obwohl es in Wahrheit mehr als 62 Milliarden Euro sind, wodurch das Synonym Spreeathen eine völlig neue Bedeutung bekommt. Das Erschreckende ist auch hier nicht die Ahnungslosigkeit der Piraten, sondern die Tatsache, dass sie voraussichtlich mehr als fünf Prozent der Stimmen bekommen und ins Abgeordnetenhaus einziehen werden. Die anderen großen Themen sind Tempo 30, Nachtflugverbot und Tourismus und seit gestern wissen wir auch, dass Renate Künast nicht mehr Regierende Bürgermeisterin werden will.

Wie auch immer, worauf ich eigentlich hinaus wollte, ist die Tatsache, dass sich der ehemalige Flughafen Tempelhof als Park im Sommer mittlerweile großer Beliebtheit erfreut. Beauftragte man nun einen Streu- und Winterdienst, hätte man dort nach dem obigen Schema innerhalb kürzester Zeit eine riesige Eisbahn. Richtet man dann noch im alten Flughafengebäude ein Einkaufszentrum ein, würde aus Tempelhof im Handumdrehen das Berliner Rockefeller Center, was wiederum mehr Touristen auch in der kalten Jahreszeit nach Berlin locken würde. Man darf gespannt sein, welcher der Kandidaten diesen Vorschlag bis zum Wahlsonntag noch aufgreift.

Und auch wenn mir hier am vergangenen Freitag sowohl redaktionsintern als auch von Leserseite der Fußballsachverstand abgesprochen wurde, zu Unrecht, schließe ich thematisch passend mit dem alten Sepp-Herberger-Zitat: Nach dem Weihnachten ist vor dem Weihnachten!

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.