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Muslime nach Attentat - Demokraten müssen sich gegen Kulturlose erwehren

Die Muslime distanzieren sich deutlich von jeglicher Gewalt im Namen des Islam. Das Problem dieser Demokraten ist die Gleichzeitigkeit der Barbarei. Die Kluft verläuft nicht zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen, sondern zwischen Zivilisierten und Kulturlosen

Autoreninfo

Wulf Schmiese leitet das „heute journal“ im ZDF. Zuvor hat er als Hauptstadtkorrespondent, jahrelang auch für die FAZ, über Parteien, Präsidenten, Kanzler und Minister berichtet.

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Viel zu leicht gesagt wurde nach dem Massaker bei „Charlie Hebdo“: „Das hat mit dem Islam nichts zu tun.“ Es war eine gut gemeinte Solidaritätsfloskel. Hilfloser Politsprech.

Schon die Tatsache, dass nicht-muslimische Politiker ihren muslimischen Landsleuten eilig bestätigten, das Attentat habe nichts mit dem Islam zu tun, beweist das Gegenteil. Wie sehr die Bluttat Gläubige berührt, sie also durchaus angeht und weltweit aufwühlt, zeigt die Distanzierung und Verurteilung durch Muslime selbst.

Es waren Deutschlands führende Muslime, die am Dienstagabend zur Mahnwache riefen. Bundespräsident, Kanzlerin, Kabinett und Opposition fanden sich neben tausenden weiteren überwiegend Nicht-Muslimen als Gäste ein, so wie die Vertreter der christlichen und jüdischen Religionsgemeinschaften auch als Eingeladene kamen. Und am Donnerstag senden die Muslime nochmals ein starkes Zeichen aus: Die Zeit-Beilage „Christ und Welt“ druckt ihren breiten Appell für Presse- und Kunstfreiheit, für einen pluralen Staat. Die 99 Erstunterzeichner lehnen jede Form von Gewalt im Namen des Islam aus.

Zwischen Aufklärung und Barbarei liegen nur Breitengrade


Die meisten Muslime wissen eben, wie sehr das Unglück nicht nur von Paris, sondern in etlichen islamischen Staaten ihrer Mitverantwortung zugeschrieben würde, wenn sie darauf tatsächlich reagierten wie man auf Taten reagiert, die nichts mit einem zu tun haben.

Hätte es zu Zeiten der Kreuzzüge schon die Reformation und zu Zeiten der Glaubenskriege schon die Aufklärung gegeben, hätte auch kein aufgeklärter Priester sich anmaßen können zu sagen, das Schlachten habe nichts mit Christentum zu tun.

Das Problem des Islam ist die Gleichzeitigkeit der Geschehnisse. Zwischen Aufklärung und Barbarei liegen hier nicht Jahrhunderte, sondern nur Breitengrade. Es ist schwer zu leugnen, dass die Mehrzahl der jüngsten Anschläge auf der Welt von den Tätern mit ihrem islamischen Glauben begründet wurde. Von IS und Boko Haram wird nun täglich in den Nachrichten berichtet. Auch all die Attentäter von London, Luxor, Madrid und New York beriefen sich auf den Islam.

23 Staaten der Welt bestrafen Religionswechsel – es sind ausschließlich muslimische Länder. Und die meisten Flüchtlinge auf der Erde fliehen vor Regimen, die sich auf Allah berufen. Natürlich stimmt ebenso, dass jene, die da fliehen, größtenteils selbst Muslime sind.

Deutschlands Muslime stellen sich gegen die Killer


Ist es verwunderlich, dass eine Mehrheit in Deutschland den Islam als etwas eher Bedrohliches empfindet? Laut einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung haben 57 Prozent der Bundesbürger Angst vor dem Islam. Nun mag die Fragestellung solcher Meinungsumfragen so schlicht sein wie viele der Befragten selbst, weil es „den Islam“ gar nicht gibt, wie es auch „das Christentum“ nicht gibt. Auch hängt das Ergebnis solcher Studien häufig an der Fragestellung: Laut einer Zeit-Umfrage sehen 58 Prozent der Deutschen in der islamfeindlichen Abschottung Deutschlands eine größere Bedrohung als in einer stärkeren Verbreitung des Islam.

Hier greift keine islamische Kultur die westliche an, sondern bestenfalls sind es Kulturlose und Unzivilisierte, die sich auf den Islam berufen. Die Zivilisierten dieser Religion jedoch sind der überwiegende Teil aller Muslime. Jene sowohl in den 49 Staaten auf der Welt mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit wie auch die in allen anderen Ländern, wo sie eine Minderheit sind, etwa in Deutschland.

„Zusammen stehen – Gesicht zeigen“ war das Motto der Mahnwache mit 10.000 Menschen am Brandenburger Tor. Dieses Treffen war die Antwort von Deutschlands Muslimen und ihrem Land an Killer, die sich Muslime nennen. Diese Mörder mögen „religiöse Analphabeten“ und in Wahrheit Gottlose sein, aber sie morden im Namen einer Religion – „dem Islam“.

Muslimischen Verbänden in Deutschland reicht es nicht mehr, sich bloß zu distanzieren und zu sagen, das hat mit unserer Religion nichts zu tun. Es hat – leider! Doch die Stärkeren sind die muslimischen Gläubigen, die einen Islam leben neben Christen, Juden, Anders- wie Garnicht-Gläubigen. In Einigkeit und Recht und Freiheit.

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