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(picture alliance) Wählerstimmen auf dem Weg zur 5-Prozent-Marke: Ist bald Schluss mit der Linken?

Wählergunst - Die Linke hat ihren Zenit überschritten

In der Linken ist nach dem Rücktritt von Gesine Lötzsch der Führungsstreit ausgebrochen. Ein weiteres Zeichen für den Abstieg der Linken, die in Wahlumfragen der 5-Prozent-Hürde immer näher kommt

Nach dem Rücktritt von Gesine Lötzsch und dem dadurch entstandenen Führungsvakuum an der Spitze der Linkspartei wird darüber diskutiert, ob der durch diesen Rücktritt schon vor den bevorstehenden Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen ausgelöste Führungsstreit dem Ansehen der Linkspartei schadet oder nicht.

Natürlich trägt ein Kampf um Führungsposten in einer Partei generell nicht dazu bei, bei den Bürgern Sympathien zu gewinnen. Insofern mindert die jetzt in der Linkspartei ausgebrochene Diskussion die Präferenzen für die Linke weiter und bringt die Partei in die Nähe der 5-Prozent-Marke. Mit aktuell 7 Prozent der Wahlwilligen im neuen Stern-RTL-Wahltrend liegt die Linke somit weit unter ihrem Anteil bei der Bundestagswahl im September 2009, als sie gut 12 Prozent der gültigen Stimmen erhielt.

Doch die nach dem Rücktritt von Lötzsch zu registrierende Sympathie-Delle ist nur ein weiteres Indiz dafür, dass die Linke ihren Zenit in der Wählergunst wohl endgültig überschritten hat.

So nimmt ihre Kernwählerschaft – das waren und sind die Bürger in den neuen Bundesländern, die sich als Verlierer der Einheit fühlen – zwar langsamer als von vielen auch akademischen Wahlforschern kurz nach der Wiedervereinigung vermutet, aber doch stetig ab. Und bei den Wahlen, die seit 2009 im Gebiet der ehemaligen DDR stattgefunden haben – Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Ost-Berlin – brach die Linke im Vergleich zur Bundestagswahl 2009 drastisch ein.

In Sachsen-Anhalt erhielt die Linke bei der Landtagswahl 2011 nur noch 235.000 Stimmen, nachdem sie 2009 bei der Bundestagswahl noch von fast 350.000 Wählern gewählt wurde. Das entspricht einem Wählerschwund von 39 Prozent. In Mecklenburg-Vorpommern erhielt die Linke bei der Landtagswahl 2011 128.000 Stimmen weniger als 2009 und fiel von 252.000 auf 124.000 Stimmen (ein Wählerschwund von 49 Prozent). Und in Ost-Berlin, eine ihrer einstmaligen Hochburgen, ging die Zahl der Wähler von 238.000 bei der Bundestagswahl 2009 um 105.000 auf 133.000 zurück (ein Wählerschwund von 44 Prozent).

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Während die Linke im Osten des Landes aber - dank der zwar schrumpfenden, aber unverändert vorhandenen Kernwählerschaft - immer noch von rund einem Zehntel der Wahlberechtigten gewählt wurde (in Mecklenburg-Vorpommern wählten 2011 9, in Sachsen-Anhalt 12 und im Ost-Teil Berlins 13 von 100 Wahlberechtigten die Linke), wählten bei den Landtagswahlen, die seit 2009 in den alten Bundesländern stattfanden - mit Ausnahme der Wahl an der Saar - nur noch deutlich weniger als 5 Prozent aller Wahlberechtigten die Linke. Im Land Bremen wählten 2011 4, in Nordrhein-Westfalen 2010 sowie in Hamburg und im West-Teil Berlins 2011 3 und in Rheinland Pfalz und Baden-Württemberg 2011 noch 2 von 100 Wahlberechtigten die Linke. Der Wählerschwund der Linkspartei zwischen 2009 und den Wahlen danach betrug in Nordrhein-Westfalen 44, in Hamburg 54, in Rheinland-Pfalz 73, in Baden-Württemberg 65, in Bremen 70 und in West-Berlin 66 Prozent.

Und selbst im „Lafontaine-Land“ – dem Saarland – büßte die Linke bei der Landtagswahl in diesem Jahr im Vergleich zur letzten Bundestagswahl 46.000 Stimmen ein und wurde nur noch von 78.000 Wählern gewählt (2009 waren es noch 124.000). Auch im Saarland verlor die Linke zwischen 2009 und 2012 über ein Drittel (37 Prozent) ihrer früheren Wähler. Lafontaines Faszination lässt also auch in seinem „Kernland“ an der Saar nach. Für die Wähler in den anderen Ländern im Westen war er ohnehin nie in vergleichbarer Weise attraktiv. Dass er als Parteivorsitzender die Linke wieder zu neuen Höhen führen kann, darf deshalb bezweifelt werden.

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Die Linke, die bei der Bundestagswahl 2009 noch von 10,3 Prozent der 18- bis 25-jährigen Wähler gewählt wurde, darf zudem auch nicht mehr darauf hoffen, dass sie in ähnlichem Umfang wie bislang Stimmen von jungen Wählern erhält; die wandern nämlich zu den Piraten ab. In Berlin zum Beispiel gaben 16,8 Prozent aller 18- bis 25-jährigen Wähler den Piraten ihre Stimme. Damit erhielten die Piraten in dieser Altersgruppe mehr als doppelt so viele Stimmen wie die Linke. Bei den männlichen Wählern war die Diskrepanz in Berlin noch ausgeprägter: Während 20,4 Prozent der 18- bis 25-jährigen männlichen Wähler die Piraten wählten, wurde die Linke in dieser Gruppe nur von 7,5 Prozent gewählt.

Dass die Piraten auch bei den jungen Wählern „wildern“ ist zwar nicht die Ursache dafür, dass die Linke ihren Zenit überschritten hat, doch verstärkt das die Krise der Linke.

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