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Bundestagswahl - Leihstimmen-Kampagne der FDP zündet nicht

In der 8. Welle des Cicero-Wahlkampfindex zeigt sich: Die Kampagnen der Parteien haben ihren Endpunkt erreicht. Aber: Die Leihstimmenkampagne der FDP stößt ins Leere

Autoreninfo

Christoph Seils war Ressortleiter der „Berliner Republik“ bei Cicero bis Juni 2019. Im Januar 2011 ist im wjs-Verlag sein Buch Parteiendämmerung oder was kommt nach den Volksparteien erschienen.

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Der Wahlkampf ist fast vorbei, der Cicero-Wahlkampfindex hat in der vergangenen Woche seine 8. und letzte Welle erhoben. Und es zeigt sich: Der Wahlkampf ist auf seiner Zielgeraden angekommen. Der Dynamikindex stagniert (Grafik 1), im Vergleich zur Vorwoche ist er nur noch um 0,2 Punkte auf 46,2 Punkte gestiegen. Obwohl die Parteien in den letzten Tagen des Wahlkampfes noch einmal aus allen Rohren schießen, scheint das Land ausmobilisiert. Aber das lässt für den Sonntag wohl auch vermuten, dass es einen beachtlichen Nichtwähleranteil geben wird.

Grafik 1: Der Cicero-Wahlkampfindex im Zeitverlauf

Auch der Entscheidungsprozess schreitet voran, der Volatilitätsindex ist noch einmal um 2 Punkte, auf 24,4 Punkte abgesunken. In dieser Woche sagen noch 14 Prozent der Befragten, sie schwankten in ihrer Wahlentscheidung zwischen zwei oder mehr Parteien. Weitere 20 Prozent können sich vorstellen, ihre Wahlentscheidung noch kurz vor der Stimmabgabe ändern, um dadurch eine bestimmte Koalition zu unterstützen.

Grafik 2: Wahlentscheidung

Zusammengefasst lässt sich also sagen: Noch mehr Wahlkampf hilft in den kommenden (und letzten) 48 Stunden kaum mehr, aber entschieden ist die Wahl gleichwohl noch lange nicht.

Seit der bayerischen Landtagswahl blicken vor allem die Liberalen in den politischen Abgrund, auch bei der Bundestagswahl könnten sie an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern.

Eine der spannendsten Fragen auf der Zielgeraden des Wahlkampfes lautet deshalb: Kann die die FDP mit ihrer Leihstimmenkampagne noch etwas reißen. Schaut man auf unsere Indizes (und hier vor allem auf den Volatilitätsindex) und differenziert dabei nach den Koalitionen, die sich die Befragten nach der Wahl wünschen, zeigt sich: bei den Wählern, die sich eine Koalition von Union und FDP wünschen, gibt es nur noch wenig Bewegung.

Grafik 3: Wunschkoalitionen

Der Volatilitätsindex beträgt in dieser Gruppe der schwarz-gelben Befürworter nur 12,9 Punkte (Grafik 3), er ist damit nur halb so hoch wie bei allen Befragten. Gerade die bürgerlichen Wähler sind also schon ziemlich entschieden, was sie am Sonntag wählen werden. Die Sicht von CDU und CSU, dass man keine Stimme zu verschenken habe und die FDP es aus eigener Kraft schaffen müsse, wieder in den Bundestag einzuziehen, scheint zu verfangen. Selbst bei CDU-Wählern, die sich eine schwarz-gelbe Koalition wünschen, kommt der Volatilitäts-Index derzeit nur auf 10 Punkte.

Anders sieht es für die Große Koalition aus. Die Wähler die sich für die kommende Legislaturperiode eine Koalition von Union und SPD wünschen, ist noch mehr Bewegung möglich. Der Volatilitätsindex liegt mit 26,3 Punkten über dem Wert für alle Befragten.

Den Cicero-Wahlkampfindex hat Cicero gemeinsam mit Professor Thorsten Faas von der Universität Mainz und dem Meinungsforschungsinstitut YouGov entwickelt. Für den Index werden regelmäßig 2.000 Wahlberechtigte im Rahmen des YouGov-Bundestagswahlpanels befragt, das bis zur Woche nach der Wahl läuft.

 

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