Ein während eines russischen Angriffs beschädigter Bahnwaggon / Imago Images

John Mearsheimer über den Ukraine-Krieg - „Die Deutschen tun einfach nur, was die Amerikaner ihnen sagen“

Der amerikanische Politologe John Mearsheimer spricht im Interview über die Rationalität von Staatschefs, den Fortgang des Ukrainekriegs, Israels Kampf gegen die Hamas – und über Deutschlands Weg in Sachen Energie und Migration.

Alexander Marguier

Autoreninfo

Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

So erreichen Sie Alexander Marguier:

John Mearsheimer, geboren 1947 in New York, ist Politikwissenschaftler an der University of Chicago und einer der einflussreichsten Politologen seiner Generation. Er zählt zu den sogenannten Neorealisten. Ein Vortrag, den Mearsheimer bereits im Jahr 2015 in Chicago über den Ukrainekonflikt hielt, wurde auf Youtube bisher mehr als 30 Millioen Mal aufgerufen. Soeben erschien sein Buch „How States Think – The Rationality of Foreign Policy“ (gem. m. Sebastian Rosato, Yale University Press).

Herr Mearsheimer, in Ihrem neuen Buch vertreten Sie die These, dass Staatsführer besonders in kritischen außenpolitischen Situationen wesentlich rationaler handeln, als es ihnen gelegentlich unterstellt wird. Und dass persönliche psychologische Motive überschätzt werden. Im Zusammenhang mit dem russischen Angriff auf die Ukraine hieß es vielfach, dieser sei insbesondere Putins Besessenheit von seinem Nachbarland geschuldet. Dem würden Sie dann wohl widersprechen?

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Jochen Rollwagen | Mo., 25. Dezember 2023 - 13:39

Nachdem die Ukraine nun - endlich - die ersten F-16 Kampfjets erhalten hat betragen die russischen Verluste bereits vier moderne SU-34 Kampfjets in den ersten Tagen. Nachdem Rußland bereits ein Drittel der Schwarzmeer-Flotte verloren hat wird jetzt die russische Luftwaffe dezimiert. Daß Herr Putin versucht, die Niederlage in einen "Waffenstillstand" umzuverhandeln ist nachvollziehbar. Daß westliche "Experten" ihn darin unterstützen - eher nicht.

Klaus Funke | Mo., 25. Dezember 2023 - 15:12

Antwort auf von Jochen Rollwagen

Allerdings ist das nicht unsere Freude und ob es am Ende mit einer russischen Niederlage endet, ist mehr als fraglich, eher westliches Wunschdenken. Es wird mit einer Kapitulation Kiews enden, alles andere sind Brüsseler und Oval Office Weihnachtsträume.

über solche Nachrichten nicht erfreut sind, wenn Ihre russischen Freunde so zahlreich vom Himmel geholt werden und mal so innerhalb weniger Tage ziemlich teures Fluggerät verlieren überrascht nicht. Aber das sind Befindlichkeiten und letztlich vollkommen irrelevant! Entscheidend ist: Es zeigt eben, wie wichtig moderne Waffensysteme für die Ukraine sind, um den russischen Aggressoren ihren Krieg so teuer und verlustreich wie nur möglich zu machen. Da kann man nur hoffen, dass die Ukraine noch zahlreicher damit ausgestattet wird und die russische Luftwaffe langsam aber kontinuierlich dezimiert wird. Dann schauen wir mal, ob Putins Flieger nicht das gleiche Schicksal ereilt wie die Schwarzmeerflotte.

Haben Sie nur Geduld und warten wir ab. In diesem Krieg wird Russland, egal was da in die Ukraine noch hineingepumpt wird, nicht der Verlierer sein. Auch in der Vergangenheit hat man sich diesbezüglich oft zu früh die Hände gerieben. Wenn die Ukraine als staatliches Gebilde erhalten werden soll, sollte es Verhandlungen geben, und zwar bald. Alles andere ist pure Dummheit. Und kein Wunder, wenn man bedenkt, dass ein alter störrischer und seniler Mann die Führung hat. Sein Ende ist genauso abzusehen wie ein Verbluten der Ukraine. Wenn die Republikaner, ob nun mit oder ohne Trump, in einem Jahr die elections gewinnen, werden die Karten neu gemischt. Biden ist so oder so weg vom Fenster und mit ihm diese ganze Connection, nicht komplett freilich, aber in den USA reift die Erkenntnis, dass das Setzen auf die ukrainische Karte ein Fehler war, vor allem vor dem Hintergrund, dass in Konflikt mit China nicht mehr aufzuhalten ist. Ihnen und allen politischen Gegnern hier im Forum alles Gute!

alessandro laporta | Di., 26. Dezember 2023 - 13:38

Antwort auf von Klaus Funke

"Alles andere ist pure Dummheit. Und kein Wunder, wenn man bedenkt, dass ein alter störrischer und seniler Mann die Führung hat. "

Ja, Putin ist tatsächlich ein alter störrischer, seniler kleiner Mann, der leider zum Leidwesen der Russen und all den anderen die Führung hat.

sind Ihre Befindlichkeiten, die des Herrn Funke oder meine vollkommen irrelevant. Russland wird den Krieg nicht verlieren, weil es ihn nicht verlieren kann. Kriegsgeile wie Sie Herr laporta, schwadronieren ständig über die Waffen, die wir liefern sollen, wie wäre es, wenn Sie, Herr laporta, als Bedienpersonal gleich mitgeliefert werden? Dann hätte sich das Thema sehr schnell erledigt. Da wäre Ihr Dummgelabere schnell beendet. Mir ist es definitiv zuviel, wenn diese Vasallenregierung nächstes Jahr einen Notstand ausruft, um weitere zig Milliarden in das Menschengrab Ukr zu stecken. Mit Ihrem Geld wäre mir das egal, mit meinem nicht. Alle ihre hohlen Gesinnungsgenossen sollten in der Ukr. militärischen Dienst tun, schon wären alle Interessen befriedigt. Aber ganz so wenig Grips habt ihr dann doch wieder nicht.

die einzigen wirklich Kriegsgeilen sind Leute wie Sie, die Kriegsverbrecher wie Putin unterstützen. Leute wie Sie haben nichts aber auch gar nichts aus der Geschichte gelernt. Die Feigheit, der Defätismus und die Bewunderung für einen Kriegsverbrecher in diesem Forum ist erschreckend, aber zum Glück nicht repräsentativ. Menschen wie Sie haben glücklicherweise nicht darüber zu entscheiden, ob und wie wir die UA weiter und vor allen Dingen ausreichend unterstützen.

Kategorie Sportpalastjubler, die auch daran geglaubt haben, was der Herr vorne auf der Bühne in Mikrofon von sich gegeben hat. Sie haben es geglaubt, weil sie es nicht besser wussten. Heute kann sich niemand mehr damit herausreden, etwas nicht gewusst zu haben. Auf der anderen Seite ist es eben auch so, dass gewisse Menschen Probleme mit dem selbst Denken oder mit sich umfassender zu informieren haben. Aus jedem Kommentar von Herrn Rollwagen bricht die Kriegsgeilheit (natürlich woanders) durch. So Leute haben für mich ihre Legitimation als erwachsene, gebildete, selbstbewusste Bürger verloren. Sie sind exakt das Produkt dessen, was man andernorts für die Masse der Lemminge geplant hat. Das Chorona - Sozialexperiment ist dafür ein sehr gutes Beispiel. Herr Funke, auch solche "Ottos" werden es irgendwann erkennen, allerdings erst, wenn der Markt verlaufen ist.

"Kategorie Sportpalastjubler, die auch daran geglaubt haben, was der Herr vorne auf der Bühne in Mikrofon von sich gegeben hat. Sie haben es geglaubt, weil sie es nicht besser wussten. "

Solche Vergleiche, Herr Latell zeigen immer wieder, dass Sie in Geschichte weder aufgepasst noch diese verstanden haben.
Die Art und Weise wie Sie hier schreiben, erinnert an immer die gleichen russischen Desinformationskampanien. Damit erreichen Sie vielleicht die Naivlinge und weniger Informierten in ihrer Bubble, der Rest dürfte sich eher angewidert abwenden.

"So Leute haben für mich ihre Legitimation als erwachsene, gebildete, selbstbewusste Bürger verloren." Beschreiben Sie sich und Ihre Bubble damit?

Gerhard Lenz | Mo., 25. Dezember 2023 - 14:27

was die Ukrainer wollen, offensichtlich zweitrangig. Denn was einzig für ihn zählt, sind die Interessen der Großmächte. Verstößt die Ukraine also gegen die Interessen Rußlands, so ist Putins Handeln nachvollziehbar; wenn auch vielleicht moralisch fragwürdig, so doch geostrategisch verständlich. Was also dem russischen Kriegsverbrecher das grenzenlose Recht gibt, in - unabhängigen - Nachbarstaaten als eine Art Kolonialherr aufzutreten.
Wenn Mearsheimer Deutschland folglich primär als Vasallen der USA sieht, dann bezeugt auch das seine Sicht einer fast schon naturgegebenen Dominanz der Großmächte, denen sich ein Land wie DE gar nicht entziehen darf, geschweige denn kann.
Mearsheimers Sicht ist noch immer vom Kalten Krieg bestimmt. In den USA gilt er schon lange nicht mehr als DIE Autorität. Im Übrigen wäre auch hier die Veröffentlichung einer Gegenposition wünschenswert. Denn so kommt der Artikel höchstens den bekannten Antiamerikanisten entgegen, die Putin aus Prinzip freisprechen.

Es wäre wunderbar, Russland als demokratische Nation wieder im Kreise anderer Demokratien begrüßen zu können.

Sie aber, Funke, sind besessen von Putins Personenkult und dem russischen Faschismus.

Sonst würden Sie beispielsweise nicht ständig gutheissen, dass Nawalny, dessen einziges "Verbrechen" Opposition zu Putin war, willkürlich jahrzehntelang eingekerkert wird.

Ganz offensichtlich können Sie mit westlichen Werten absolut nichts anfangen.

Der Archipel Gulag erfährt unter Putin seine Fortsetzung. Augenscheinlich zu Ihrer Freude!

Solch wirres Zeig kann nur ein Lenz schreiben. Dümmliche Unterstellungen, die mit der Realität und meiner Vita nichts aber auch gar nichts zu tun haben. Sie haben weiß Gott keine Ahnung und von mir (glücklicherweise!) nicht das Geringste. Phantasieren Sie sich die Biografien nur weiter so zusammen. Freilich gibt es Leute, von denen ich wünschte, dass der liebe Gott sie zu sich nähme, aber Nawalny gehört nicht dazu. Ich bedaure ihn, ein armer von seinem Hass fast zerfressener Mensch. Er wird keine Rolle mehr spielen. So wie Sie auch nicht, Lenz.

Mearsheimer ist Politiologe. Er ist kein Propagandist für ein politisches System. Er betrachtet politische Systeme sowie Staaten von der neutralen Seite aus. Dass er weder die Ukraine noch Russland über den grünen Klee lobt, ist verständlich. Man kann über dessen Neorealismus fachsimpeln, der dem klassischen Neorealismus sogar widerspricht. Es bleiben seine Erklärungen über moderne Zivilisationsentwicklungen, warum oder wieso diese oder jene was national tun oder nicht. Dass Mearsheimer die USA als Schutzmacht für Deutschland definiert, ist keine alte Propaganda, sondern gelebte Politik Deutschlands. Und ich begrüße es, dass Deutschland noch wen als Schutzmacht hat, wenn ich mir Deutschland von innen militärisch, wirtschaftlich und sozial anschaue (die NATO steht und fällt mit bzw. ohne den USA). Die Welt ist nicht sicherer geworden, seit sich neue internationale militärische Allianzen und wirtschaftliche Bündnisse finden (siehe BRICS).

Gerhard Lenz | Di., 26. Dezember 2023 - 10:14

Antwort auf von Jens Böhme

Und ein Politologe hat keine eigene Meinung?

Interessant..

Keppelen Juliana | Di., 26. Dezember 2023 - 10:14

Antwort auf von Jens Böhme

Ich frage mich vor wem müssen wir denn geschützt werden? Von wem wurden wir denn so bedroht? Die größte Bedrohung war ja die Lieferung von preiswerter Energie aber diese Bedrohung hat ja unsere derzeitige Regierung in einem heroischen Kampf abgewendet. Wie meinte schon Volker Pispers "es ist gut wenn man weiß wo der Feind steht, so hat der Tag Struktur" und die Waffenschmieden Aufträge.

Gerhard Lenz | Di., 26. Dezember 2023 - 10:50

Antwort auf von Keppelen Juliana

Achtung Satire: Nach einschlägigen Quellen sollen feindliche NATO-Truppen bereits an der Grenze zum Deutschen Reich stehen.

Frage, speziell an Sie, Frau Keppelen: Sollten wir Russland um Beistand bitten, so wie die DDR 1953, Ungarn 1956 und die CSSR 1968 die Sowjetunion?

Im März 2024 stehen in der Ukraine eigentlich Präsidentschaftswahlen an. Doch der aktuelle Präsident Wolodymyr Selenskyj findet: "Das ist nicht der Moment für Wahlen." (Zeit 07.11.2023
Ja, was wollen die Ukrainer?
So werden wir es nicht erfahren,
Wollen die Ukrainer Frieden oder Ostukraine und Krim dazu.
Was Wolodymyr ist bekannt

Eine klare Sprache spricht die Zahl der Geflüchteten, etliche Millionen. Dann die Hunderttausende, die sich der Wehrpflicht entziehen, zuzüglich die Zahl derer, die an der Grenze geschnappt werden. Schaut man sich die Frontabschnitte an, kommt man nicht umhin, festzustellen, dass bei einem derartig großen Flächenstaat eine Flucht ins Ausland nicht unbedingt zwingend ist.
Sie kommen aus einem Land, dessen Lebensbedingungen sie Jahre ihres Lebens kosten (stark verminderte Lebenserwartung), sie erleben eine "regelbasierte Demokratie", in der die Korruption blüht. Korruption bedeutet : Der Staat bestiehlt uns. Wir kommen auf keinen grünen Zweig!" In diesen Staat haben sie kein Vertrauen, viele wollen hier eine neue Existenz gründen, viele wären auch schon gerne vor dem Krieg in die EU ausgereist, hätten aber dazu ein Visum gebraucht.
Das Land befindet sich im Ausnahmezustand des Kriegsrechts. Wen interessiert da schon die Meinung der Bevölkerung.
Nur am Rande: Hier hofreiterts übel

Mearshheimer ist v.a. ein Politikwissenschaftler und Vertreter einer Denkschule, die den Kalten Krieg dominiert hat - des "Realismus". Es ist eine sehr kühle Denkschule. Internationale Beziehungen bestehen in einem ewigen Konflikt der Nationen um Sicherheit in einer anarchischen Welt, die Währung ist Macht und die Nationen werden weitgehend mit ihren Eliten gleichgesetzt. Gesellschaftliche Fragen wie was die Ukrainer oder die Deutschen wollen halten die Realisten für weniger relevant. Weniger weil die sich entziehen dürfen - sondern weil sie es schlicht nicht können.
Moralisch ist der Realismus natürlich nicht - das ist aber auch die Newtonsche Physik nicht. Es geht um die Mechanik der Politik und um die Frage, ob sie richtig ist oder nicht.

Chris Groll | Mo., 25. Dezember 2023 - 14:37

"Und die politische Lösung besteht darin, dass die Palästinenser einen eigenen Staat bekommen. Aber die Israelis lehnen das entschieden ab. Stattdessen denken sie, dass sie die Palästinenser in die Unterwerfung prügeln und gleichzeitig die Hamas militärisch besiegen können. Das ist ein Hirngespinst, das wird nicht passieren. "
Was ist dasfür eine sonderbare Aussage. Es sollte auch diesem Herrn Mearsheimer bekannt sein, daß die Palästinenser eine Zweistaatenlösung schon mehrfach abgeleht haben. ""die Palästinenser in die Unterwerfung prügeln"". Leider muß ich sagen, daß mir diese Aussage - unwidersprochen und unhinterfragt von Herrn Marguier - sehr zu denken gibt.
Schade, ein überflüssiges Interview. Man erkennt sofort seine einseitige befangene Sicht auf Israel. Er argumientiert dem Zeitgeist entsprechend.
Über die Aussagen, die die Ukraine betreffen erlaube ich mir kein Urteil.

Bernd Windisch | Mo., 25. Dezember 2023 - 17:18

Es ist wohltuend eine rationale Stimme in aufgeheizten Zeiten zu hören.

Die Deutschen haben in der Vergangenheit viele irrationale und teure und Fehlentscheidungen getroffen.

Eine kleine laute Minderheit gilt es in den kommenden Jahren von den Schalthebeln der Macht fernzuhalten.

Gerhard Fiedler | Mo., 25. Dezember 2023 - 17:27

Was Herr Mearsheimer zum Ukrainekrieg schreibt, ist genau das, was auch ich hier im Forum stets vertreten habe, dafür aber als Putin-Versteher beschimpft wurde. Putin und Russland verstehen den Beitritt der Ukraine zur Nato zurecht als Bedrohung für ihr Land. Europa und Deutschland hingegen werden von Russland nicht bedroht. Für Europa kämpft die Ukraine daher auch nicht, sondern für die Interessen der USA. Die Schuld an diesem unnötigen Konflikt ist klar bei den USA zu sehen, die die Annäherung Russlands an Europa und Deutschland stets mit Argwohn betrachten. Und richtig, Deutschland tut alles, was die USA verlangt, damit diese in Europa bleiben. Sogar der Terrorakt auf Deutschlands Energieversorgung wird hingenommen, bei dem selbst die Vierte Gewalt im Staat mitspielt. Beschämender geht's nimmer. So werden EU und Deutschland niemals unabhängig, geschweige denn von der Welt ernst genommen. Gute Beziehungen zu den USA und Russland sollten genügen.

Urban Will | Mo., 25. Dezember 2023 - 19:08

Die hier von den üblichen Dampfplauderern und Hobby – Empörten in Sachen Russland als „Putinversteher“ und „-verehrer“ verhöhnten Foristen schreiben seit Beginn des Krieges letztendlich nichts anderes.
Während die USA in Fragen ihrer eigenen Sicherheit jeden Krieg anfangen „dürfen“, ist das im Falle Russland halt anders und Putin hat der Welt nun mal gezeigt, dass er sich dies nicht mehr bieten lässt.
Dieser Krieg war – das kann man immer wieder betonen – so unnötig wie ein Kropf und hätte mit guter Politik verhindert werden können.
Ein Dauer – Konflikt wie an der Levante, der nun in der Tat droht, ist gewiss keine Lösung, die sich irgendjemand wünschen könnte.
Zu Gaza: Wie von Herrn Groll schon geschrieben: Eine Zweistaatenlösung wird es deshalb nicht geben, weil die Hamas oder was nach ihrer Vernichtung nachkommen wird, Israel von der Erdkarte tilgen möchte. Und solange das so ist, wird das Kämpfen dort nicht aufhören. Aber Israel hat sich längst daran gewöhnt.

Thorwald Franke | Mo., 25. Dezember 2023 - 22:50

Nehmen wir die Zweistaatenlösung in Israel. Schön wär's ja. Aber die kann man nicht einfach so hinstellen. Zuerst müssen die Palis sich deradikalisieren. Und auch diejenigen, die die Radikalen züchten (Iran) müssen aufhören. Davon redet er aber nicht. - Beispiel Ukraine: Es sei also ein Märchen, dass Putin immer weiter machen wird mit seinen Expansionen, wenn man ihn nicht stoppt. Mit Verlaub, es ist ein Märchen, dass das ein Märchen ist. Putin nennt die Nähe der NATO auch nie als Kriegsgrund, sondern dass dort Russland sei und die Ukraine nur ein künstliches Gebilde. - Schließlich Dtld: Mearsheimer kann sich offenbar nicht vorstellen, dass Menschen aus Ideologie dumme Dinge tun. Genau das ist aber der Punkt.

Wilfried Düring | Di., 26. Dezember 2023 - 00:00

In Amerika gab und gibt es viele bedeutende Stimmen, die seit etwa 20 Jahren vor einer Entwicklung gewarnt haben, die jetzt eingetreten ist. G. KENNAN, einer der bedeutendsten Strategen der US-Geschichte, warnte bereits 1998, dass die NATO-Erweiterung ein 'tragischer Fehler' sei, die eines Tages eine 'schlimme Reaktion durch Russland' hervorrufen würden. KISSINGER im Jahr 2014: 'Die Ukraine darf aus russischer Sicht niemals bloß "Ausland" sein.' Der Westen solle eine Linie wählen, die auf 'Aussöhnung' abzielt. Noch vor Kriegsausbruch warnte der Ökonom J. SACHS: Die NATO-Erweiterung sei fehlgeleitet und riskant. Wahre Freunde der Ukraine und des Weltfriedens sollten auf einen Kompromiss mit Russland drängen. Selbst Clintons Verteidigungsminister PERRY hielt fest, dass die NATO-Erweiterung aus seiner Sicht einen 'Bruch in den Beziehungen zu Russland sei'.
Ich selber habe aus Gründen der Geschichte Verständnis dafür, daß gerade Polen und Balten (aber auch andere) in die NATO wollten.

Wilfried Düring | Di., 26. Dezember 2023 - 00:03

Kluge Russen hatten/haben dafür auch Verständnis! Man hätte aber GLEICHZEITIG Rüstungskontrollverhandlungen führen und an einem System arbeiten müssen, für welches früher einmal der Begriff 'kollektive Sicherheit' geprägt wurde. Dies hätte mglw. auch geheißen, ggf. die NATO-Erweiterung ('Stützpunkte') zu BEGRENZEN. Heute fühlen sich Putin und seine Regierung (ob berechtigt oder nicht) 'eingekreist' – von Finnland, den baltischen Staaten und Polen über Rumänien bis zu Georgien. Und es reicht eben nicht zu sagen: '... Das ist nur so ein Gefühl. Habt euch nicht so. Wir arbeiten als NATO nur defensiv und sind ein Verteidungsbündnis. ...'. Es war genug Zeit, intelligente Lösungen zu erarbeiten, und Verträge zu vereinbaren.
Nun ist eingetreten was Kennan und Kissinger und andere (in Deutschland Krone-Schmalz) prophezeit haben!

Wilfried Düring | Di., 26. Dezember 2023 - 00:06

Dazu kommt (aus ost-deutscher Perspektive; ich bin ein Kind der 'DDR'): Auf Zusagen der NATO und des Westens ist kein Verlass ist mehr. Das war zu Zeiten eines Schmidt, eines Kohl, eines Genscher, eines Reagan, eines Bush (Vater) einmal anders!!! Heute darf man System-Medien und dem politischen Etablishment kein Wort mehr ungeprüft glauben! Und Putin (mag er selber nicht besser sein) weiß das natürlich auch)!
Im Nachbar-Beitrag schreibt Cicero-Autor Wiesmann über eine 'neue Qualität des systematischen genozidalen Terrors' militanter Islamisten. Die Hamas ist nur EIN Kopf dieser Hydra, die VERNICHTET werden muß!
=> Der Westen, 'WIR' brauchen Frieden und Verständigung mit Rußland!
Die Ermordung des (im selbsternannten 'Werte-Westen' natürlich vergessenen !) französischen Friedenspolitikers Jean Jaures am 31. Juli 1914 riß DAMALS die Mauer Richtung Weltenbrand endgültig nieder.
Lukas 19, 41-47: Wenn wir doch
(noch HEUTE - Weihnachten 2023) erkennen würden, was uns zum Frieden dient!

erfordert Bereitschaft auf beiden Seiten. Sie, Herr Döring, versuchen aber in drei langen Beiträgen lediglich Verständnis für Putin ein. Also für die Seite, die nicht nur den Krieg begonnen hat, sondern ihn auch innerhalb von Minuten beenden könnte.
Putin mag kein Hitler sein, auch wenn beide ähnliche Persönlichkeitsmerkmale aufweisen. Denn auch Putin träumt von irgendeinem großrussische Regime und dessen Fortsetzung auf eurasischer Ebene. Appeasement hat unter Hitler nicht gefruchtet, es würde auch bei Putin nicht friedensfördernd wirken.
Natürlich gab es US-Amerikaner, die vor einer Ausweitung der NATO warnten (so wie es genug gegensätzliche Stimmen gab). Und Krone-Schmalz würde man höchstens noch auf einem Parteitag der zunehmend Moskau-hörigen AfD als Expertin feiern. Aber egal was von diesen mehr oder weniger ernst-zunehmenden "Kapazitäten" auch gefordert wird:
Der Konflikt ist nur zu lösen, wenn Putin am Verhandlungstisch Platz nimmt.
Ohne Bedingungen. Dazu ist er nicht bereit.

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 26. Dezember 2023 - 11:51

Herr Mearsheimer, Sie liegen nicht richtig.
Die USA machen wahrscheinlich eine Menge Politik, die nicht allen schmeckt, aber kein Land tut einfach, was die USA wollen.
Mit Herrn Erdogan oder Herrn Netanjahu sollten sich die USA m.E. besser nicht anlegen, mit Frau Merkel meinten sie evtl., sich nicht anlegen zu müssen?
Ich fände es nicht gut, die USA für die eigene, womöglich verborgene Agenda zu benutzen. - Manchmal staune ich auch, was so einige Leute von sich selbst halten. -
Ernstzunehmende Politiker* tun das wohl nicht. Die USA wurden während der Finanzkrise 2008 meiner Laienmeinung nach von der ganzen Welt gestützt, von meiner Seite aus nicht nur, um einen "Weltenbrand" zu verhindern, NEIN, ich fand es furchtbar, wie US-Bürger alles verloren.
Das Bild der USA von sich selbst teile ich aber nicht ubedingt, das hängt von den je Betrachtenden ab.
Ich wünsche den USA Frieden und Wohlstand und gerne auch klarere Vorstellungen über das, was die Welt im Innersten zusammenhält.
Make Love

Volker Huber | Di., 26. Dezember 2023 - 11:57

hat der Ukraine vor dem Überfall bereits ziemlich explizit deren Legitimität und Staatlichkeit abgesprochen, was Maersheimer im Interview unterschlägt. Das könnte im Erfolgsfall noch anderen blühen. Ich empfehle zum Thema das Buch "Das russische Imperium" von Dietrich Geyer. Es ist basiert zwar auf Vorlesungen, die Geyer vor 30 Jahren gehalten hat, aber noch Aktualität beanspruchen kann. Als historische Konstante erscheint dort der russische Imperialismus über die Jahrhunderte und Regime hinweg, bei zugleich mangelnder ökonomischer Potenz. Die Folgen werden dann mit politischer Repression im Inneren bekämpft.

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 26. Dezember 2023 - 12:03

Deshalb liess ich gerade die USA nicht im Unklaren darüber, wie ich mir die Welt "zugeordnet" "denke".
Machte sich evtl. nur Herr Trump zu eigen, was ich zu Grönland und die Antarktis überlegte?
Der Kontinent Amerika ist vielleicht der Größte auf Erden, was mir keine Angst einjagt und auch nachgewiesen werden müßte.
Ich würde mich nur freuen, wenn sich z.B. die USA dieser Herkulesaufgabe auch widmen würden, mit allen Amerikanern, anstatt sich über den Rest der Welt zu "irren". Meine Güte, ich habe da wohl Verwandte und selbst wenn nicht, so haben es auch die USA verdient, ein friedliches, selbstbestimmtes und glückliches Leben zu führen.
Freundlichst und schöne Festtage zu ihrer Zeit.
Keine Ahnung, welche für Herrn Mearsheimer wichtig sind.
"Make Love not War" oder
"All we are saying is Give Peace a Chance"

Gerhard Weißenberger | Di., 26. Dezember 2023 - 12:17

Die Hamas und jede weitere palästinensische Terrororganisation sind eine Hydra, da hat John Maersheimer recht. Der Knackpunkt für eine politische Lösung ist allerdings das Westjordan land. Deshalb ist Jordanien viel zu wenig im Blickpunkt. Es gehört auch zu Palästina und der größte Bevölkerungsteil sind Palästinenser. Um Gaza wird allerdings Ägypten nicht herum kommen. Es war schon einmal Besatzungsmacht und der Sinai ist groß.

Dirk Weller | Di., 26. Dezember 2023 - 18:38

gebildeten ohnehin bekannt.
Wer seine Aussagen für falsch hält, der gehört dann eben zur anderen Sorte.
Wer in den 90ern die Aussagen bzw. Texte der US-Geostrategen Paul Wolfowitz oder Zbigniew Brzeziński gelesen hat, wer die warnenden Aussagen der US-Diplomaten von George Kennan und Robert McNamara kennt, der weiß, dass unsere US- bzw. Nato-Freunde gegen sämtliche warnende Stimmen die Nato nach Osten erweitert und damit den Ukraine-Krieg grob fahrlässig in kauf genommen haben.

Es ist immer wieder verblüffend, wie in den Qualitätsmedien und auch zum Teil hier im Forum diese Fakten von den üblichen Verdächtigten strikt ignoriert und pauschal und plump als "Antiamerikanismus" abgetan werden.

Ausserdem :
"Im Prinzip tun die Deutschen einfach nur, was die Amerikaner ihnen sagen."

Das merkt man vor allem bei unserer naiven "Aussenminister-Darstellerin", für die man sich immer mehr schämen muß.

Marianne Bernstein | Di., 26. Dezember 2023 - 19:06

Wenn sie feststellen, dass das Land verkauft, die Betriebe zerstört, die Uranmunition in ukrainischer Erde liegt? Millionen Menschen geflohen oder tot sind? Kämpfen wollen sie heute schon nicht mehr.

Sie werden die Ursachen lange Zeit ignorieren und gemäß dem westlichen Kodex alle Schuld auf Russland abschieben. Ich schätze, dass erst die nächste Generation begreifen kann, dass die Beweggründe für den Maidan keine humanistischen, sondern imperialistische waren.

Ronald Lehmann | Di., 26. Dezember 2023 - 20:55

weil die größten Feinde für Recht, Einigkeit & Freiheit in den europäischen Regierungen zu finden sind

statt Klartext nach dem Mauerfall mit Russland zu reden & Russland die Hand so öffentlich zu geben, wo dann Putin nicht mehr so ohne weiteres sich ehemalige Gebiete ins Reich RUSS zurück holen könnte

NEIN , da wird eine amerikanisierte Politik in Kauf genommen, die sehr an die Zeit des 19.Jahrhundert erinnert

nur mit dem Unterschied, die Kriegswaffen sind noch übler geworden

Zitat von Marcus Tullius Cicero
"Der ungerechteste Frieden ist immer noch besser als der gerechteste Krieg"

Deswegen
Lösungsörientierte Vorschläge, wo beide Seiten ihr Gesicht wahren

oder sollen die Tränen der Menschen erst mehr werden als das Wasser dieser Erde 😭