Die jahrzehntelange Reformmüdigkeit bekommt die deutsche Wirtschaft zurzeit bitter zu spüren / picture alliance

Serkan Osokin im Interview - „Die Wirtschaft erstickt in der überbordenden Bürokratie“

Der Mitbegründer des Bundeswirtschaftsrats Serkan Osokin fordert eine Zeitenwende in der Wirtschaftspolitik, damit sich Deutschland aus der Krise befreien kann. Im Interview spricht er über Subventionsfallen und die Notwendigkeit eines neuen Steuersystems.

Autoreninfo

Ilgin Seren Evisen schreibt als freiberufliche Journalistin über die politischen Entwicklungen in der Türkei und im Nahen Osten sowie über tagesaktuelle Politik in Deutschland. 

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Als Mitbegründer des im Lobbyregister des Deutschen Bundestags eingetragenen Bundeswirtschaftsrats hat sich der Börsenfachwirt und Investmentbanker Serkan Osokin gemeinsam mit einem Stab aus Experten zur Aufgabe gemacht, die Bundes- und Landesregierungen bei wirtschafts- und finanzpolitischen Entscheidungen auf Fehlentwicklungen hinzuweisen, sie zu begleiten, zu beraten und mit neuen Lösungen und Konzepten zu unterstützen.

Herr Osokin, woher kam die Motivation, den Bundeswirtschaftsrat zu gründen?

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Hans Jürgen Wienroth | Do., 21. September 2023 - 16:30

Misstrauen die Bürger dem Staat – oder misstraut der Staat den Bürgern und versucht durch mehr Kontrollen (Bürokratie) Betrug zu verhindern? Ist das die Folge eines Werteverlustes, der sich auch bei den Politikern widerspiegelt, die nicht mehr zurücktreten, die sich mehr vom Bürger entfremden?

Der Gesetzesvorschlag des Wirtschaftsrates soll „Reiche“ verpflichten, in Start-Ups zu investieren, von denen sie nicht überzeugt sind. Das heißt dann „Motivationshilfe“. Unterstützt von Regierung und NGOs (auch Lobbyisten!) wird Misstrauen ggü. Unternehmern geschürt, weil diese (zu viel) Geld verdienen. Werden Unternehmer zu „Wohltaten“ verpflichtet, gehen sie Pleite oder anderswo hin.

Der Aufstieg der dt. Wirtschaft wurde durch „Made in Germany“ begründet. Der Kunde konnte sich ohne genaue Beschreibung auf gute Arbeit verlassen. Mit EU-Vereinheitlichung i. d. 90ern musste jedes Detail beschrieben werden, was Kunden vor unlösbare Aufgaben stellte. Auch hier Misstrauen im Verhältnis.

Wolfgang Z. Keller | Do., 21. September 2023 - 21:38

... wer in der letzten wie jetzigen Regierung hätte denn den Mut für IRGENDEINE substantielle Veränderung des bürokratischen Schlendrians und Dahinvegetierens in D?!
Dieser Tage aus einer mir leider nicht zuordenbaren Talkrunde, wo jemand ausführte, dass im Gegensatz zu jedem Handwerker Politiker beider- oder auch mehrerlei Geschlechts! keine vorgeschriebene Ausbildung oder Qualifikation brauchen, um notfalls ein bestimmtes Ressort einer Industrienation zu führen. Dazu kommt erschwerdend die Zuteilung eines erfolgversprechenden Listenplatzes bei Wahlen nur bei Wohlverhalten Kandidierenwollender der Partei gegenüber, im Klartext für Leute mit biegsamem Rückgrat.
Und nachdem sich der Meinung des Ausführenden nach mittlerweile nicht bis schlecht ausgebildete Politikernde in sehr großer Anzahl in den Parlamenten der Länder und des Bundes befinden, für die tatkräftig etwas wirklich verändern Wollende eine Gefahr sind, suchen "die drinnen" Wagenburgfinten zu ihrem Selbstschutz. Funktioniert!

Ulrich Wurzbacher | Fr., 22. September 2023 - 08:23

Nur widersprechen Sie sich nicht selbst mit Ihrem Vorschlag privates Vermögen per Gesetz in den Wirtschaftskreislauf zu bringen? Birgt das nicht die Gefahr noch mehr Bürokratie zu verursachen? Meiner Meinung nach braucht es das gar nicht, denn wenn die anderen Ihrer Forderungen umgesetzt würden, würde ganz bestimmt auch wieder freudiger investiert. Allen voran muss das Steuersystem komplett entwirrt und reformiert werden! Da bin ich ganz bei Ihnen! Warum muss ich als Unternehmer völlig überflüssige Konstrukte wie eine Holding - besser noch Doppelholding - schaffen, um überhaupt genügend Kapital für Investitionen in z. Bsp. Start-ups bereit stellen zu können? Und das immer mit der diffusen Unsicherheit, ob mir dieser komplexe, mit X Vorschriften und an X Bedingungen geknüpfte Papiertiger nicht doch irgendwann in den Rücken springt, weil das Finanzamt an irgendeinem Punkt Anstoß findet.