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(picture alliance) Sigmar Gabriel fordert die Trennung von klassischem Bankgeschäft und Investmentbanking

Finanzkrise - Trennung von Investment- und Geschäftsbanken

Frage des Tages: Im Zusammenhang mit der Rolle der Banken in der Schuldenkrise wird über eine Trennung von Investment- und Geschäftsbanken diskutiert. Welchen Sinn macht das – und welche Chancen hat die Idee?

Es ist verständlich, dass sich der Ärger entzündet. Da verdienen Investmentbanker zweistellige Millionenbeträge, weil ihre vermeintliche Zockerei ihren Häusern satte Gewinne beschert hat. Andererseits fliegen sie raus und landen im Gefängnis, wenn sie sich, wie unlängst bei der schweizerischen UBS, verspekulieren und Milliardenverluste auslösen, die letztlich indirekt oder vom Steuerzahler ausgeglichen werden müssen. SPD-Chef Sigmar Gabriel tritt also mit seiner Forderung nach einer Trennung von klassischem Bankgeschäft und Investmentbanking vermeintlich offene Türen ein. Freilich: So simpel ist es nicht. „Investmentbanking an sich ist nichts Schlimmes“, sagt Martin Faust, Professor an der Frankfurt School of Finance and Management.

Die Kritik am Investmentbanking entzündet sich zu Recht an fragwürdigen Spekulationsgeschäften mit Devisen, Derivaten oder etwa Finanzprodukten auf Nahrungsmittel. Andererseits fallen darunter auch die Auflegung von Investmentfonds für die Altersvorsorge, die Finanzierung von Übernahmen, die Absicherung von Risiken bei Zinsen, Rohstoffen und Währungen auch für mittelständische Firmen, wie Faust betont. Deshalb sei die Nähe zum klassischen Bankgeschäft wichtig. Dazu gehört die Organisation von Börsengängen und Kapitalerhöhungen, die Auflegung und der Kauf und Verkauf von Anleihen für Unternehmen, aber auch für Staaten. Darauf sind die Staaten seit Jahrzehnten angewiesen, sie sind, politisch gewollt, der größte Gläubiger der Banken – weshalb die Institute ihre Bestände von Staatsanleihen bislang nicht mit einem einzigen Cent Eigenkapital unterlegen, also gegen Risiken abschirmen müssen.

Tatsächlich ringen die Banken derzeit nicht mit Problemen, weil sie hochriskante und komplizierte Finanzprodukte in ihren Büchern haben. „Sie sind in die Knie gegangen mit einem eigentlich ziemlich langweiligen, einfachen Produkt – Staatsanleihen“, sagt ein Bundesbanker.

In Deutschland kann es bei der Debatte um das Investmentbanking ohnehin nur um die Deutsche Bank gehen. Selbst die Commerzbank ist in diesem Bereich nur noch ein kleines Licht. Andere Institute, wie die – öffentlich-rechtliche – WestLB oder die SachsenLB haben sich tatsächlich wegen Zockereien im Investmentbanking aus dem Markt verabschiedet und mussten mit Steuergeldern gerettet werden. Die Deutsche Bank ist das letzte global relevante deutsche Geldhaus, vor allem wegen ihrer Investmentbanking- Sparte. Durch dramatische Verluste oder Skandale ist sie dort im Gegensatz zu Instituten in den USA, in Frankreich oder der Schweiz nicht aufgefallen. Allerdings sieht sich die Deutsche Bank Klagen wegen umstrittener Investmentbank-Produkte etwa zur Absicherung von Zinsrisiken für Unternehmen und Kommunen ausgesetzt. Zumindest in einem Fall wurde die Bank verurteilt. Trotz aller Bemühungen von Vorstandschef Josef Ackermann, die klassischen Bankbereiche auszubauen, stammen immer noch 60 Prozent des Gewinns aus dem Investmentbanking. Allerdings hat dies noch nicht zu Problemen geführt. Auch 2011 wird die Bank einen beträchtlichen einstelligen Milliardengewinn einfahren.

In den neunziger Jahren bis hin zum Jahr 2007 galt zudem in der Politik das Credo der Deregulierung. Die Regeln für das Investmentbanking wurden gelockert. Die Banken haben das exzessiv ausgenutzt, fette Gewinne gemacht, aber eben auch hohe Risiken angehäuft. 2007 wurden sie virulent. Die Folge war unter anderem die Pleite von Lehman Brothers, einer reinen Investmentbank, die letztlich die Krise auslöste. Andere Institute mussten mit Steuergeldern gerettet werden, wie hierzulande die Mittelstandsbank IKB – keine private, sondern indirekt eine staatliche Bank.

Reinhard Schmidt, Bank-Professor am House of Finance der Frankfurter Universität, sieht aber keinen Grund, das Investmentbanking vom klassischen Bankgeschäft zu trennen, also von der Hereinnahme von Anlagegeldern und der Ausreichung von Krediten sowie der Anlageberatung und Vermögensverwaltung. Sowohl das Investmentbanking als auch das klassische Privatkunden- und Kreditgeschäft seien mit Risiken verbunden. Gegenseitig würden so Risiken auch abgefedert, sagt Schmidt.

Mängel und Lücken freilich gibt es nach wie vor bei der Regulierung, beklagt Banken-Professor Faust. Dort sei seit der Krise 2007 noch zu wenig passiert, etwa im Blick auf die Einschränkung des Eigenhandels der Banken mit Wertpapieren und Devisen.Vor allem aber mangelt es an der Überwachung von Hedgefonds und sogenannten Schattenbanken, die abseits der Börsen und anderer überwachter Handelsplätze agieren – und dort massive Risiken eingehen. Allein Hedgefonds verwalten derzeit ein Volumen von etwa zwei Billionen Dollar. Wenn dort Milliarden-Geschäfte platzen, werden die Finanzmärkte insgesamt nach unten gerissen.

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