Der Fachkräftemangel stellt für die deutsche Wirtschaft längst eine existenzielle Herausforderung dar / picture alliance

Arbeitsmigration - „Keine Fachkraft braucht ein muttersprachliches Sprachniveau“

Trotz Fachkräftemangel setzt nicht einmal jedes fünfte deutsche Unternehmen auf Mitarbeiter aus dem Ausland. Der Gründer der Personalagentur SWL Company, Umut Günc, kritisiert die bürokratischen Hürden, die viele Arbeitgeber abschrecken.

Autoreninfo

Ilgin Seren Evisen schreibt als freiberufliche Journalistin über die politischen Entwicklungen in der Türkei und im Nahen Osten sowie über tagesaktuelle Politik in Deutschland. 

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Personalagenturen wie SWL-Company GmbH („Study-Work-Life-Company“) aus Neu-Isenburg agieren als Vermittler von Fachkräften aus dem Ausland und unterstützen Unternehmen bei der Integration. Die türkischstämmigen Gründer, Bayar Bayrakci und Umut Günc, setzen dabei auf ihre internationalen Netzwerke und interkulturellen Erfahrungen.

Umut Günc, Sohn türkischer Arbeitsmigranten, studierte Politik und Wirtschaft und machte mehrere Auslandspraktika, unter anderem im Nahen Osten. Gemeinsam mit dem Bauingenieur Bayar Bayrakci, ebenfalls Sohn türkischer Arbeitsmigranten, gründete Günc 2021 SWL Company.

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Tomas Poth | Do., 2. November 2023 - 17:49

Gerade in anspruchsvolleren Berufen braucht es ein gute Sprachfähigkeit, um eine eindeutige Verständigung zu ermöglichen.
Das weiß ich aus eigener Erfahrung mit meinen Kollegen aus ganz Europa.
Wenn das nicht gegeben ist, kann man sich auf nichts richtig verlassen und muß überall das Händchen halten oder hinterher rennen, um die Fehler wieder auszubügeln!

Wolfgang Tröbner | Fr., 3. November 2023 - 11:21

Antwort auf von Tomas Poth

Deutsch ist mit Sicherheit keine einfache Sprache. Aber: Wer in die USA oder nach Kanada auswandern will, wird sich mit Sicherheit schon zuhause vorbereiten und etwas Englisch lernen. Woran liegt es also, wenn die Menschen, die hier ins Land strömen, kaum oder nicht arbeiten? Ukrainer dürfen, so sie denn wollen, in DE unbeschränkt arbeiten. In DE verspüren allerdings bislang nur rund 1/5 der Ukrainer den Wunsch, überhaupt zu arbeiten, in Dänemark sind es jedoch mehr als 50%. Dänisch ist mit Sicherheit genauso schwer wie Deutsch. An der Sprache kann es also wohl nicht liegen. Liegt es an den bürokratischen Hürden? Sind die dafür verantwortlich, dass Syrer, die seit 2015 herkamen, also bereits vor 8 Jahren, mehrheitlich nicht arbeiten? Alle bürokratischen Hemmnisse, die einer Arbeitsaufnahme entgegenstehen, sollten doch mittlerweile jetzt abgebaut sein. Oder liegt es primär am Willen zu arbeiten? Weil der Staat den Migranten zu viel gibt, so dass diese gar nicht mehr arbeiten MÜSSEN?

Henri Lassalle | Do., 2. November 2023 - 19:32

Firmen, die für ihr Personal, das sie anheuern wollen, keine Wohnung finden. Die ganzen gesellschaftlichen Versäumnnisse und missstände - Mietmarkt, Integrationsbegleitung und so weiter - schlagen bei der Anwerbung von ausländischen Mitarbeitern voll durch. Vorsicht ist auch bei Abschlusszeugnissen und Diplomen, die in aussereuropäischen Instituten erworben wurden, aber das muss der Arbeitgeber entscheiden, für europäische Hochschuldiplome gibt es Äuivalenzvereinbarungen und Empfehlungen der Kultusministerkonferenz.
Ich sehe ein Problem in der Akzeptanz durch die Deutschen. In Kontinental-Europa ist Ausländerfeindlichkeit ziemlich ausgeprägt. Aber immer und in jedem Fall entscheidet die Persönlichkeit des Eingewanderten, ob er hier sein Glück findet.

Dafür sprechen zum Beispiel die 13% Ausländeranteil oder der 24,3% Anteil mit Migrationshintergrund in Deutschland.
Österreich hat 17,46% Ausländeranteil, Spanien 11,93% usw.

Die Osteuropäischen Länder machen da allerdings eine Ausnahme.
Dann schauen auch Sie mal auf die Ausländeranteile in den muslimischen Regionen der Welt.

Möglicherweise ist in Ihrer persönliche Wahrnehmung etwas verrutscht!?

Wahrnehmung ist alles in Ordnung. Sie hingegen müssten sich mal fragen, weshalb die Migranten oder die Menschen mit Migrationshintergrund zu uns gekommen sind. Einheimische haben nicht nach ihnen gerufen, allenfalls Arbeitgeber, die preisgünstige Arbeitnehmer einkaufen wollten. Wie wir sehen, kommen unzähliche Migranten ohne ausdrücklichen Wunsch des Ziellandes. Das heisst aber noch lange nicht, dass dis auf eine breite Akzeptanz seitens der Bevölkerung stösst.

Ingofrank | Do., 2. November 2023 - 21:05

Macht’s Meloni nach und sperrt allen arbeitsfähigen Bürgergeldempfängern die Kohle. Ausgenommen Alte , Kranke Alleinerziehende mit Kleinkindern und das war’s
Und wenn das noch nicht fruchtet, führt die 43 3/4 Stundenwoche wieder ein und das „Problem“ was keins ist, ist gelöst.
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Albert Schultheis | Do., 2. November 2023 - 21:43

Wer kein Deutsch spricht oder nicht in einigen Berufen wenigstens Englisch, der ist auch, selbst wenn er Herzchirurg wäre, hier höchstens zu gebrauchen zum Hofkehren.
Alles andere ist eine klandestine Form der Schlepperei, die offenbar zwei Türken als neues Geschäftsmodell für sich entdeckt haben!

Wolfgang | Fr., 3. November 2023 - 05:42

Moin,
ich finde die Dame hat recht.
Die Parallelgesellschaften, die mit dem Mangel an Sparchniveau des Gastlandes einhergehen sind bei uns längst etabliert.
Und die Arbeiten, die die Masse dieser Menschen erledigt erfordert kein besonderes Niveau, egal in welcher Spache. Hauptsache steuerpflichtig, der Rest gibt sich, irgendwie.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 3. November 2023 - 08:03

Hört man sehr oft, dürfte durchaus was dran sein, ich stelle mir aber chinesisch, japanisch oder arabisch nicht minder schwer vor. Mir ist schleierhaft, wie es nicht gelingen will, über unsere Botschaften und Konsulate in Erfahrungen zu bringen, ob und welche Abschlüsse, Qualifikationen und Universitäten als sichere Garanten gelten, in Deutschland anerkannt zu werden. Ja, das glaube ich gern. Die Bürokratiehemmnisse bei uns dürften sehr hoch sein. Da ist es besser, man kommt als "Asylant" ins Land, da spielt das alles keine Rolle und man lebt recht gut bei uns.
@ Ingofrank - das hat was
Es wäre interessant zu wissen, wie viele "Fachkräfte" sich tatsächlich dem Arbeitsmarkt entziehen, weil es sich vom Bürgergeld besser und einfacher leben läßt. Jedenfalls würden einige Branchen mit Sicherheit profitieren davon. Ich denke da mal ans Handwerk und bestimmte Dienstleister. Aber das Ganze Problem wird dadurch sicherlich nicht gelöst werden.

Unser Außen:Milchmädchen hat gerade 9 Goethe-Institute ge-cancelt! Das waren einmal Horte, wo deutsche Sprache und Kultur an Interessierte Ausländer in der ganzen Welt vermittelt wurden. Gerade an solche, die vorhatten, einmal in Deutschland zu arbeiten. Aber bitteschön, dort wo man Kultur und Sprache durch eine Kulturrevolution geschreddert hat, dort braucht es auch keine Goethe-Institute mehr. Ja, dort ist auch keine "Integration" mehr von Nöten - es gibt ja nichts mehr, in was man integrieren könnte!
Wie sagte die mohammedanische Integrationsbeauftragte Aydan Özoguz (SPD), in der Zeitung „Tagesspiegel“: „Eine spezifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar.“ - Die Dame war offenbar perfekt in Deutschland integriert!

Gerhard Lenz | Fr., 3. November 2023 - 09:50

und auch gewinnen will, der muss schon etwas zu bieten haben. Und dazu gehören Hilfen zur Intergration, wie z.B. Sprachkurse.
Wer dann nach DE kommt, der sollte andererseits daran interessiert sein, die Landessprache zu erlernen. Gleiches gilt für Menschen (z.b. Flüchtlinge) die schon hier sind, als schlichte Notwendigkeit zur Integration in die Gesellschaft. Das ist universell so, und gilt nicht nur für Migranten, sondern umgekehrt auch für Deutsche, die auswandern (die Prolls, die meinen, sie könnten in deutschen Kolonien auf Malle ohne Spanisch auskommen, dienen höchstens als abschreckendes Beispiel).

Die Frage ist viel eher, ob Fachkräfte überhaupt noch kommen wollen. Zwar sind, im Vergleich, die Lebenshaltungskosten meist niedriger, dafür aber sehen viele im Ausland in DE wieder ein Land, in dem das Erstarken der rechtsextremen AfD an dunkelste Zeiten erinnert. Und in dem Ausländer grundsätzlich um ihre Sicherheit fürchten müssen. Eine tolle Werbung für Deutschland!

" . . . dafür aber sehen viele im Ausland in DE wieder ein Land, in dem das Erstarken der rechtsextremen AfD an dunkelste Zeiten erinnert."

Das wäre mir neu.

Sie sollten wissen, dass rechte Parteien in anderen EU-Ländern wesentlich stärker vertreten und zum Teil in der Regierung sind.
Das sich Fachkräfte davon abschrecken lassen, wäre mir neu.
Selbst Nicht-Fachkräfte maschieren zielstrebig durch zig sichere Länder, um dann erstaunlicherweise in einem Land Asyl zu beantragen, in dem Ihrer Meinung nach Ausländer grundsätzlich um ihre Sicherheit fürchten müssen.
Das passt irgendwie nicht.

Denn in erster Linie sehen potentielle ausländische Fachkräfte die komplizierte deutsche Sprache, die komplizierte "un-digitale" Bürokratie, die hohen Lohnsteuern, die hohen Sozialabgaben, das relativ schlechte Wetter (ist kein Witz) und die etwas kühle "Willkommenskultur" der Deutschen.

Oh je, Lenz, wenn Sie nach Kanada zB wollen und "Hilfen zur Intergration, wie z.B. Sprachkurse" brauchen, dann brauchen Sie sich gar nicht erst zur Immigration anzumelden!
"... der sollte andererseits daran interessiert sein, die Landessprache zu erlernen." - Aha, interessiert sein! - Sie meinen das reicht, Lenz? Nein, der sollte sich, mit Verlaub, den Arsch aufreißen, damit er möglichst bald unsere Sprache spricht. Die Folge ist unmittelbar die Entwicklung von Blasen und Parallelgesellschaften - deshalb wird Deutschland gerade libanonisiert!
Machen Sie sich mal schlau: Deutsche, die auswandern, fallen in aller Regel den Gastländern nicht auf die Tasche, im Gegenteil, sie bringen eine Menge Geld mit - überall wo sie sich ansässig machen und regen dort die Konjunktur an. Außerdem bringen sie Know How und neue Techniken/Material mit, die in den Zielländern etwas gelten!
Der Rest ist Ihr üblicher AfD-Bullschitt, der mir längst aus den Ohren herauskommt. Bleiben Sie mir gestohlen, Lenz!

Alexander Brand | Fr., 3. November 2023 - 09:55

gewissen Stellen der Auffassung ist, daß wenn man die Anforderungen nur weit genug runter schraubt, dann genug „Fachkräfte“ zu uns kommen, um den Fachkräftemangel zu befriedigen. Das Problem dabei ist, daß es sich bei den dann Kommenden, nicht mehr um Fachkräfte handelt. Diese unwesentliche Kleinigkeit hat man offensichtlich übersehen (wollen).

Fachkräfte im klassischen Sinne machen doch längst aus gutem Grund einen großen Bogen um Deutschland und hiesige Fachkräfte verlassen, wenn sie können das Land, denn die Bedingungen sind in anderen Ländern viel viel besser!

Mein deutlich geringer qualifizierter, seit 33 Jahren in die VSA lebender, Schulfreund und seine amerikanische Frau haben mit einem BEc (beide) eines drittklassigen Colleges einer mittleren Stadt (keine Hochpreisregion) inmitten der VSA zusammen netto > 10.000 $ im Monat übrig, dazu einen Firmenwagen! Das ist hier undenkbar, ich schätze die hätten in vergleichbaren Jobs hierzulande zusammen max. 4.000 Euro netto!

Sabine Jung | Fr., 3. November 2023 - 10:22

aber sorry, schon die Überschrift ist doch Bullshit. Ausser als Hilfsarbeiter zum Hof kehren oder Mülleimer entleeren, wo bitte ist denn Sprache unwichtig? Wenn nicht wenigstens englisch gut gesprochen wird, wie soll man denn einen Arbeitnehmer aus Syrien, Afghanistan, Nordafrika bitte erklären, wie was zu machen ist? Oder glaubt die Autorin auch, hier kommen nur die gebildesten Fachkräfte, die uns noch was lernen können?
Ich könnte mich gerade aufregen, so etwas hier im Cicero......

S. Kaiser | Fr., 3. November 2023 - 10:42

Werden die angeworbenen Fachkräfte in den grossen int. Konzernen eingesetzt, und bringen sie ein solides Englischniveau mit, dann klappt das idR relativ problemlos. Da sind eher unterschiedl kulturelle Herangehensweisen uU problematischer. Auch in Hotellerie und Gastronomie vermute ich weniger Schwierigkeiten. Da können int. Servicekräfte unter Umständen sehr hilfreich sein. Und wie soll es Aiwanger ausgedrückt haben: wie man einen Wurstsalat an den Tisch bringt ist in 3h beigebracht? Schwierig hingegen ist es definitiv im medizinischen Bereich. Wenn Arzt und Patient einander nicht verstehen sind weitreichende Probleme vorprogrammiert. Da ist unmissverständliche Kommunikation das A und O. Aber abgesehen von alledem - warum sollte eine wirklich qualifizierte Fachkraft hier arbeiten wollen? Ein Blick auf die Lohnabzüge im int. Vergleich, und der Drops ist gelutscht. Von anderen Faktoren ganz zu schweigen (Wohnungsmangel, Schulmisere, Digitalisierung etc).