Antennen
Völker hört die funk-Signale / dpa

Wissenschaftliche Studie kritisiert Angebote von „funk“ - 45 Millionen Euro pro Jahr für Pseudo-Journalismus

Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Für das Jugendformat „funk“ des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks lässt sich Realität nur noch über das Gefühl begreifen. Das bestätigt nun auch eine Studie der Otto-Brenner-Stiftung. Doch ein Journalismus, der gefühltes Wissen vermittelt, verfehlt seine Aufgabe.

Porträt Mathias Brodkorb

Autoreninfo

Mathias Brodkorb ist Cicero-Autor und war Kultus- und Finanzminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Er gehört der SPD an.

So erreichen Sie Mathias Brodkorb:

Allein 45 Millionen Euro werden ARD und ZDF in diesem Jahr für die online-Formate unter der Marke „funk“ verausgaben. Gestartet ist das Projekt bereits im Jahr 2016 mit dem ausdrücklichen Ziel, den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk (ÖRR) auch für 14- bis 29-Jährige attraktiv zu machen. Eine wissenschaftliche Studie zeigt nun, wie das gelingt: durch weitgehenden Verzicht auf politische Informationen und durch eine subjektive Form des Journalismus. 

Das sind jedenfalls die Ergebnisse, zu denen der Medienwissenschaftler Janis Brinkmann im Auftrag der Otto-Brenner-Stiftung gekommen ist. Analysiert hat er dafür 1.155 Filme aus den Jahren 2016 bis 2022. Das Ergebnis: Insgesamt überwiegen „Millennial-Themen für eine großstädtische Bevölkerung“, der ländliche Raum und insbesondere Ostdeutschland kämen in der Berichterstattung kaum vor. Und wenn, dann meist als „Problemfall“. Statt Wissen über die Gesellschaft, insbesondere Wirtschaft und Politik, zu vermitteln, beschäftigten sich die Formate eher mit lebensweltlichen Fragen Jugendlicher.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Dorothee Sehrt-Irrek | So., 4. Juni 2023 - 18:23

in den letzten 20 Jahren wäre "WIRK-lichkeit verhandelt worden?
Wenn ich auf den Cicero ausgewichen bin, dann vielleicht eher nicht?
Zugegeben könnte ich mich über jeden Artikel mit den Autoren "streiten". Warum?
Weil sie Substanz haben.
Eine wunderbare Sache.
Gleiches gilt für die Kommentatoren, wenn auch für mich zu oft erkennbar "AfD-affin".
Wenn aber doch Konservative evtl. immer weniger ins intellektuelle oder realistische Gewicht fallen und SPD´ler evtl. jedenfalls gerne versuchen Wirklichkeit so zu gestalten, wie es vielleicht immer weniger Menschen gefällt, dann ist das eine sehr schwierige politische Situation sowohl für die Konstrukteure von Wirklichkeit(politisch Handelnde), als auch für diejenigen, die es so nicht wünschen.
Sie würden doch aber sicher niemals behaupten, dass die AfD die Wirklichkeit verhandelt?
Ich halte die derzeitige Lage sowohl theoretisch wie praktisch für fast nicht zu bewältigen.
Es sollte dennoch versucht werden. Ohne Gewähr
auf einer Art Achterbahn?

Ich war 25 Jahre SPD Mitglied und habe 1989 (vor der Wende) im Kreis Bad Freienwalde die SDP gegründet, die dann zur SPD wurde. Damals war die SPD geleitet von Willy Brandt und Helmut Schmidt: echte charismatische Politiker und noch Sozialdemokraten. Davon ist die heutige SPD weit entfernt. Leider haben die gegenwärtigen "Führenden Genossen" ignoriert, was Brandt schon früh formulierte: "Wer sich auf die Kommunistische Einheitsfront einlässt, geht daran zugrunde!" In "Als das Rote Meer grüne Welle hatte" schrieb ich: ich habe dann in der Folgezeit die Erfahrung machen müssen, dass die Versuchung sehr
groß ist, sich selbst darin zu verlieren, wenn man sich auf ideologische Vorgaben einlässt. Man macht um der Parteidisziplin ... willen immer mehr faule Kompromisse, bis man Stück für Stück seine eigene Identität verliert. Und irgendwann realisiert man überhaupt nicht mehr, dass man sein Denken und Handeln der Parteidisziplin untergeordnet hat. Ich habe das – Gott sei Dank – erkannt.

daß die AfD die Wirklicheit verhandelt?"

Jedenfalls ist die AfD n ä h e r an der Realität dran als jede andere Partei (von der "Partei der Venunft" mal abgesehen).
Sie will die Wirklichkeit nicht "konstruieren" , sondern zunächst mal vernünftig (= im Interesse des Volkes / Staates) darauf reagieren, um sie dann - mit gebotener Vorsicht und Bescheidenheit - auch in eine bestimmte Richtung zu lenken.
Weil genau diese Einstellung aber diametral dem Illusionismus bzw. der zur Zeit herrschenden, politisch korrekten/ moralistischen "HALTUNG" zuwider läuft, bleibt die Lage so verfahren, wie sie nun mal ist.
Selbstverständlich brauchen wir Deutschen - wie jedes gesunde Volk - wieder eine "LEITKULTUR".
Wo soll denn die notwendige Solidarität sonst herkommen, die zum Überleben nötig ist?
Erneut verweise ich auf den weisen Ausspruch des ehem. Richters am BVG Ernst-Wolfgang Böckenförde: "Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann".

Markus Michaelis | So., 4. Juni 2023 - 18:45

die Frage ist, ob Funk als Nischenformat oder als Teil eines größeren "Demokratieplans" gesehen wird. Als Basis für eine/unsere Gesellschaft stellt sich die Frage, welche Rolle die eigenen Gefühle spielen sollen und können. Gibt es eine Gefühlswelt, auf die sich alle einigen können? Was passsiert, wenn das nicht der Fall ist - welche Angebote und Konzepte gibt es, wenn Gefühle sich gegenseitig nicht verstehen, vielleicht nicht interessieren, oder gar gegenseitig erschüttern?

Was wäre dann das Angebot im Rahmen des "Demokratieplans"?

Ingo Frank | So., 4. Juni 2023 - 19:36

ein „ ungutes“ Gefühl und erinnerte mich an die deutsche Bildungsmisere, vor allem an das immer weiter sinkende Bildungsniveau. Beispielgebend die Kenntnisse nach Klasse 4 im Lesen & schreiben, die rapide rückläufig sind.
Und dann die Beschreibung eines für die Jugend gemachten Formates im ÖRR in der
„Haltung“ & „Moral“ für woke städtische Jugend in den Altbundesländern zum Thema gemacht wird. Wirtschaftliche, ökonomische, gesellschaftliche Zusammenhänge, geschweige Probleme in diesem Land, bleiben wie beschrieben außen vor.
Und ja, ich kann’s nur wiederholen, ein Volk der Dieterich Hesslinge dumm (gemacht) und obrigkeitsergeben ….. dazu sollen unsere Kinder erzogen oder auch „gleichgeschaltet“ werden.
Furchtbare Aussichten ! !
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Georg Chiste | So., 4. Juni 2023 - 22:28

Ich glaube auch nicht, dass dieses Jugendformat "funk" (Framing wäre wohl ein besserer Name) einen Beitrag zur Ausbildung von kritischem Denken fördert.
Machen wir uns doch nichts vor, es ist doch vor allem die mediale Macht, mit der in D. regiert wird. Aber alles scheinbar neutral und unparteiisch. Was ist wichtig? Was soll mich interessieren? Über was soll ich mich aufregen? Welche Meinung soll ich vertreten usw.?
In anderen freien Ländern sehen sich die Journalisten vielleicht mehr als Bürger und informieren diese richtig und vollständig.

Albert Schultheis | Mo., 5. Juni 2023 - 00:23

Es ist ja nicht nur, dass wir dafür abgezockt werden, damit die ihre Fake News verbreiten können, wir zahlen auch obendrein, dass die uns verarschen und den linksgrünen Bullshit der Ampel propagieren können. Was sagt eigentlich Stiftung Warentest darüber? Nicht nur dass Preis und Leistung völlig außer Balance sind - es ist viel mehr, dass ich diesen Quatsch zu finanzieren habe, ohne dass ich den in irgendeiner Form konsumiere! Kein Wunder, dass die gerade mal machen können, was sie wollen. Ich habe als Kunde keinerlei Möglichkeit, auf die auch nur den geringsten Einfluss auszuüben. Wo gibt es eigentlich sonst noch ein solches Betrugs-System? Und die Systemparteien lassen das einfach so laufen! - Klar, sie profitieren ja auch direkt davon, saugen alle ihren Honig aus diesem Betrugskartell!

Ronald Lehmann | Mo., 5. Juni 2023 - 00:38

Diese Verantwortlichen in den Chefetagen des ÖR aber auch die Privaten Sendeanstalten sind in meinen Augen die wahren Verantwortlichen für den Niedergang von Freiheit, Gerechtigkeit, Demokratie, unserer d. Kultur & all ihrer Werte

& vor allem in der Hauptaufgabe als 4. Gewalt haben diese ALLE komplett versagt.

Nicht nur, das diese ihrer Aufgabe/Auftrag NICHT nachkamen, politisch NEUTRAL/UNABHÄNGIG zu hinterfragen & zu recherchieren, um über eventl. Missstände/Ungereimtheiten/Aussagen/Verstöße/Bestechlichkeiten &&& zu berichten

von Verantwortlichen der ausübenden Macht(Politiker & deren Hofstaat)

als oberstes öffentliches Kontrollorgan zur Wahrung von Recht & Freiheit ALLER Parteien

wurden diese als Handlanger von der Macht gekauft, (ab)gesegnet & köstlich ausstaffiert, damit diese nur noch Fassaden-Demokratie ...

Angefangen bei den Nachrichten, wo jede Aussage nach Orwell-Manier links-grün-Ideologisch nach-gerichtet wird, wie es die Staatsfunktionäre für ihre Argenda benötigten

Christoph Kuhlmann | Mo., 5. Juni 2023 - 02:37

Was mich am ÖRR noch stört, ist die Zwangsfinanzierung. Breitbandangebote, die sich an alle wenden, werden zunehmend obsolet. In einer Zeit, in der es im Internet eine Vielzahl thematisch spezialisierter Angebote gibt, macht es keinen Sinn mehr, sich das Wissen über ein Thema aus bruchstückhaften Pressemeldungen zusammen zu puzzeln. Auch für die Medien geht es um Effizienz. Es ist einfacher, einen herzzerreißenden Artikel über eine junge Mutter zu schreiben, die zur Entbindung während der Finanzkrise in Griechenland kein Bett im Krankenhaus bekommt, als herauszufinden, warum das in den baltischen Staaten mit 25 % des pro Kopf Einkommen kein Problem ist. In einer emotiven Talkshow des ÖRR erfährt man dann zufällig, dass von den Milliarden für Griechenland, etwa ein Drittel der Rettung der Banken dient, ein weiteres Drittel gebraucht wird, die großen Vermögen sicher in anderen EU-Staaten anzulegen und etwa ein Drittel dem griechischen Volk zugutekommt. Fast Food Moral rechnet sich.

Alexander Brand | Mo., 5. Juni 2023 - 09:36

ist wie der Artikel suggeriert, hier nicht mehr angebracht, das gilt im übrigen für alle Medien um das Leitmedium ÖRR.

Meinungs- und Stimmungsmache ist das Gegenteil von Journalismus im klassischen Sinne.

Dieses Jugendformat ist aber aus meiner Sicht als „Einstiegsdroge“ für junge Menschen gedacht, sie sollen sich zum ÖRR hingezogen fühlen, man fixt sie gewissermaßen an die Droge ÖRR an um sie so effektiver manipulieren und steuern zu können. Es geht nicht um das Übermitteln von Wissen und oder Fakten, es geht um das Schaffen einer Wohlfühlstimmung, man gibt den Jugendlichen das Gefühl verstanden zu werden.

Wenn die Jugendlichen dann abhängig sind, dann glauben sie alles, was der ÖRR von sich gibt und entsprechend leicht lassen sie sich in die gewünschte (linksgrünsozialistische) Richtung lenken, genau das ist das Ziel!

Ich sehe diese Tendenz insgesamt seit Jahren bei Kinder- und Jugendsendungen des ÖRR und habe daher deren Konsum bei meinen Kindern stark eingeschränkt.

Helmut Bachmann | Mo., 5. Juni 2023 - 09:44

Auch bei einer konstruktivistischen Weltsicht gibt es keinen Grund auf Emotionalisierung zu setzen. Das ist nämlich das Problem.

Sabine Lehmann | Di., 6. Juni 2023 - 00:26

Mein persönliches Highlight diese Woche, der ZDF-Kalauer "Die Anstalt" mit Klaus von Wagner und Max Utthoff. Besonders die letzten 10 Minuten mit der unerträglichen Bossetti kann ich nur jedem empfehlen, der glaubt im ÖRR bekäme wenigstens im politischen Kabarett jeder sein Fett weg, der es sich redlich verdient hat. Scheinbar kritisch und satirisch wird in einer Habeckschen Pressekonferenz dessen Umweltpolitik und Personalmanagement unter die grüne Lupe genommen. Natürlich darf der fesche Robert, gespielt v. Klaus v. Wagner, alles "richtig" stellen, u. selbstverständlich unterstützt ihn dabei S. Bossetti. Eine plumpe und dumme Karnevalsveranstaltung sondergleichen. Mit abgedroschenen Phrasen, steilen Thesen, ein paar handfesten Lügen, einer Prise Rosamunde Pilcher (Motto: er hat es doch nur gut gemeint, auch sein Buddie Graichen), ein paar abgedroschenen Banalitäten gegen die FDP, fertig war der bemitleidenswerte fliegende Robert, der nun wirklich zu schonen sei. Mir kamen die Tränen!