Martin Andree ist Medienwissenschaftler an der Universität zu Köln / Florian Lechner

Martin Andree - Der digitale Don-Quijote

Martin Andree, habilitierter Medienwissenschaftler und Privatdozent an der Universität zu Köln, hat als Erster die Konzentration im Internet gemessen. Seine Ergebnisse beunruhigen ihn so sehr, dass er zur Revolution gegen die Tech-Konzerne aufruft.

Ralf Hanselle / Antje Berghäuser

Autoreninfo

Ralf Hanselle ist stellvertretender Chefredakteur von Cicero. Im Verlag zu Klampen erschien von ihm zuletzt das Buch „Homo digitalis. Obdachlose im Cyberspace“.

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Der gedruckte Cicero ist ein Auslaufmodell! Nur noch wenige Jahre, und so etwas wie dieses Magazin wird kaum mehr zu finden sein. Gut 5000 Buchstaben in Bogenoffset-Technik auf weißem Papier, hat allein dieser Beitrag im Magazin. Seit Gutenberg vor mehr als 500 Jahren bewegliche Drucklettern aus einer speziellen Blei-, Zinn- und Antimon-Legierung schuf, fußte auf dieser Methode das gängige Prinzip, um Texte, Gedanken, ja ganze Ideologien an den alphabetisierten Mann und später natürlich auch die Frau zu bringen.

Doch längst ist klar: Die Gutenberg-­Galaxis wird an ihr Ende kommen. Lediglich das finale Datum, so hatte es zumindest lange den Anschein, ist von Experten noch nicht exakt zu benennen. Martin Andree fährt sich mit der Hand durch hochgegelte braune Haare, die ihm während unzähliger Reden und Vorträge längst zum Markenzeichen geworden sind, und grinst sein Gegenüber voll Vorfreude an: „Vermutlich kann man das Ende von Radio, Zeitung und Fernsehen heute sehr genau vorhersagen“, entfährt es ihm schließlich mit spitzbübischer Miene. Denn wie beim Klimawandel, so existierten auch bei der digitalen Revolution Tipping Points – Wegmarken, hinter die es schon heute kein Zurück mehr gebe. 

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Christa Wallau | Fr., 18. August 2023 - 12:00

wenn der Kampf, den Herr Andree gegen die "Big Tech" Unternehmen führt, aussichtslos ist, was m. E. zutrifft. Die Menschheit wird durch die rein digitale Medienwelt in totale Abhängigkeit von der Herrschaft der Wenigen (= Oligarchie) geraten.
Allerdings - davon bin ich auch überzeugt - dürfte es zu Gegenbewegungen kommen; denn es gibt IMMER Menschen, die alles durchschauen u. sich ihre Freiheit u. Selbstbestimmung unbedingt zurückerobern wollen.
Dies wird ein mühsames Unterfangen werden - wie es zu allen Zeiten schwer war u. viele Opfer kostete, sich aus Abhängigkeiten zu befreien.
Geschichte wiederholt sich nicht, aber die Handlungsmuster u. vor allem die Motive der Menschen bleiben dieselben. Insofern läßt sich voraussagen, daß es niemals Endzustände geben wird. Die Revolutionen im 18. Jhdt. u. die
Aufstände von Bürgern in unserer Zeit, z. B. in der DDR 1989, werden nicht die letzten sein.
Die Welt bleibt im Wandel.
Es ist das Schicksal jedes Einzelnen, in welcher Epoche er lebt.

Hans-Hasso Stamer | Fr., 18. August 2023 - 12:06

Ganz kann ich diesem Beitrag nicht folgen. 99 % der Internetnutzung erfolgt also über Big Tech. Das mag ja sein, ich weiß, dass dort Algorithmen versuchen, meine Aufmerksamkeit zu steuern. Aber das schaffen sie nur in begrenztem Maße, denn ich kümmere mich selber aktiv um die von mir favorisierten Inhalte.
Und ich nutze nicht nur Google (gerade hat G. ein neues System aktiviert, um alternative Medien aus den Suchergebnissen zu entfernen, ihreführend "Fact Check Tool" genannt), sondern auch andere Suchmaschinen und erreiche alternative Quellen vor allem über Querverweise, nicht über gegoogelte Links, die mich mit Mainstream-Müll zuschütten wollen.

Sicher, ich mag zu einer Minderheit von Powerusern gehören. Aber ich habe immer noch diesen Optimismus: Es entscheidet der Nutzer, was er anklickt. Und Facebook habe ich gar nicht und auch bei X könnten sie mir 10x Politmüll in die Timeline drücken, den würde ich nicht lesen.

Sie sperren Telegram? Das werde ich umgehen, wie schon bei RT.

Karl-Heinz Weiß | Fr., 18. August 2023 - 13:00

Beim Gang durch die Gutenberg-Galaxis in größeren Zeitschriftenhandlung kann ich die befürchtete "Apokalypse 2029" nicht nachvollziehen. Ein ernstzunehmendes Problem ist aber sicherlich die Konzentration der Werbeeinnahmen bei den US-Giganten mit der konkreten Gefahr einer Verengung des Meinungskorridors. Hier läge für Bundesjustizminister Buschmann ein lohnendes Betätigungsfeld. Aber lieber vernebelt er, untergehakt mit KL, der mediengeschwängerten Jugend nun auch noch mit der Cannabis-Legalisierung das kritische Denken.

Stefan Bauer | Fr., 18. August 2023 - 16:33

"Verteilung der digitalen Angebotsnutzung" ... sorry, aber ich fühle mich verarscht. Ich bin Informatiker und VERSTEHE KEIN WORT, jedenfalls nicht genug, um irgendeine Nachvollziehbarkeit irgendeiner Aussage (die ich übrigens auch vermisse, in auch nur ansatzweiser Präzision) finden zu können.

Was will dieser Mensch, warum soll etwas schlecht sein, und VOR ALLEM, WAS soll schlecht sein?
Selten einen so inkompetenten, schlecht am Thema vorbeirauschenden Artikel im Cicero gelesen, sorry.
Eigentlich schätze ich den Cicero gerade seiner journalistischen Qualität wegen, aber diese "Blase" hier ... nä.

Ja, das konnte man kaum blöder ausdrücken und ich habe auch erst mal gerätselt. Und dann fehlt auch noch jede weitere Erklärung dazu. Ich habe mir das so zusammengereimt: Die Big Tec Konzerne schöpfen fast 99 % der Nutzung ab. Also Google, Apple, Zuckerberg, Musk, Bezos monopolisieren unsere konsumierten Inhalte. Aber das kann ich so nicht ganz nachvollziehen.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 18. August 2023 - 16:53

Ja, ich kann dem Autor durchaus folgen mit seiner Sicht der Dinge. Vor allem seine Erkenntnis, dass es um unser freies Denken und Reden geht, das kurz davor steht eingeengt bis hin abgeschafft zu werden. Und ja, von der KI und von dem Mächtigen der BigTech geht eine sehr große Gefahr aus. Und dennoch bin ich überzeugt davon, dass dieses System sich selbst fressen wird, über kurz oder lang zusammenbricht. Warum? Man mag dem gesamten System doch einfach nur mal den Stecker ziehen. Nein, nicht nur für einen kurzen Moment, sondern für Wochen oder Monate. Man mag doch nur mal den ein oder anderen Satellit ausfallen lassen, Kraftwerke abschalten oder die großen Rechneranlagen überhitzen lassen. Vor allem aber sollte man den Mensch selbst nicht unterschätzen. Die Menschheit läßt sich niemals komplett überwachen, lenken, wie eine Klonarmee befehligen. Der Freigeist wohnt vielen von uns inne, man muss sich nur wieder der Frage zuwenden, weshalb es unsere Lebensform gibt und welchen Sinn sie hat

Peter William | Sa., 19. August 2023 - 07:49

Solange es eine Nachfrage gibt, wird für ein Angebot gesorgt. Einfache Marktwirtschaft!

Seit 25 Jahren erzählen mir BWLer das der Desktop PC tot ist. Als Gamer werde ich mir immer einen modular aufgebauten Rechner kaufen, es gibt nichts besseres.

Wer gern auf gedrucktem Papier liest, wird das auch in Zukunft! Die Auflagen der Zeitschriften werden zurück gehen, aber das gedruckte Buch wird noch lange leben!