Schwarz und weiß: Supermond in Südamerika Anfang August 2023 / dpa

Hautfarbe als Konzept - Eine Geschichte über willkürliche Zuschreibungen

Bis weit in die Neuzeit hinein betrachteten sich die Europäer nicht als „weiß“. Erst der Kontakt mit Afrika und Amerika machte aus der Farbe der Haut ein Kriterium für Status und Identität. Anderes Aussehen, andere Art – ganz simpel?

Autoreninfo

Viola Schenz ist Journalistin. Zuletzt veröffentlichte sie ein Buch über die Oberammergauer Passionsspiele.

So erreichen Sie Viola Schenz:

Das muss man erst mal schaffen: Adele James ist zu schwarz und zu weiß zur gleichen Zeit. In der Serie „Queen Cleopatra“, die Netflix seit kurzem ­streamt, spielt James, eine farbige Britin, die ägyptische Königin. Die Besetzung stößt auf Kritik, vor allem aus Ägypten. Der Film verbreite ein „afrozentrisches Denken“, heißt es, Kleopatra sei hellhäutig gewesen, so wie die alten Ägypter eben. Nix da, Kleopatra war Afrikanerin, schallt es aus den sozialen Medien, sie kann gar nicht schwarz genug daherkommen. Die Sache ist allerdings die: Der wahre Teint der Königin – Vater Makedonier, Mutter vermutlich Ägypterin – ist unbekannt, es gibt keine Quellen. Zwei Jahrtausende später wird er plötzlich zum Zankapfel.

Unsere Haut ist in vieler Hinsicht heikel. Die hitzige Debatte um die Netflix-Produktion zeigt das ebenso wie endlose Auseinandersetzungen um die Black-Lives-Matter-Bewegung, um Identitäts- und Minderheitenfragen. Warum? Warum kommt es auf den Teint an und nicht auf die Beschaffenheit von Augen, Haaren, Lippen, die je nach Herkunft ebenfalls unterschiedlich ausfallen können? Simpel gesagt: Weil die Haut unser größtes, sichtbarstes Organ ist und somit das auffälligste. Das machte sie im Laufe der Zivilisation zum kompliziertesten Körpermerkmal, aber auch zum begehrtesten. 

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Albert Schultheis | Do., 3. August 2023 - 09:29

Sorri, der Teint der Nofretete ist tief negroid, schwarz wie die afrikanische Nacht! Man überzeuge sich davon in Berlin! Wer was anderes sagt, ist eine Terf oder eine Nazi! Und weiße Männer gibt es eigentlich gar nicht - höchstens als seltene biologische Aberration! Man überzeuge sich in der deutschen Werbung oder nach 8 im Tatort-Krimi. Weiße alte Männer haben nie wirklich existiert und ihre vorgeblichen Hervorbringungen sind reine patriarchalische Konstrukte, wie Mathe, Physik, Chemie, Bio, Jurisprudenz und Reli - und so'n Zeugs! Wirklich sind nur 365 Geschlechter (eins zum Aussuchen für jeden Tag im Jahr), CO2 ist schlimmer noch als Zyklon B und wir Deutsche müssen das Klima retten mit Wärmepumpen. Wer das verstanden hat, kann als Neger:In Kleopatra spielen, als Robert Wirtschaftsminister mimen und als Annalena als Außenminister:In um die Welt jetten. Und den Krieg? Den hat ein alter weißer Mann angezettelt - im Kreml. - Oder war's im Alten Weißen Haus?

Helmut Bachmann | Do., 3. August 2023 - 09:50

Problem: die sind nicht nur an der Macht, sondern auch recht viele. Ansonsten ein relativ differenzierter Artikel, auch wenn der letzte Absatz im Widerspruch zum Artikel steht. Schade. Auch geht der Artikel am Kern der Sache leider vorbei: Es geht um kulturelle Unterschiede und die sind problematisch. Dort, wo man ausreichende kulturelle Homogenität hergestellt hat, wird die Hautfarbe unwichtig. So einfach ist das.

Christoph Kuhlmann | Do., 3. August 2023 - 11:26

Steht alles wesentlich drin. Nur, dass sich der Rassismus nicht auf die Hautfarbe beschränkt. Ich führe übrigens die massenhafte Einwanderung von teilweise aggressiven, jungen Männer aus südlichen Gefilden ebenfalls auf den verkrampften Versuch zurück, zu beweisen, dass man kein Rassist sei. Auch Schuldgefühle können auf Rassismus resultieren. Je rassistischer, desto hartnäckiger.

Markus Michaelis | Do., 3. August 2023 - 11:52

Es gibt sicher die Aspekte der großen europäischen Dominanz (technisch und demografisch) zu früheren Zeiten. Die Diskussionen heute gibt es aber eher, weil das schon eine Weile mehr einem Gerangel untereinander weicht.

Unterschiede zwischen Gruppen können an vielem festgemacht werden - eigentlich an fast allem, Aussehen, Verhalten, Denken.

Für mich die interessante Frage ist, ob dahinter die EINE Menschheit steht, zu der jeder kommt, der alles andere als unnötiges Vorurteil erkennt.

Das schiene mir auch allen Schwarzen, Japanern, Eskimos, Yanomanis, Muslimen etc. das "Recht" abzusprechen irgendwie anders zu sein und eine eigene Gesellschaft zu bilden. Jeder hätte die Pflicht zu erkennen, dass alle Gesellschaften so sein müssten, wie .... wie was?

Ich habe auch den Gedanken, dass wir Menschen prinzipiell uns selber und noch weniger große Gesellschaften verstehen - vieles läuft blind nach Trial and Error. Unabhängige Vielfalt ist da nicht schlecht, um nicht synchron "gaga" zu laufen.

Ernst-Günther Konrad | Do., 3. August 2023 - 11:59

Ein sehr lehrreicher und interessanter Artikel Frau Schenz. Es zeigt immer wieder, wie sehr wir Menschen uns von äußeren Einflüssen lenken lassen und haben deshalb den Blick in das Innere des Menschen, seine Seele und seinen Geist verloren. Ich kann auch nicht erklären, warum die Schöpfung uns u.a. mit unterschiedlichen Hautfarben, Körperbau, Haaren, Augen usw. versehen haben. Mag sein, dass es durchaus auch damit zu tun hat, wo Menschen leben. Nur am Ende des Tages kommt es doch auf die inneren Werte an, auf das was Menschen denken, fühlen, wie sie handeln und wie sie dabei mit ihren Mitmenschen umgehen. Und da gibt es überall auf der Welt, täglich erlebbar, die unterschiedlichsten Ausführungen. Der Körper ist doch nur ein geliehenes "Raumschiff" der Seele und des Geistes zum Wandeln auf der Erde., Niemand ist besser oder schlechter, nur weil er so aussieht, wie er geboren wurde. Nein, die Menschheit lernt nichts. Jedenfalls ist das von Ihnen beschriebene nicht der Sinn des Lebens.

Ach leck mich | Do., 3. August 2023 - 19:05

Die niedrigsten Früchte: Die Wahheit ist, das der visuelle Kortex schnell arbeitet, und so auch der nach dem in Anschein nehmen getroffene erste Eindruck mitsamt dazugehöriger Eindrücke und Vermutungen.

Warum also sollte für irgendwen "Polizeiarbeit" -und da ganz im Speziellen Polizeiarbeit rings ums Thema "Bereicherer" (und vormals als "Einzelfälle" bezeichnetes) etwas ganz anderes sein?

Thomas Hechinger | Do., 3. August 2023 - 23:01

Frau Schenz hat die Problematik kenntnisreich, mit flotter Feder und augenzwinkernd beschrieben. Man kann ein ernstes Thema offenbar auch mit der richtigen Portion Humor angehen.
Nur beim „Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann?“ bin ich kurz gestolpert. Ich versuchte, mich an meine Kindheit zurückzuerinnern. Wenn damals vom „schwarzen Mann“ gesprochen wurde, habe ich an etwas dunkel Böses gedacht, vor dem wir Kinder gewarnt wurden. Nicht gemeint waren dunkel pigmentierte Menschen. Die hießen nämlich gar nicht „Schwarze“, sondern „Neger“. Das kommt also davon, wenn „Wohlmeinende“ althergebrachte Begriffe ändern und Worten eine neue Bedeutung verordnen. Die Vokabel „schwarz“ habe ich damals eher mit Nacht und unheimlich in Verbindung gebracht. Man sollte eben als Kind mit keinem Fremden, der seine wahre Natur versteckte, somit einem „schwarz“ vorkam, gehen.