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Dessert aus Kokosmilch und Haselnüssen / Rainer Balcerowiak

Resteverwertung vom Feinsten - Pudding ist mein Gemüse

Unser Genusskolumnist hat eine tiefe Abneigung gegen die Vernichtung von Lebensmitteln. Und denkt daher regelmäßig über schmackhafte Resteverwertungen nach. Neulich kam dabei ein Kokosmilch-Haselnuss-Pudding heraus.

Autoreninfo

Rainer Balcerowiak ist Journalist und Autor und wohnt in Berlin. Im Februar 2017 erschien von ihm „Die Heuchelei von der Reform: Wie die Politik Meinungen macht, desinformiert und falsche Hoffnungen weckt (edition berolina). Er betreibt den Blog „Genuss ist Notwehr“.

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Wer kennt das nicht: Manchmal bleiben bei der Zubereitung von Speisen Reste von einigen Zutaten übrig. Deren Haltbarkeit ist in der Regel begrenzt, also was tun? Der einfachste Weg wäre natürlich die Entsorgung dieser eigentlich noch verzehrfähigen, aber nur begrenzt haltbaren Lebensmittel.

Aber diese Form von Wohlstandsverwahrlosung ist mir zutiefst zuwider. Jahr für Jahr landen in Deutschland laut der Verbraucherzentrale rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll, im Wert von rund 20 Milliarden Euro. Pro Kopf sind das etwa 75 Kilogramm. Der Anteil der privaten Haushalte an der Lebensmittelvernichtung liegt bei 52 Prozent, davon fast die Hälfte Obst und Gemüse.

Ernährungssoziologe gegen „Gardinenpredigten“

Der Ernährungssoziologe Daniel Kofahl sieht das auch als Folge „fortlaufender Gardinenpredigten von Ernährungsmedizinern und Ernährungswissenschaftlern. In dauernder Wiederholungsschleife werden die Wundereffekte gerade von Gemüse gepriesen und in der kunterbunten Inszenierung von Gemüsetellern bildlich-visuell aufgebauscht“.

In düsteren Farben würden „gastrointestinale Höllenvorstellungen“ für jene Sünder bemüht, die sich dem vermeintlich überlebenswichtigen Trend zu mehr Gemüse widersetzten. Doch „die Alltagswelt der Menschen ist keine ernährungswissenschaftliche Seminarkochshow“, so Kofahl weiter. So würde zwar „schuldbewusst mehr Gemüse gekauft – aber nicht verzehrt, sondern irgendwann verschämt unter anderem Unrat im Hausmüll entsorgt“.

Fast nichts muss in den Müll

Doch die Verbraucher seien eben nicht nur Opfer „ideologischer Manipulation“, sondern „auch selbst schuld, wenn sie dieser allzu blind folgen. Die Einsicht, dass „kaufen“ eben nicht gleich „konsumieren“ bedeutet, sollte man den vielen Kaufsüchtigen heutzutage vielleicht mal gezielter beibiegen“. Gemüse gekauft zu haben, sei noch lange kein Garant dafür, dass man selbst auch tatsächlich vegetabiler geworden ist“. Aus meiner persönlichen Sicht wäre zu ergänzen: Was spricht eigentlich dagegen, aus unverbrauchtem Gemüse einen Saft, eine Suppe oder einen Fonds herzustellen?

Resteverwertung – ein kreativer Prozess

Die beste Verschwendungsprophylaxe ist natürlich der möglichst nicht zu üppig bemessene Einkauf. Das ist nicht in allen Fällen möglich. So befanden sich neulich eine halbvolle Dose Kokosmilch und eine angebrochene Packung gemahlene Haselnüsse im Kühlschrank. Reste der Zubereitung eines Currys beziehungsweise einer Kräuter-Nuss-Kruste für Wildschweinmedaillons. Es drohte unweigerlich der Verfall.

In solchen Momenten schlägt die Stunde der kreativen Resteverwertung, jenseits gängiger Rezeptideen. Schnell reifte die Idee für eine Süßspeise: Kokosmilch-Haselnuss-Pudding, ein bisschen aufgepeppt mit frischem Obst. Los geht‘s. Kokosmilch, die zuvor angerösteten, gemahlenen Haselnüsse, frische Mango (in Stücke geschnitten), süße Sahne, ein wenig Abrieb von Zitronenschalen und ein geeignetes pflanzliches Gelier- oder Bindemittel im Mixer zu einer homogenen Masse verarbeiten.

Kurz aufkochen und dann noch einige Minuten unter ständigem Rühren bei niedriger Hitze auf dem Herd lassen. In kalt ausgespülte Portionsschalen füllen. Zunächst abgedeckt bei Zimmertemperatur erkalten lassen und dann in den Kühlschrank stellen. Beim Servieren auf Teller stürzen. Dazu gerne noch eine feine Soße, die ich aber komplett der Kreativität der Leser überlasse. Schmeckt hervorragend, egal, ob als Resteverwertung oder geplant.   

Kokosmilch-Haselnuss-Pudding

Zutaten für 4-5 Personen:

1 Dose (400 ml) Kokosmilch

100 g gehackte Haselnüsse

150 ml Schlagsahne

1 reife Mango (200g Fruchtfleisch)

1 El Agar Agar (oder anderes Gelier- oder Bindemittel)

1 El geriebene Zitronenschale

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Ines Schulte | Sa., 27. November 2021 - 16:07

Genauso soll es sein! Danke wieder einmal für Ihre kreativen Ideen.! Lebensmittelverschwendung ist m.E. auch eine Folge der immer gigantischeren Discounter, in denen man mit immer größeren Einkaufswagen unterwegs ist. Wer fährt schon mit dem Basisvorrat an die Kasse und hat zuvor nicht links und rechts bei Unnötigem zugegriffen? Das ist ja schließlich das Geschäftskonzept. Weniger ist mehr, das haben Sie gut beschrieben. Nun könnte man sich im nächsten Schritt noch Gedanken über die frische Mango machen, - und auf welchem Weg sie zu uns kommt....

Heidemarie Heim | So., 28. November 2021 - 15:53

Pudding, Milchreis, Grießbrei-/schnitten-/Klöße, Nudeln, gebräunte Butter drüber zu eingemachten Obst mit Ihhh! Wurmeinlage;) gab es als warmes Essen wenn Papa durch seinen 24Std.-Dienst abwesend war. Doch außer tierischem Eiweiß in den Sauer & Süßkirschen hatte ich ein Haut-Problem bei meinem Pudding. Frisch gerührt und ohne Klümpchen und der entsprechenden Essgeschwindigkeit war das Problem zu beherrschen. Aber weh mir, es gab Pudding aus dem Eisschrank. Da war filigrane Feinarbeit mit dem Kaffeelöffel angesagt;). Weshalb die kalt zu rührenden Dessert-Cremes ohne Haut und Klümpchen von ALDI als Kind für mich eine köstliche Offenbarung waren! Ihre Kokosmilch-Haselnuss-Pudding-Kreation sieht aber auch sehr lecker aus! Und Danke für die "fehlende" Kalorienangabe;-)! MfG