Bio-Hühner
Hühner haben schließlich auch ein Herz / dpa

Von wegen „Hundefutter“ - Hühnerherzen-Portwein-Ragout

Früher hat unser Genusskolumnist Geflügelinnereien vor allem deshalb gegessen, weil sie so billig sind. Im Laufe der Jahre hat er aber gelernt, dass man damit wahre Köstlichkeiten zaubern kann. All jenen, die abschätzig von „Hundefutter“ reden, empfiehlt er ein großartiges Ragout.

Autoreninfo

Rainer Balcerowiak ist Journalist und Autor und wohnt in Berlin. Im Februar 2017 erschien von ihm „Die Heuchelei von der Reform: Wie die Politik Meinungen macht, desinformiert und falsche Hoffnungen weckt (edition berolina). Er betreibt den Blog „Genuss ist Notwehr“.

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Surft man im Internet mit dem Suchwort „Hühnerherzen“, ploppen unzählige Lobeshymnen auf. Hühnerherzen seien „ eine ausgezeichnete Quelle für B-Vitamine, Eisen und essentielle Fettsäuren. Sie enthalten auch Phosphor, der beim Aufbau und der Stärkung des Skelettsystems hilft.“ Oder: „Ihr Reichtum an hochwertigem Eiweiß, Taurin und Purin machen Hühnerherzen zu wertvollen Komponenten einer gesunden Ernährung.“ Doch schnell fällt auf, dass es bei den meisten Einträgen um die Ernährung von Hunden und Katzen geht. Diese kulinarische Stigmatisierung, die abgesehen von Leber vor allem in Deutschland alle Innereien umfasst, scheint unumkehrbar. Wir wollen schließlich kein Hundefutter essen, oder?

Nein, wollen wir natürlich nicht. Aber was spricht dagegen, hochwertiges Muskelfleisch zu essen, dessen charakteristischer Geschmack ein wenig an Wild und dessen Konsistenz an Pulpo erinnert? Auch der hohe Gehalt an Vitaminen (besonders A, B5 und B12) und Mineralstoffen spricht für dieses Leckerli. Und wenn das auch Hunden und Katzen schmeckt, ist das noch lange kein Grund, dass es nicht auch für die Zubereitung köstlicher Mahlzeiten für Menschen geeignet ist. Eine Haltung, mit der ich anscheinend ziemlich alleine dastehe: Insgesamt verzehrten deutsche Konsumenten im Jahr 2020 pro Kopf nur 100 Gramm Innereien, 1991 waren es noch 1,4 Kilo. Noch heute sind Hühnerherzen innerhalb des Angebots an Fleischprodukten nahezu konkurrenzlos billig, denn wer will schon „Hundefutter“ essen. Wobei: Hasso würde auch ein Rinderfilet mit großer Freude verzehren.  

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Bernd Muhlack | Sa., 29. Januar 2022 - 22:17

"Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses".
Bury My Heart at Wounded Knee.

Das Buch von Dee Brown aus dem Jahr 1970.
Es beschreibt die Geschichte der Indianerkriege im Gebiet der heutigen USA von den 1860er Jahren bis zum titelgebenden Massaker von Wounded Knee im Jahr 1890 (!)

Ich besitze das Buch, habe es gelesen.
Irgendwann werden "Besserwissende" kommen und mir erklären, dass eine Lektüre in der das Wort "Indianer" vorkommt "böse" ist.
"Also, geben Sie das Buch her, sofort!
Gibt es hier noch mehr dieses subversiven Gedankenguts?"
"Schauen Sie sich gerne um - aber verlaufen Sie sich nicht!
... und bitte jeder nur ein Buch - lesen, nicht schreddern!"

In der Tat nenne ich das ein oder andere Buch mein eigen.

Was hat das mit Hühnerherzen zu tun?
Eigentlich nichts.
Jedoch erinnere ich sehr gut die damaligen Gerüche im Treppenhaus, von der Schule heimkehrend.
Saure Nierchen, Kutteln, Bratwurst etc.
Vier Stockwerke - das muss das Dach abkönnen!

Schönen SO!