Klimaaktivisten vor Raffaels Sixtinischer Madonna
Klimaaktivisten vor der Sixtinischen Madonna in Dresden / dpa

Die letzte Generation - Mit dem Rücken zur Kunst

Von Florenz über Dresden bis Berlin kleben sich derzeit Aktivisten von „Letzte Generation“ an Gemälden namhafter Alter Meister fest. Auffällig oft wählen sie sakrale Bildmotive aus und erklären ihre Motivation mit religiösen Metaphern. Ihre eigene Motivation ist indes äußerst profan: Alles dreht sich um das irdische Ego.

Ralf Hanselle / Antje Berghäuser

Autoreninfo

Ralf Hanselle ist stellvertretender Chefredakteur von Cicero. Im Verlag zu Klampen erschien von ihm zuletzt das Buch „Homo digitalis. Obdachlose im Cyberspace“.

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Kinder, wie die Zeit vergeht! Es ist noch gar nicht lange her, da galt Kunst als „hot shit“ für alle Kraftmeier und Vermögenden. Kunst, das war das letzte Statussymbol der Macht. „Mit dem Rücken zur Kunst“ hieß dementsprechend in jenen längst vergangenen Jahren ein Bestseller des Münchner Kunsthistorikers Wolfgang Ullrich, in dem dieser mit einer interessanten These aufwartete: Je geringer das Verständnis des Publikums für Kunst, desto nachhaltiger die Bewunderung für diejenigen, die sich zum Fototermin vor eben genau dieser Kunst in Szene setzen.

Es war die Zeit der New Economy. Überall wurden damals gewaltige Gewinne aus den neuen Start-ups abgezwackt, die die Entrepreneurs des Neuen Marktes in Werke von Jeff Koons, Damien Hirst oder Andreas Gursky reinvestierten. Den Blue Chips am damals boomenden Kunstmarkt waren schier keine Grenzen mehr gesetzt. Und so kamen immer mehr Wirtschaftsbosse auf die eigentlich sehr naheliegende Idee, die ihnen nachgesagte Potenz vor kostspielige Fine Art Prints oder in Gegenwart von dick aufgetragener Ölfarbe zu inszenieren. Warum auch nicht? Über Generationen hinweg hatten es Kaiser, Könige und Kirchenfürsten ja ganz ähnlich gehalten: mit dem Wams am Buffet, mit dem Rücken zur Kunst.

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Martin Falter | Do., 25. August 2022 - 18:19

da wollen die Leute einfach nicht verstehen, das Kleber bei der Klimakrise hilft und deshalb verärgert man seine potentiellen Unterstützer mit solchen Aktionen.

Vielleicht Gutes gewollt aber ganz sicher schlecht gemacht.

Jonathan Pause | Do., 25. August 2022 - 19:24

Es ist mal wieder eine Art des jüngsten Gerichts, das die Jugend fürchtet. Ist ja keine historische Neuigkeit, dass solche Dinge stark auf die Jugend wirken. Schade nur, dass keiner von ihnen einer Lebensart folgt, die vorbildhaft oder nachahmenswert oder wenigstens inspirierend wäre. Ja, es lässt sich die große Sensibilität der Jugend erkennen. Doch was noch? Der Klimaminister reist herum, sie stehen herum. Sie würden wohl einem Plan folgen, vielleicht sogar jedem Plan, der ihnen die Erlösung verspricht. Wie wäre es mit einer Umbenennung? Die „Letzte Generation“ in die „neue Generation“. Was wir brauchen ist die Kernenergie. Will Herr Habeck mit LNG oder Kohle das CO2 bekämpfen? Die Energiewende muss endlich vernünftig gedacht werden. Die Probleme häufen sich sonst an, das ist auch mein Gefühl.

Stefan Forbrig | Do., 25. August 2022 - 22:10

...kommt wieder keiner. Wenn ich dort in der Galerie die Leitung hätte, täte ich Folgendes:
Den Platz vor dem Kunstwerk auf 3x3m und 2m hoch mit mobilien Sichtschutzwänden versehen, mit einem Schlid für die Besucher: "Aus Gründen von Vandalismus leider abgesperrt". Und diese Terroristen einfach kleben lassen unter Aufsicht der Polizei. Dann sieht die keiner, die kriegen ihre Aufmerksamkeit nicht und gut ist. Anschließend, wenn die sich abgerissen haben, sofort vor den Schnellrichter und dann wegen Gefährdung der öffentl. Sicherheit und Sachbeschädigung für ein halbes Jahr einbuchten.
Die würden sich das nächstens 2x überlegen.
Aber wird ja nicht gemacht, die haben ja genug rot/grüne Unterstützer in der Politik.
Entweder Härte, und wenn nicht, dann nicht jammern und sich aufregen. Ganz einfach.

Ich möchte Ihnen zustimmen, aber auf den Zaun verzichten. Lasst sie kleben, wenn der erste/die erste Kleber/in mal pinkeln muss, ist die Lächerlichkeit der KleberInnen wohl gegeben!

Christa Wallau | Fr., 26. August 2022 - 00:20

machen, ist Terror und - im Falle der Bilder-Anklebung - pure Blasphemie.
Sie halten sich selbst und ihre Überzeugungen für das Maß aller Dinge. Deshalb fühlen sie sich berechtigt, ihre Mitbürger zu z w i n g e n, ihr Ansinnen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei schrecken sie nicht davor zurück, sogar Religion und Kunst für ihre Zwecke einzuspannen.
Mit ihrer beschränkten intellektuellen Ausstattung erkennen sie offensichtlich nicht, daß sie sich dabei an Wertvollem vergreifen, das anderen Menschen heilig ist.
Welch eine Arroganz!
Warum erfolgt nicht endlich eine entsprechend harte Strafverfolgung dieser "Aktivisten" seitens unseres Rechtsstaates?

ich kann Ihren Unmut angesichts der rasant fortschreitenden Infantilisierung und Verblödung unserer Gesellschaft nur allzu gut nachvollziehen (ich habe nach 30 Jahren Industrie noch einmal 3 Jahre als Gymnasiallehrer im deutschen Schulsystem zugebracht, bis mir der Kragen platzte), allein mir ist jegliches Vertrauen auf den deutsche Rechtsstaat gänzlich vergangen. Die neudeutsche Justitia hat sich die Augenbinde längst resolut vom Gesicht gerissen, denn sie will das Ansehen der Person - ja, genau darauf kommt es ihr an. Es ist ihr eben nicht egal, wer da gerade leidet, wer da diffamiert und gecancelt wird, wer Opfer und wer Täter ist. Denn zuerst kommt das Ansehen der Person, deren Identität und Zugehörigkeit zu den entsprechenden schützenswerten Gruppen bzw zu den Gruppen im neuen "verfassungsschutzrelevanten Phänomenbereich". Danach ist die Urteilsfindung und Rechtsprechung nur noch patriotische Pflichterfüllung.

Norbert Heyer | Fr., 26. August 2022 - 06:26

Ich habe einen Sohn, auf dem ich stolz sein kann. Er hat in Zeiten, in denen Lehr- und Arbeitsplätze dar waren, eine Ausbildung zum Schlosser erfolgreich absolviert und sich danach, als es keine Arbeitsstellen gab, mit einem Vertrieb selbständig gemacht. Das ist über 20 Jahre her, er hat heute einen Handelsbetrieb für Arbeitsschutz-Artikel mit 5 Mitarbeitern. Er war nie anfällig für
Drogen und ist immer seinen Weg gegangen. Warum wohl? Weil ich ihn immer mit der Realität konfrontierte, ein entsprechend arbeitsames Leben vorlebte, gesetzestreu bin und bei Ungerechtigkeiten immer den Mund aufmachte. Die sich festklebenden Fehlgeleiteten haben wohl eher ein Elternhaus erlebt, in der familiäre Strukturen keine Rolle spielten. Diese Kinder sind orientierungslos und anfällig für jeden Schwachsinn in Grünland. Grün ist die Neugeburt des Rattenfängers und ebenso wie dieser führt er die Kinder ohne ermittelte Werte in den unvermeidlichen Untergrund. Die Familie soll endlich ausgelöscht werden.

Andre Möller | Fr., 26. August 2022 - 07:48

und keine Erwachsenen, die sie zuverlässig daran hindern, diesen Blödsinn zu veranstalten. Nirgendwo Erwachsene. Die fortschreitende Infantilisierung benötigt keine geistigen Höchstleistungen, an denen sich junge Menschen orientieren könnten. 2000 Jahre Zivilisatonsgeschichte für umsonst...

BHZentner | Fr., 26. August 2022 - 10:55

Ich frage mich oft, ob die wirklich angeklebt sind.
Habe mal an einem Pantomime-workshop teilgenommen.Sie wissen schon: imaginäre Glaswand od. auch irgendwie feststecken.
In einer sehr,,zugewandt-wertschätzenden" Reportage im ÖRRadio konnte man erfahren, daß sich,,die Letzten"auf ihre Klebe-Inszenierungen in workshops ähnlich vorbereiten;wissen also auch,wie simulieren; wissen,daß ihnen,,Gefahr"nur vom Normalo droht,den das Ob-oder-ob nicht nicht interessiert.
Vielleicht sollten sie sich für,,Kunsteinsätze" besser briefen lassen;bspl.von aktivistischen Kunsthistorikern;auch von ev./kat. Pfaffen. Ihre,,Aktionskunst"wäre als solche auch zusätzl. juristisch abgesichert u.Bezüge zur Apokalypse könnten fundierter,,rüber kommen": naja,Jesus ließ sich für unsere Klima-Sünden ans Kreuz nageln;war Maria die erste ,,LGBTQusw."person(gebar ihr Kind jungfräulich).Wiedermal eine tolle Glosse, Herr Haselle.

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 26. August 2022 - 11:44

wenn man sich in den Schatten eines Heiligen (z.B. Bildes) stellt oder legt.
Diese Aktion sieht für mich leider nicht so aus.
Ich versuche den jungen Menschen einen Weg zu zeigen, der sie selbst vielleicht tätiger werden lässt.
Über den Verteiler einer lieben Kusine bekam ich eine Nachricht zu der jüngst verstorbenen Malerin PAULA REGO, mehrere Fotografien ihrer Bilder beinhaltend.
Ich hätte evtl. sonst nie etwas von ihr gehört, deshalb nenne ich dankend die UR-Absender, Nada Mandelbaum & Ernst Föll.
Die Bilder sind hervorragend und über Ernst, der aus dem "Freundeskreis/Umfeld" Joseph Beuys stammt, weiss ich, dass ihm Aktionen nicht fremd sind.
Ich weiss nicht, wie die beiden Künstler sich zu dieser Aktion stellen würden.
Vielleicht würde sie nicht das "kalte Grausen" packen wie mich, aber ich wünsche mir, dass Menschen sich traulich in die Nähe großer Kunst stellen, bestens mit eigener Kunst/Aktionen.
Ich grüße dich aus der Ferne, lieber Ernst, hoffentlich ohne Dir zu nahe zu treten?

Ernst-Günther Konrad | Fr., 26. August 2022 - 15:06

Für jeden angerichteten € Schaden, einen Tag gemeinnützige Arbeit, bei Nichterfüllung ein Tag Haft und dies Konsequent in einem Schnellverfahren umgesetzt, könnte aus meiner Sicht das Problem deutlich reduzieren. Natürlich Schadensersatz soweit bei denen finanziell etwas zu holen ist. Ersatzweise einen Schuldtitel erwirken, der lt. Gesetz 30 Jahre durchsetzbar ist, damit denen das Damosklesschwert des Schuldners bis zur Begleichung täglich über dem Haupte schwebt.
Wobei Herr Forbrig, ich kann mich auch für Ihre Idee durchaus erwärmen. Wenn die verdeckt sind, ist es nicht mal ein an den "Pranger" stellen.
Aber das sind aus der Sicht der links-grünen Faschisten als "Nazimethoden" und der Staat hat bereits auf diesem Gebiet verloren, denn das linke Auge ist verklebt vom Sekundenkleber dieser irrgeleiteten jungen Leute.
Und die haben ja Eltern. Was ist da in der Erziehung schief gelaufen? Und kommt mir jetzt niemand, die hätten ein "bestimmtes" GEN.
Die sind einfach nur frech und dumm.

...da ist ja nicht nur im Elternhaus was schiefgelaufen, sondern in der Gesellschaft und in der Politik. Die werden doch als schnelle Eingreiftruppe und Meinungsverstärker von den Rot/Grünen mißbraucht. Hier in Berlin war die grüne Bezirkschefin aus Kreuzberg sogar zu Besuch bei den Asphaltklebern und fand die Aktion "im Prinzip richtig". Diese ganzen Spinner gab's ja schon immer, nur hat man die früher reden lassen, verlacht und abends wieder ins Heim getan. Heute werden die halt ermst genommen, nicht sanktioniert und ein Kniefall vor denen vollzogen. Dann testen die ihre Grenzen natürlich immer mehr aus, wie bei kleinen Kindern am Quengelregal vor der Supermarktkasse. Die werfen sich da hin und dann wird der Schokoriegel eben halt doch mitgenommen. Das Ganze nennt sich gesellschaftliche Erziehung, und wenn die ausbleibt, kommt sowas dann eben dabei raus.
Abhilfe:
Straff sanktionieren und konsequente Ahndung solcher Straftaten, dann hört das auch auf.

Brigitte Simon | So., 28. August 2022 - 00:57

"Wenn wir nicht rasch und konsequent handeln, wenn wir unsere Rechts- und Werteordnung nicht entschlossen durchsetzen, werden wir den Kampf gegen die Jugengewalt verlieren".
Schrieb Kirstin Heisig.

Kirsten Heisig war bis zu ihrem Tode 2010 Jugendrichterin an Deutschlands größtem Amtsgericht, dem Amtsgericht Berlin-Tiergarten.

"Einige Fragen werden mir immer wieder gestellt: Warum tun Sie das alles? Warum erle-digen Sie nicht nur Ihre Arbeit? Warum mischen Sie sich derart ein"?

Kirstin Heisigs psychische Belastung wurde zu groß. Sie beendete diese durch Erhängung im Wald. Die Wahrheit ihres Suizids wird bis heute vertuscht. Für mich eine Tragödie. Die ich heute noch spüre.