Paulskirche
Es waren Bürgerliche, die 1848 in der Frankfurter Paulskirche über eine freiheitliche Verfassung berieten / dpa

Pro und Contra: Soll der Begriff „bürgerlich“ ins Grundsatzprogramm der CDU? - Pro: Der Kern unserer Politik

Die Christlich-Demokratische Union will sich ein neues Grundsatzprogramm geben. Gestritten wird noch darüber, ob darin das „Bürgerliche“ als eine der Säulen der CDU betont werden soll. Auf jeden Fall, meint der Vorsitzende der Jungen Union, Tilman Kuban. Denn bürgerlich sei jeder Mensch, der nicht zuerst nach dem Staat fragt, sondern im Sinne von Freiheit, Eigenverantwortung und Gemeinsinn leben will.

Autoreninfo

Tilman Kuban ist Bundesvorsitzender der Jungen Union Deutschlands und Mitglied im CDU-Bundesvorstand.

So erreichen Sie Tilman Kuban:

Gestern argumentierte der Sozialpolitiker Matthias Zimmer an dieser Stelle gegen den Begriff der Bürgerlichkeit im Grundsatzprogramm der CDU.

Nach der Wahl habe ich gesagt: In der CDU darf kein Stein auf dem anderen bleiben. Im Zuge des Programmprozesses exerziert die CDU gerade diese Inventur des christdemokratischen Tafelsilbers – es wird jeder Stein des Hauses angesehen, gewogen, sortiert und vielleicht auch ausgemustert. Es geht um die große Frage: Welche Antworten gibt unser Wertegerüst auf die Herausforderungen von heute? Denn im Gegensatz zu ideologisch getriebenen Parteien lässt sich die CDU von Werten leiten und misst daran neue Fragestellungen. Wir Konservativen müssen uns daher immer wieder hinterfragen.

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Urban Will | Do., 11. August 2022 - 11:41

schicken, der kommt sonst hier nie wieder an!“
Selten so viel weltfremdes Geschwafel auf einem Haufen gelesen.
Und daher – angesichts der „Realitäten“ in diesem Land – muss ich Kuban voll und ganz Recht geben: Packt das „Bürgerlich“ bloß wieder rein in euer Programm. Am besten 100 mal auf jeder Seite. Nichts passt besser zu euch!
Denn der – in jeglicher Hinsicht – deutlich bessere Artikel des Parteikollegen Zimmer von gestern hat genau die Begründung geliefert.
„Bürgerlich“ steht für Untertanengeist.
Und für nichts stehen diese Schwarzen seit nun rund 40 Jahren mehr als für „Untertanengeist“.
Das war unter Kohl so, das war unter Merkel so. Wobei ersterer zumindest noch in gewisser Hinsicht – nicht ahnen könnend, wie all das von ihm voran getriebene so grottenschlecht umgesetzt werden würde – etwas für sein Land übrig hatte.
Und jetzt hockt der Gockel da oben, „Wirtschaftsfachmann“ genannt, und schaut tatenlos zu, wie Links – Grün das Land an die Wand fährt.
Sein Motiv: Untertänigkeit

Ja, sie haben bezogen auf die letzten Jahre Kohl, und bei mindestens ca. 12 Jahren Merkel recht. Aber was machen denn die „Jünger des links grünen Glaubens?“ Sind die besser? Wohl kaum. Aber eins sehe ich bei allen Kritikpunkten auch, das „bürgerliche“ steht mir näher , als eine grün linke Ökodiktatur mit all seinen Verbündeten.
Der Punkt ist aber, und das ist auch war, Merz ist als Oppositionsführer unsichtbar. Da helfen auch keine populistischen Reisen in die Ukraine od. Polen. In Deutschland spielt die Musik und die Kapelle ist grottenschlecht.
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

NUR MIT Untertanengeist kann ich mir erklären,
dass CDU-Mitglieder wie Jens Spahn - und seiner Agenda - in die Führungsspitze der CDU "berufen" wurden !

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 11. August 2022 - 12:25

ich nicht ganz verstünde, warum man Gemeinsinn und Pluralität aufnehmen kann, nicht aber Bürgerlichkeit "im besten Sinne", schliesslich gibt es zu den je anderen Begriffen auch einige negative Beispiele, wie z.B. zur Staatlichkeit, siehe Diktatur und Absolutismus.
Wichtig sind dann die Bezogenheiten, die Deutungszusammenhänge, als da wären Demokratie, Meinungsfreiheit, Toleranz ff.
Ob das dann der Begriff "bürgerlich" noch sein muss oder der des Staatsbürgers sein sollte oder ganz etwas Neues, wird die CDU/CSU sicher für sich herausfinden.
Ich hoffe für die CDU/CSU auf wieder, nein, auf neuerdings ganz hohem Niveau.
Ein hohes Niveau gab es immer mal, vieles aber entwickelte sich auch entlang der Zeitläufte, zu denen Frau Merkel dann wieder sehr gut passte, ohne m.E. sonderlich gestalten zu können.
Die Zeitläufe sind sehr komplex geworden, so dass ich eine Debatte über Bürgerlichkeit, Gemeinsinn oder Werte fast zu kurz gesprungen empfinde.
Wie wäre es mit einer Portion Weit/Überblick?

Dieter Bauß | Do., 11. August 2022 - 12:57

Der Begriff „bürgerlich“ leitet sich von dem Infinitiv „bürgen“ ab und bedeutet zuerst einmal „für etwas gerade zu stehen“ und hat ganz viel mit „Verlässlichkeit“ und „konservativen Werten“ zu tun. Niemals zu verwechseln mit Träumerei, Experimentieren.
Fragen wir uns mal, wer heute in unserem Land noch für etwas gerade stehen will? Man hört schon die Monster lachen und sich auf die Schenkel hauen!
Der Wähler will aber ganz genau und abgrenzbar wissen, für was seine Vertreter stehen und wer es jedem recht machen will, für den gilt : „ Everybody‘s Darling is Everybody‘s Fool“.
Wenn in der Union kein Platz mehr für Bürgerlichkeit ist, so sollen sie zum Teufel segeln.
Peter Scholl-Latour hat einmal gesagt: „Im Abgrund der Geschichte ist für alle Platz“.

bei Linken und Grünen. Dabei ist es sehr positiv und konstruktiv (die beste Erläuterung von Herrn Bauß!): "„bürgerlich“ leitet sich von dem Infinitiv „bürgen“ ab und bedeutet zuerst einmal „für etwas gerade zu stehen“ und hat ganz viel mit „Verlässlichkeit“ und „konservativen Werten“ zu tun. Niemals zu verwechseln mit (grün-linkerer) Träumerei, Experimentieren."
Danke für die Aufklärung, Herr Bauß!
Schnell wirft man etwas über Bord, weil man es nicht versteht. Dabei kippt man das Kind mit dem Bade aus ... sehr schade!

obwohl mir Ihre Ableitung mehr zusagt, grob von Schutz und nicht von Borgen.
Die, die sich in der Burg/Stadt schützen/geschützt sind und Ähnliches, von burga/ri.
Wenn Grenzen nicht mehr existieren sollen, dann wundert mich nicht die Ablehnung des Bürgers.
Es bringt mich auch auf zwei Worte, die ich im Zusammenhang mit Frau Merkels Regierungszeit bedenken werde, anywhere und anyhow.
Es gibt nichts Bestimmtes, sondern nur Alles überall und in Bezug auf Jeden.
Das ist wissenschaftlich nicht unbedingt schlüssig und läuft praktisch evtl. hinaus auf "es ist eben so".
Das kann man sicher für sich vertreten, auch als für dann alle geltend, man muss nur nicht davon ausgehen, dass sich jeder als diese alle definiert oder so ähnlich.
Das Drama "Woken Allseins" wäre eben der Widerstand gegen alles, das ein anderes Allgemeines definiert oder Je-für-sich-sein?
Wenn es hinauslaufen sollte auf einen Kampf gegen Wissenschaftlichkeit im Namen der wahren Wissenschaft, dann sind wir im Hier und Jetzt?

Wolfgang Z. Keller | Do., 11. August 2022 - 13:28

... aber eben von der Jungen(?) Union ein ganz großer Lobgesang auf die Bürgerlichkeit. Tja, wenn´s denn hilft, kann ich da nur sagen.
Und natürlich hat die CDU resp. CSU ihre Verdienste, das ist doch klar. Aber wo und wie oft sie auch immer schon und immer wieder "gebremst" hat, DAS ist doch das Problem. Wenn im vorgestrigen ZDF-Morgenmagazin zitiert wird, dass die Mineralölkonzerne seit 24.2. ihre Gewinnmarge um das 5fache! erhöht haben (und die haben sich vorher nie über zu wenig Gewinne beschwert!!!), und dann nicht nur die unsägliche Klientel-FDP gegen eine Abschöpfung dieser (und anderer) KRIEGSGEWINNE ist, dann wird doch auch hier klar, was bürgerlich im Zweifelsfall heißt. Und dann sich wundern, wenn ganz links und ganz rechts immer mehr rumgeschrien wird, wenngleich meist in diametraler Richtung.

Ingo Frank | Do., 11. August 2022 - 13:28

die harte Debatten um die beste Lösung führt,JA …..andere Meinungen zulässt, 2x JA…… in der das beste Argument zählt,JA ….
Und wo waren die bürgerlichen in den letzten 10 Jahren? WO? Setzt euch vom Zeitgeist und der grün linken Orientierung ab …, Gebt dem Bürger die Freiheit wieder und setzt Rahmenbedingungen, dass durch Arbeit wieder Eigentum geschafft werden Kann. Und, Arbeit muß sich lohnen und darf nicht bestraft werden.
Bürgergeld?ja für die die es wirklich brauchen, aber nicht für die, die es nicht brauchen und schlicht zu faul sind …. Als 1 Beispiel.
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Thorwald Franke | Do., 11. August 2022 - 16:31

Es ist schade, dass in diesem Artikel zur Bürgerlichkeit das Wort "Bildung" nur in "Eigentumsbildung" vorkommt. Sehr schade.

Auch ist es schlicht falsch, dass die EU 70 Jahre Frieden gebracht hätte. Es waren die Amerikaner, nicht die EU. Die EU ist heute ein Konstrukt, das für massiven Unfrieden verantwortlich zeichnet. Wer die Grundidee der EU liebt, würde das ändern wollen.

Auch finde ich die Absage an eine deutsche Identität befremdlich, die dieser Artikel (letztlich durch Unterlassung) zum Ausdruck bringt. Selbständige Bürger wissen um die Bindekräfte und den notwendigen Nutzen von Gemeinsamkeiten in der Kultur. Dass es nicht um Zwangsmonokultur gehen kann, versteht sich von selbst.

Helmut Bachmann | Do., 11. August 2022 - 20:01

zu einem vernunftbegabten Bürgerlichen gehört such das Wissen um die eigene Kultur und die Nötigkeit von Grenzen, um eben diese zu schützen. Dass dies nicht einem offenen Land widerspricht, sondern es erst ermöglicht, hat man als merkelsozialisiert schlicht vergessen, gell Herr Kuban?

Bernd Windisch | Do., 11. August 2022 - 20:45

Nach der Wahl habe ich gesagt: In der CDU darf kein Stein auf dem anderen bleiben.

Und jetzt bitte fachgerecht entsorgen!

Ernst-Günther Konrad | Fr., 12. August 2022 - 11:25

Für mich ist das nur eine der Ablenkung dienende Diskussion. Der Begriff "bürgerlich" ist doch längst gekapert bzw. ausgelutscht. Bereits unter Kohl begonnen und über die Ära Schröder und danach unter Merkel, wurde das, wofür "bürgerlich" einst stand längst umgedeutet, ausgehöhlt und gerade bei der UNION nicht mehr als politische Position vertreten. Und jetzt eine Diskussion darüber, was bürgerlich sein soll und wenn es geht, neu im links-grünen Sinne für schwarze Politik definiert? Hört mir bloß auf. Das mit dem Parteiprogramm ist zum Scheitern verurteilt, egal welche Begriffe benutzt werden. Keine Aufarbeitung über die Merkel-Ära und das Verhalten der Partei. Keine Themen, die nicht schon längst von der AFD besetzt und ausgefüllt sind, auch wenn man krampfhaft versucht, mit anderen Begriffen die konservativen Wähler zu vera.... Merz und diese UNION hat sich längst in die links-grünen Hände begeben und hofft noch ein Finger der Hand des Ökofaschismus zu sein. Alles nur Blendwerk.

in der passenden Blase, vielleicht auch in der eigenen Höhle, lebt es sich am besten. Da kann man sich die Welt so ausmalen, wie man möchte. Klingt so ein wenig wie Platon's Höhlengleichnis (kann man im Internet finden), nur eben durch die AfD-Brille betrachtet.

Dann kommt man zu Erkenntnissen wie: Alle konservativen Themen sind von der AfD besetzt!
Wirklich? Konservativ war die AfD höchstens z.T. vielleicht mal in ihrer Gründungsphase, lange, lange ist es her. Heute ist die Partei eindeutig rechtsextremistisch. Demokratische Konservative würden kaum irgendwelches Zeug von wegen "Ökofaschismus" daher plappern.
Andererseits klingt "rechtsextremistisch" natürlich nicht so gut in "Wähler's Ohr - konservativ macht sich da schon besser.
Und rechtsaussen ist man bei den Fakten doch nicht so haarspalterisch, hat man doch schon beim Umfang der braunen Blauen mit der Corona-Pandemie gesehen.

Lustig auch immer wieder das Leid darüber, dass die Merkel-Ära nicht aufgearbeitet wird.

Jost Bender | Fr., 12. August 2022 - 12:11

wer "keinen Stein auf dem anderen lassen" will, ist sicher kein Konservativer o. 'Bürgerlicher', sondern geriert sich - aus rhetorischen Gründen - als Salon-Revoluzzer, um sich Gehör zu verschaffen.
Ob Sie nun 'bürgerschaftlich' oder 'bürgerlich' in Ihr Programm schreiben - oder beides, ändert wenig an den fehlenden programmatischen Konturen der CDU, deren Probleme ganz woanders liegen. Es sind die u.a. bei Merkel verlorengegangenen, elementaren Differenzierungen (z.B. zwischen Gesinnungs- & Verantwortungsethik) & der verlorene Fokus auf den Verfassungsauftrag an die Politik.
Es bräuchte eine Partei, die Verfassungstreue, Realismus & Kompetenz auf eine Weise zusammenbringt, die die Interessen dieses/unseres staatlichen Gemeinwesens berücksichtigt, die eigenen Werte kennt & respektiert, aber z.B. nicht ständig Interessen & Moral verwechselt, wie es der inzw. vorherrschende Politikstil geworden zu sein scheint. Es gäbe wirkl. viel zu klären, statt sich an einem Adjektiv aufzuhängen...

Armin Latell | Fr., 12. August 2022 - 19:29

das „Bürgerliche“ wurde 2005, mit dem Wahlsieg der CDU und einer Kanzlerkandidatin Merkel, beerdigt. Mit ihrem politischem Ende gibt es auch kein „Tafelsilber“ mehr, es wurde von ihr für kleinste politische Vorteile verscherbelt, immer mit Zustimmung ihres Fußvolkes, also auch der JU. (Bürgerliche) Werte spielen schon lange keine Rolle mehr, siehe den Umgang aus den eigenen Reihen mit der „Werteunion“. Herr Kuban, Sie fabulieren bar jeglicher buntesdeutscher Realitäten von „Familie, Eigenverantwortung, Solidarität, Freiheit, Pluralismus, Humanität, Ordnung und Heimat“, Werte, die in 16 unsäglichen Jahren Merkel und Hofstaat geschleift wurden. Mit Ihrer Zustimmung und der Ihrer JU. Man schaue nur auf den aktuellen cdu- vorsitzenden F. Merz mit dem Rückgrat einer Qualle, der hat mit „bürgerlichkeit“ gar nichts am Hut. Diese Säule wurde von der Blockpartei cdu schon längst "gecancelt". Ihre Worte sind im besten Fall nur Schall und Rauch, Vernebelungstaktik.