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Ringier Publishing/Franziska Daxer

Post an Wagner - Rundfunkbeitrag: Ich will mein Geld zurück

Unser Autor Alberich lehrt Wagner und die deutsche Seele das Fürchten. Immer montags und immer böse. Heute: Alberich hat erfahren, dass ihn der Tatort 15 Cent im Monat kostet. Die will er nun zurück. Die Schelmenkolumne

Autoreninfo

Alberich ist Autor der Schelmenkolumne "Post an Wagner". Er ist politischer Feuilletonist, Publizist und Wüterich. Nachdem Alberichs schier end- und erfolgloses Werben um die Rheintöchter bekannt wurde, zog er sich aus der Öffentlichkeit komplett zurück und schrieb die wohl längsten Haikus der Neuzeit. Zuletzt ist sein Empörungsroman "Funktionskleidung gehört abgeschafft, Jack Wolfskin erschossen" im Mariamierscheid-Gedächtnisverlag erschienen.

So erreichen Sie Alberich:

Lieber Wagner,

schreiben Sie doch mal den Öffentlich-Rechtlichen.

Im Namen der Transparenz hat der Innovations-Think-Tank von ARD und ZDF, dem wir Schauder-Formate wie „Riverboat“ und „Hallo Deutschland“ verdanken, unlängst seine Kosten offengelegt. Ja, Transparenz ist alles. Der Zeitgeist will es so. Und macht die bisher unsichtbare Unverschämtheit – die Zwangsabgabe – nun sichtbar unverschämt.

Aber nicht doch. Warum gleich so böse? Immerhin geht es hier um eine Anstalt, die uns Nacht für Nacht mit Deutschlands schönsten Bahnstrecken beglückt. Und wer längst vergessen hat, wer am Tatort-Sonntag wen zur Strecke gebracht hat, der kann sich das knifflige Kriminalspiel dank Tatort-Wiederholungsdauerschleifen in den gefühlt 386 dritten Programmen in Erinnerung rufen. Tag für Tag für Tag für Tag…

Der Tatort und der Polizeiruf im Übrigen kosten den Gebührenzahler magere 15 Cent im Monat. Klar, dass Simone Thomalla oder Til Schweiger ihren von staatlichen Schauspielschulen zertifizierten Gesichtsausdruck für alle nur erdenkliche Gefühlsregungen nicht für lau in die Kamera halten. 15 Cent also. Das sind nach Adam Fiese: 1 Euro und 80 Cent im Jahr. Macht für den öffentlich-rechtlichen Durschnittshaushalt, in dem der Durchschnittsdeutsche – sagen wir mal – 77 Jahre alt wird, ceteris paribus, gute 100 Euro Tatort-Lebensgebühr. Sind umgerechnet 200 Rubbellose, mindestens 400 Zigaretten oder 100 Packungen Seifenblasen der Marke Pustefix.

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Ich muss mir das ja nicht anschauen, sagen Sie. Stimmt. Aber zahlen muss ich schon. Die Besonderheiten des deutschen Bezahlfernsehsystems auf Lebenszeit bringen es mit sich, dass man sich qua Geburt in einen Haushalt verpflichtet, dem Öffentlich-Rechtlichen treu zu dienen. So beginnt das Leben aller Deutschen mit einer Gemeinsamkeit: noch vor der Staats- oder Religionszugehörigkeit steht der Status des Gebührenzahlers. Mit dem ersten Schrei schnappt sie zu, die Gebührenkrake. Kein Entrinnen. Die Wahlfreiheit endet bekanntlich am Mainzer Lerchenberg.

Abmelden kann man sich von den Rundfunkzwangsgebühren nicht. Deswegen bleibt mir nun keine andere Wahl, als ARD und ZDF auf diesem Wege ihren Bildungsauftrag einmal umgekehrt in Rechnung zu stellen. Und die beiden Sender haben Glück, ich berechne ihnen nur den Tatort. Dabei hätte der Zuschauer längst horrende Entschädigungsleistungen verdient, um Bügel-TV-Formate wie das „ARD-Büffet“, „Brisant“ oder „Markus Lanz“ überhaupt dauerhaft ertragen zu können.

Wie wäre es also mit einer ARD-internen Transferleistung an all jene, die glaubhaft verkünden, auf den Tatort zu verzichten? Wenn es also das nächste Mal bei mir zu Hause an der Tür schellt, will ich hoffen, dass es die freundlichen Gebührenverteiler von der GEZ sind, die mir die wohlverdiente Entschädigung auszahlen. Dann mach' ich vielleicht sogar die Türe auf. Vielleicht.

Schmerzlichst,

Ihr

Alberich

 

 

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