Martin Andree / Florian Lechner Völs

Martin Andree im Gespräch mit Ralf Hanselle - Cicero Podcast Gesellschaft: „Wir merken gar nicht, dass wir längst unfrei sind“

In rasender Geschwindigkeit vollzieht sich im Internet eine Konzentration. Bald werden einzig die großen Plattformen noch bestimmen, was wir zu sehen bekommen und über welche politischen Themen wir reden. Im Cicero Podcast Gesellschaft schlägt der Medienwissenschaftler Martin Andree Alarm.

Ralf Hanselle / Antje Berghäuser

Autoreninfo

Ralf Hanselle ist stellvertretender Chefredakteur von Cicero. Im Verlag zu Klampen erschien von ihm zuletzt das Buch „Homo digitalis. Obdachlose im Cyberspace“.

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Big Tech muss weg! Mit dieser radikalen Forderung macht der Kölner Medienwissenschaftler Martin Andree derzeit von sich reden. Seine These: Im Internet vollzieht sich seit Jahren eine Konzentration, die bald Demokratie, Marktwirtschaft und Mediengesellschaft aus den Angeln heben wird. Immer weniger Konzerne bestimmen demnach, was wir sehen, worüber wir reden und welche politischen Diskurse uns überhaupt noch erreichen.

Martin Andrees Diagnose folgt dabei nicht einfach dem Bauchgefühl. Auf Grundlage von harten Nutzerdaten hat der 1971 geborene Experte für digitale Medien unser Surf-Verhalten exakt vermessen. Das Ergebnis ist erschreckend: So sehr wir auch von der Demokratisierung durch Digitalisierung träumen, mit der Wirklichkeit hat das nichts zu tun. Im Gegenteil: Blogs, redaktionelle Medien oder die Portale der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten spielen in unserem Nutzungsverhalten nahezu keine Rolle mehr. 

Messerscharf analysiert Andree im Gespräch mit Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur von Cicero, wie weit die feindliche Übernahme unserer Gesellschaft durch die Tech-Giganten bereits fortgeschritten ist – und wie wir das Netz möglicherweise noch einmal aus der Macht von Big Tech befreien können.

Andree_Hanselle

Das Gespräch wurde am 22. August 2023 aufgezeichnet. 

 

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Chris Groll | Fr., 1. September 2023 - 19:14

Wer die wirtschaftliche Verantwortung übernimmt, muß auch die inhaltliche Verantwortung übernehmen. Genau das war auch eine Aussage Trumps. Der damit die Digitalkonzeren besteuern wollte, weil das bei den analogen Medien ja auch so gehandhabt wird.
Die Digitalkonzeren mißbrauchen doch heute schon ihre Macht. Ich meine, daß sie schon heute nicht mehr frei und unabhängig sind.
In den USA haben FBI und andere staatliche Institutionen vorgegeben, was frei gesendet wurde und was gesperrt werden mußte. Alle - auch wissenschaftliche Aussagen - die sich dem Narrativ der Regierung entgegenstellten -
wurde gelöscht und zensiert. Bei der EU ist es doch genau so mit dem "Digital Services Act"
Es geht nur darum, andere Meinungen auszuschalten, zu zensieren, um die Macht zu erhalten.
Schon Goethe sagte:
„Niemand ist mehr Sklave als der, der sich für frei hält, ohne es zu sein“

Günter Johannsen | Fr., 1. September 2023 - 19:19

„Alle diese Untersuchungen, die gründliche Erforschung der Stasi-Strukturen, der Methoden, mit denen sie gearbeitet haben und immer noch arbeiten, all das wird in die falschen Hände geraten. Man wird diese Strukturen genauestens untersuchen – um sie dann zu übernehmen. Man wird sie ein wenig adaptieren, damit sie zu einer freien westlichen Gesellschaft passen. Man wird die Störer auch nicht unbedingt verhaften. Es gibt feinere Möglichkeiten (z.B. Rufmord), jemanden unschädlich zu machen. Aber die geheimen Verbote, das Beobachten, der Argwohn, die Angst, das Isolieren und Ausgrenzen, das Brandmarken und Mundtotmachen derer, die sich nicht anpassen – das wird wiederkommen, glaubt mir. Man wird Einrichtungen schaffen, die viel effektiver arbeiten, viel feiner als die Stasi. Auch das ständige Lügen wird wiederkommen, die Desinformation, der Nebel, in dem alles seine Kontur verliert.“
(Bärbel Bohley)

Günter Johannsen | Fr., 1. September 2023 - 19:30

Ausschnitt aus den geplanten Zersetzungsmaßnahmen
Quelle: BStU, MfS, BV Berlin:
"Gegen einzelne Personen gerichtete Maßnahmen der Zersetzung waren gemäß Richtlinie 1/76 etwa die "systematische Diskreditierung des öffentlichen Rufes, des Ansehens und des Prestiges auf der Grundlage miteinander verbundener wahrer, überprüfbarer diskreditierender sowie unwahrer, glaubhafter, nicht widerlegbarer und damit ebenfalls diskreditierender Angaben" oder die "systematische Organisierung beruflicher und gesellschaftlicher Misserfolge zur Untergrabung des Selbstvertrauens".
In Gruppierungen versuchte das MfS Misstrauen, Neid, Rivalitäten und gegenseitige Verdächtigung zu erzeugen und sie im Zusammenwirken mit anderen Staatsorganen durch Arbeitsplatzbindungen, Berufsverbote, Einberufungen zum Wehrdienst oder Zwangsausbürgerungen zu paralysieren. ... "
Zufällige Parallelen zur "Causa Aiwanger" sind gewollt!

Hatten die diese Richtlinien als Abreißkalender auch auf den Dienst-Klos hängen, oder mit Widmung von Erich Mielke als jährlich upgedatetes Geschenk unterm Weihnachtsbaum? Als im Westen der Republik aufgewachsene Biokartoffel;) ohne jegliche Beziehung zur DDR und der Gnade einer späten Geburt kann ich, inzwischen etwas "wissender", bis heute schwer begreifen wie das Leben unter einer solch, von Misstrauen/Vorsicht wegen IMs in Familie oder Freundeskreis geprägten Anspannung ablaufen konnte. Wenn wie letztens noch in einer Doku gesehen, Verbrechen von Stasileuten, den staatlich verordneten russischen Freunden des Volkes oder auch Serienmördern, die es offiziell nur im Westen gab vertuscht wurden und man den Angehörigen der Opfer sogar vorschrieb und überwachte, wie sie diese "leise" zu beerdigen hätten. Weswegen ich auch lange darüber simulierte, warum man nach 89 wieder PDS wählte. Wahr aber auch, noch nie so viele zugängliche, offene u. nette Leute getroffen wie im Osten;)! LG aus RP

Kyser Soze | Fr., 1. September 2023 - 22:40

Man kann immer noch mit dem Finger Richtung Russland und China zeigen. Merkt aber nicht das wir diktatorische Zeichen schon längst zeigen. Die Grünen werden ves richten, einigen Idioten fällt es nicht mal auf selbst hier im Forum nur AfD hier AfD da. Ich hoffe die AfD stellt in allen ostdeutschen Bundesländern den Ministerpräsidenten mit über 50 Prozent dann läuft der Hase dann bekommen die Grünen ihr Fett ab. Sag ich als Ausländer

Christoph Kuhlmann | Sa., 2. September 2023 - 03:53

Die veröffentlichte Meinung verliert ihre Macht. Warum? Weil soziale Medien und Plattformen eine wesentlich niedrigere Zugangsschwelle haben und wesentlich interaktiver sind. Sie lassen also mehr Freiheit zu als die Redaktionen herkömmlicher Medien. Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Was ist daran falsch?