Muss es immer ein Mann sein? Markus Söder mit Dorothee Bär, stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, und der bayerischen Digitalministerin Judith Gerlach auf dem CSU-Parteitag / dpa

Nach dem CSU-Parteitag - Wie viel Normalmaß verträgt Markus Söder?

Jahrzehntelang war die CSU abonniert auf absolute Mehrheiten. Jetzt bangt sie, dass sie bei der Landtagswahl am 8. Oktober noch weiter abrutschten könnte als beim letzten Mal, als sie mit schmählichen 37 Prozent durchs Ziel gegangen war. Die Zukunft der Partei muss nicht unbedingt Söder heißen.

Autoreninfo

Der promovierte Politikwissenschaftler Ulrich Berls ist Fernsehjournalist und Autor. Von 2005 bis 2015 leitete er das ZDF-Studio München. Bei Knaur erschien sein Buch „Bayern weg, alles weg. Warum die CSU zum Regieren verdammt ist“.

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Die Delegierten des CSU-Parteitags haben Markus Söder am Samstag bei seiner Wiederwahl zum Parteichef mit 97 Prozent in den Endspurt des Wahlkampfs geschickt. Dieses Rekordergebnis bedeutet demonstrativen Rückhalt, aber auch die unmissverständliche Aufforderung an den Spitzenkandidaten, dass er gefälligst liefern muss in zwei Wochen. Die CSU kann gnadenlos sein. Günther Beckstein und Erwin Huber mussten einst gehen, als sie knapp die absolute Mehrheit verfehlt hatten. Horst Seehofer und sogar Edmund Stoiber wurde der Stuhl vor die Tür gestellt, als sich ihre Umfragen-Sterne zu verdüsterten begannen.

Vorauseilende Selbstverteidigung

Markus Söder kennt seine Partei. Hinter verschlossenen Türen spricht er deshalb in vorauseilender Selbstverteidigung von „höherer Gewalt“, wenn er auf die Wahlprognosen schaut. Das Unvorhersehbare, die plötzliche Erschütterung von außen ist der Fall Aiwanger, bei dem es bekanntlich darum ging, dass der Chef der Freien Wähler und Koalitionspartner der CSU vor Jahrzehnten als Minderjähriger womöglich antisemitischen Unsinn verzapft haben könnte. Diese herbeigeschriebene Affäre hat eine Trotzreaktion bei vielen Wählern hervorgerufen, weil das Ganze so kurz vor der Wahl einfach zu sehr nach Kampagne roch. Seither schnellen die Umfragewerte der Freien Wähler mit 16 Prozent und mehr nach oben, vor allem zu Lasten der CSU, die kaum noch die im Hochsommer zum Greifen nahen 40 Prozent erreichen dürfte.

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Thomas Hechinger | Mo., 25. September 2023 - 12:17

„Die Zukunft der Partei muss nicht unbedingt Söder heißen.“

So ist's.

Alexander Brand | Mo., 25. September 2023 - 13:40

liegt aus meiner Sicht das Problem bei Söder selbst. Sein Vorgänger Seehofer ist in jungen Jahren bei der Wahl der Partei falsch abgebogen, er wäre aus meiner Sicht bei der SPD immer besser aufgehoben gewesen als bei der CSU. Söder aber ist beliebig, er ist Zeitgeist, er ist nirgends eindeutig und das stört viel gewaltig!

"Fleisch vom Fleische der CSU" gilt nicht nur für die Aiwanger-Truppe, sondern auch für die AfD. Und es ist gerade die Beliebigkeit der Söders dieses Landes die die Menschen zu den Alternativen treibt, denn bei denen weiß man wie man dran ist, bei Söder weiß man das leider nie.

Ingofrank | Mo., 25. September 2023 - 13:41

Die CDU würde sich ein zweites Loch in den Hintern freuen, wären ihre Umfragewerte gleich der CSU, Wo dümpelt denn die vergrünten und sozialdemokratisierte Partei ohne eigenes Profil herum? Anfangs dachte ich der Suerländer bringt den Laden wieder auf Kurs, aber Pustekuchen. Und im übrigen, ob Mann oder Frau an der CSU Spitze, solange diese Partei nur wenige Ausflüge in den links grünen See wagt, solange sind die Ergebnisse so, dass keine Regierung ohne die CSU gebildet werden kann.
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Ich bin ganz bei Ihnen, aber von „dümpeln“ kann leider nicht die Rede sein, nach aktueller Sonntagsfrage liegt die CDU bei erschreckenden 27-28% und damit nicht weit von den 35% die bei der CSU als „Söderschleudergrenze“ genannt wurden.

Erschreckend weil unerklärlich wie nach wie vor 27-28% der Wähler der Meinung sein können, daß die „vergrünte und sozialdemokratisierte“ CDU ohne eigenes Profil und Inhalte noch wählbar ist! Das ist genau so unerklärlich wie die 15% bei den Grünen.

Diese Umfragen lassen schon sehr an der Demokratie zweifeln, erwartet denn irgend jemand von Merz, daß er irgend etwas anders machen würde als es die Grünen und oder ihr Sprachrohr der ÖRR verlangen?

Die SPD ist mit 16-18% schon fast da wo sie hingehört, aber CDU und Grüne sind nach wie vor massiv überbewertet.

Objektiv-nüchtern betrachtet ist außer der AfD aus meiner Sicht keine der „etablierten“ Parteien aktuell wählbar!

Nur mal zum Vergleich.

Bayern CSU
Landtagswahl 2003: 60,7 %
Landtagswahl 2018: 37,2 %
Das ist ein Rückgang um 38,7 %

Hessen CDU
Landtagswahl 2003: 48,8 %
Landtagswahl 2018: 27,0 %
Das ist ein Rückgang um 44,7 %.

Das ist nun kein allzu großer Unterschied.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 25. September 2023 - 13:57

Meine Rede seit langem. Der Maggus mag sich noch so aufbäumen, selbstdarstellen, der Souverän und Wählerversteher geben, wenn der die 40% nicht reißt, gar unter den letztem Ergebnis bleibt, wird er gefressen werden, genauso wie seine Vorgänger. Und ob er wirklich so beliebt ist auch in der CSU, wie das Wahlergebnis es aussehen lassen soll, wage ich stark zu bezweifeln. Auch er hat etlichen Mitstreitern das Wasser abgegraben, sie in die zweite Reihe gestellt, läßt niemandem neben sich zu, allenfalls mit Dobrindt einen Sündenbock für alle Fälle zu. Und das er schon jetzt nach möglichen Erklärungen sucht, falls die Wahl "schief" geht zeigt doch, dem geht der A.... auf Grundeis. Und natürlich sind allen anderen dran schuld. Putin, die AFD, Aiwangers Skandal, die Umstände halt. Nur das er das Problem sein könnte, darauf will der Mann nicht kommen. Ist er doch der Bayern König. So ein Mist aber auch, dass die Wähler das zu entscheiden haben und nicht er. Armer getretener Maggus.

Edwin Gaza | Mo., 25. September 2023 - 14:32

Söder hat es nur noch nicht (bayrisch) geschnallt.
Söder wurde von Anfang an nicht getraut.
Da stand Seehofer's: Schmutzler.
Den Schwenk nach der Coronazeit als Chef vom Team Vorsicht an Merkels Seite zum Team Augenmaß hat ihm kaum einer abgenommen und dann noch die Ordensverleihung an Mutti, weil Wüst schon.
Vom Grüner als die Grünen zum Hauptgegner derselben? Es hat nicht mehr der Aiwanger- Debatte gebraucht um nur noch den harten Kern an CSU, trotz Söder, zu binden. Ein Kreuz für Aiwanger's FW ist die Rache an Söder.

Norbert Heyer | Mo., 25. September 2023 - 15:01

„Ich bin der Markus“, so schleimte er sich ein bei der „letzten Jugend“, um verzweifelt da zu punkten, wo er den Stellenwert von null hat. Er umarmte auch Bäume und zeigte bei allen Gelegenheiten eine bemerkenswerte Geschmeidigkeit. Was wurde eigentlich aus seinem Vorhaben, dass letzte KKW Bayerns zu retten? Es droht ja auch für die CSU weiteres Ungemach, denn die geplante Wahlreform könnte dazu führen, dass diese Partei im Bundestag nicht mehr vertreten ist. Auch sein bisheriger Koalitionspartner drohte über eine Jugendsünde zu stolpern, aber die Reaktion der Bürger darauf veranlasste den MP, eine Begnadigung auszusprechen. Der selige Franz-Josef hat immer davor gewarnt, dass es eine rechte Partei neben der CSU niemals geben darf. Jetzt darf nichts mehr passieren, undenkbar das die Partei nur 35% der Wählerstimmen erhält und damit 50% weniger als zu Strauß-Zeiten. Markus ist unter Beobachtung, Ersatz steht schon bereit - wer nicht liefert, ist bei dieser Partei ganz schnell Geschichte

Urban Will | Mo., 25. September 2023 - 18:40

Wenn Söder aufgrund seines Scheiterns, welches man an verschiedenen Dingen aufhängen kann, so etwa seine Wendehalserei, seine Verlogenheit und Scheinheiligkeit, seine Rücksichtslosigkeit und Beliebigkeit, etc. nun scheitert, dann ist das eine Wohltat und ein Zeichen, dass die Demokratie noch lebt.
Dass es in Bayern immer nur mit dem Dolch in den Rücken nach verlorenen Wahlen geht, ist halt eine bayuwarische Besonderheit, die man aber ignorieren kann. Hauptsache, der Söder wäre weg, als Folge einer Entscheidung des Souveräns, aber ich glaube da im Leben nicht dran, der sitzt noch viel zu fest im Sattel.
Eine Aigner oder sonst wen verfrühstückt der doch mit dem Eierlöffel.
Beckstein und Huber waren schon abgehalftert, bevor sie zur Doppelspitze wurden und Stoiber oder Seehofer viel zu lange da oben. Söder ist noch jung und viel zu kurz am Ruder. Der geht im Leben nicht und wer ihn absägen will, wird unter seine Räder kommen.

Helmut Sandmann | Di., 26. September 2023 - 08:04

Die Causa Aiwanger hat die konservativen Waehler zusammen geschweisst, und bei einer hohen Wahlbeteiligung ist die 39/40% Marke fuer die CSU moeglich, trotz Soeder. Wichtig ist dass SPD und Gruene zurechgestutzt werden; ich halte Hagen von der FDP fuer einen faehigen Politiker aber er hat ebenfalls auf Aiwanger eingedroschen, das wird die FDP den Zugang zum Landtag kosten. Ich werde dieses mal den FW meine Stimme geben, die FDP ist seit der Ampel - vor der BTW habe ich im Freundeskreis fuer die FDP geworben - fuer mich erledigt.