GDL-Chef Claus Weselsky / picture alliance

Bahnstreiks und Bauerndemos - Weniger Gemeinwohl, mehr Interessenpolitik!

Kompromissfetischisten in Politik und Medien können es nicht verknusen, wenn reale Interessenkonflikte öffentlich ausgetragen werden und so die gesellschaftliche Friedhofsruhe stören. Zuletzt standen Lokführer und Bauern als Störenfriede auf der Abschussliste. Doch wer kommt danach?

Matthias Heitmann

Autoreninfo

Matthias Heitmann ist freier Publizist und schreibt für verschiedene Medien. Kürzlich hat er das Buch „Entcoronialisiert Euch! Befreiungsschläge aus dem mentalen Lockdown“ veröffentlicht. Seine Website findet sich unter www.zeitgeisterjagd.de.

So erreichen Sie Matthias Heitmann:

Ich bin weder Sozi noch Gewerkschafter. Und in vielen politischen Fragen bin ich anderer Meinung als die meisten Menschen aus diesen Welten. Doch ganz unabhängig von Inhalten muss ich gestehen: Claus Weselsky beeindruckt mich. 

Es mag an meiner fast bockigen und biografisch geprägten Grundsympathie für Außenseiter und Sündenböcke liegen, aber Fakt ist: Wenn alle Welt unisono und öffentlich auf jemanden eindrischt, dann werde ich neugierig, weniger auf die Person selbst, sondern darauf, zu erfahren, warum alle auf sie eindreschen. In den seltensten Fällen ist die öffentliche Aufregung tatsächlich der einzigartigen Boshaftigkeit des Verdroschenen geschuldet. Viel wichtiger ist es herauszufinden, warum bei den Verdreschenden bestimmte Nerven getroffen werden oder blank liegen.

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Tomas Poth | Fr., 2. Februar 2024 - 12:12

Sie stören die grün sozialistische Friedhofsruhe, die gern geglaubten und praktizierten Lebenslügen, die Verdrängung von Realitäten, solange, bis es schmerzhaft an Geldbeutel und Existenzgrundlage geht.
Wir sind auf dem Weg zum Kipppunkt.
Durchhalten wir kriegen den rotgrünen Saustall ausgemistet.

A.W.Mann | Fr., 2. Februar 2024 - 12:45

Was hat Konsenz mit Demokratie gemein ?
Eine funktionierende Demokratie schließt Kompromisse nicht aus, muss bei unvereinbaren Positionen aber diese nicht eingehen. Was heute in der Politik unter Konsenz verstanden wird, beschleunigt in der Regel nur den Niedergang oder ist eine Verschleierung einer fortschreitenden Dekadenz. Weselsky sehe ich auch als Funktionär, der die Interessen seiner Mitglieder entschieden vertritt. Er ist damit eine Ausnahme im Gewerkschaftsbereich und den anderen Interessenvertretungen wie IHK, Handwerkerschaft oder ähnlichem. Herrn Rukwied kann ich leider nicht so positiv sehen, er scheint mir zu sehr mit der Gegenseite verbandelt, um glaubwürdig zu sein. Die Gleichstellung der seit Corona zahlreichen Montagsproteste, mit neuen Protesten gegen "Rechts" erscheint mir unangemessen. Es geht schließlich um grundsätzliche Unterschiede bei diesen Demonstrationen. Die Einen demonstrieren gegen eine aus ihrer Sicht falsche Politik und die Anderen für ein weiterso.

Hans Jürgen Wienroth | Fr., 2. Februar 2024 - 13:05

Danke für diesen Artikel, der mir bes. im letzten Absatz aus der Seele spricht. Was wird uns dagegen fast ausschließlich von den Medien vorgebetet? Streit in der Regierung ist böse. Wenn die Bürger mit der Politik und den Ergebnissen nicht zufrieden sind, dann hat man ihnen das nicht richtig erklärt.

Dass sich der Wähler eine andere Politik wünscht, dass er den Streit – auch in einer Koalition – als Teil der Demokratie verstehet, anders als Politik und Medien ihm erzählen, das können die vorgenannten scheinbar nicht verstehen. Der Wähler ist der „alternativlosen Politik“ nach 16 Jahren Merkel überdrüssig. Ihre Politik war tw. gegen die Demokratie gerichtet und die Einschränkungen der Grundrechte durch die Corona-Maßnahmen haben einen tiefen Riss zwischen den Regierenden mit deren Mitläufern und den kritischen Menschen im Land erzeugt.

Wir brauchen wieder mehr Demokratie und dazu gehören auch Streik und Demonstration – gerade, wenn die Regierung so uneinsichtig ist, wie bei den Bauern.

Edwin Gaza | Fr., 2. Februar 2024 - 13:11

Der klitzekleine Unterschied liegt bei Konsens und Kompromiss.
Heute hat man lieb zu sein, man hat sich einig zu sein zum Erreichen höherer Ziele. Transformation statt höherer Lohn.
Nein. Man hat zu streiten und sich zu tolerieren, kompromisfähig zu sein.
Aber das können nur noch die Alten.

Heidemarie Heim | Fr., 2. Februar 2024 - 13:32

Angeblich die berühmten letzten Worte des Archimedes von Syrakus zu seinem ebenfalls die Geduld verlierenden Mörder;).
Doch heute braucht es diesen Waffeneinsatz um unbequeme Mahner, Kritiker o.
die eigenen Interessen vertretende Ruhestörer zu meucheln nicht mehr. Erst gibt man wie bei den Bauernprotesten in alter Manier einen gezielten Schuss vor den Bug a la "Lasst Euch ja nicht extremistisch "unterwandern" ab! Danach, wenn das nicht hilft werden diverse Medien/Redaktionen auf den Plan gerufen. Und sollten diese auch versagen erfolgt die "Einstufung" durch die Politik höchstpersönlich. Was aber an den sturen Bauern auch irgendwie abperlte;) und man sich so genötigt sah todesmutig vor diese "Hau ab!"-Rufer zu treten um sie zu ehren für ihren Einsatz um das Brandenburgische Tor u. um Verständnis dafür zu bitten, dass es die Finanzen im Moment nicht zulassen. Gleiches Vorgehen bei der DB. "Die monetäre Lage ließ es gerade mal zu die Vorstände zu befrieden, capisce Herr Weselsky?!" MfG

Henri Lassalle | Fr., 2. Februar 2024 - 15:20

aber hier muss ich zustimmen: Die GdL hat nicht Unrecht. Die Gründe habe hier bei Cicero schon erwähnt: Die Führungslinien der Bahn haben sich märchenhafte Gehälter und Pensionsrückstellungen gegönnt, aber die Funktionsfähigkeit, die technische Infrastruktur der Bahn vernachlässigt; sie hat ausserdem nicht berücksichtigt oder es nicht sehen wollen, dass infolge verschiedener Ursachen der Bahn-Traffik in den letzten 40 Jahren sehr stark zugenommen hat, ohne das die Bahn dieser Entwicklung technisch und logistisch gefolgt ist. Ich verstehe den GdL-Chef.