Zahlreiche Türken feiern auf dem Kurfürstendamm den Wahlsieg Recep Tayyip Erdogans im Mai / dpa

Ankaras Einfluss in Deutschland - „Wer hier AKP wählt, ist nicht grundsätzlich deutschlandfeindlich“

Die deutsch-türkische Community ist polarisiert. Im Interview erklärt Levent Taşkıran, Präsident des Vereins türkischer Studenten und des Vereins türkischer Akademiker in Köln, wie Politik und Gesellschaft hier helfen können.

Autoreninfo

Ilgin Seren Evisen schreibt als freiberufliche Journalistin über die politischen Entwicklungen in der Türkei und im Nahen Osten sowie über tagesaktuelle Politik in Deutschland. 

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Mit dem erneuten Sieg Erdogans bei den diesjährigen Präsidentschaftswahlen etablierten sich mehrheitlich islamische und patriarchalische Parteien im türkischen Kabinett. Die Mehrheit säkular und westlich ausgerichteter Jugendlicher und Akademiker möchte das Land auch deshalb verlassen. Meist entscheiden sie sich für Deutschland, da sie hier auf bestehende türkische Netzwerke zurückgreifen können.

Der in Deutschland geborene Levent Taşkıran ist Präsident des Vereins türkischer Studenten und des Vereins türkischer Akademiker in Köln. Das Erstarken islamistischer Bruderschaften, die gute Vernetzung der aus der Türkei gesteuerten Moscheen und AKP-naher Funktionäre beobachtet er mit großer Sorge. 

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Tomas Poth | Di., 1. August 2023 - 17:07

"Da die meisten Medien in der Türkei einseitig für die Regierung berichten, also mehrheitlich gleichgeschaltet sind, wurde hier eine einseitige Propaganda mit sehr unfairen Mitteln zu Ungunsten der Opposition betrieben."

Spricht der Herr hier ungewollt über die Zustände in Deutschland?

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 1. August 2023 - 17:29

türkisch-muslimische Verwandte habe - dann könnte die ganze Welt in die EU:) -, ich möchte die Türkei aber jetzt nicht mehr in der EU.
Jedoch in nächster Nachbarschaft und Freundschaft. Selbst England hat sich wieder selbständig gemacht. Vielleicht folgen die Skandinavier?
Das denke ich auch, dass AKP Wähler nicht unbedingt deutschfeindlich sind, eher im Gegenteil.
Säkularismus ist kein einzig europäischer Wert.
Das gibt es auf allen Kontinenten und ich würde der Türkei wieder mehr davon wünschen.
Das Osmanische Reich stabilisiert sich wieder, genau dort, vor Ort ist Aufbauarbeit wichtig, bei allem schönen Multikulti hier.
Das muss dort nicht Europa leisten. Afrika ist "Stress" genug?
Das Zweistromland ist eine Wiege der Menschheit und war stilbildend in Vielem für die europäische Kultur.
Frisch ans Werk.
Liege ich falsch, wenn ich vor allem Erdogan("USA" ff) den Syrienkonflikt anlasten würde?
Es wird Zeit, dass er geht!

weil ich ja so oft missverstanden werde.
Osmanisches Reich meinte ich als historisches.
In der Moderne betrifft das die Türkei und die anderen Turkvölker, ob Sunniten oder Shiiten, Alaviten oder Aleviten oder auch Kurden.
Der Wahabismus Saudi-Arabiens ist evtl. keine Vorlage für die Sunniten der Turkvölker, die Verwandtschaft mit den Shiiten/Ala/eviten ist viel größer.
Aber Großmannsucht vernebelt evtl. die Sinne?
Ich habe Frau Merkel durchaus auf einer Ebene mit Erdogan oder Netanjahu ff gesehen.
Hoffentlich stehen wir nicht am Beginn der weltweiten "Großmanns*sucht-kriege".
Große gibt es zwar nicht mehr wirklich, aber wie sagt man vielleicht zu abschätzig, jedenfalls im übertragenen Sinne "Kleinvieh macht auch Mist"?
Aber das wäre nur in etwa meine Einschätzung.

Markus Michaelis | Di., 1. August 2023 - 18:28

was, das kann man noch nicht wissen, aber so passen die Dinge nicht mehr so gut zusammen. Herr Taskiran spricht Dinge über Migration und Vielfalt in der Türkei aus, die so glaube ich nur bei Zuwanderern in Deutschland zu hören sind, dort aber öfters. Wie passt das mit Kernelementen der migrationsfreundlichen Parteien und Menschen hier zusammen? Herr Taskiran vertritt auch eine Sicht auf die Türkei und Europa, die viele Menschen teilen, viele andere nicht. Die Emotionen, die mitschwingen, sind mit vielen Emotionen "hier" im Widerspruch. Das ist aber nicht die einzige gesellschaftliche Baustelle - wir haben ich weiß nicht wie viele solcher "Vielfaltsbaustellen".

Ein Teil davon wird sich in den "universellen Werten" und dem gemeinsamen Wohlstand auflösen, aber ich denke, es bleiben genug Widersprüche übrig, dass sich vieles in der Gesellschaft ändern muss - es weiß eben nur noch niemand was (auch wer), und in welche Richtung.

Fritz Elvers | Di., 1. August 2023 - 20:47

15 Mill. Flüchtlinge bzw. Migranten, bei 85 Mill. Einwohnern.

Jost Bender | Di., 1. August 2023 - 23:54

kann ja sein (hoffentl.!) - hatte aber auch keiner behauptet. Ansonsten gehen hier Mythen & faktenwidr. Behauptungen arg durcheinander & im Ergebnis ist dann an allen Konfliktlinien die Aufnahmegesellschaft, Deutschl. & die EU Schuld? - Bsp:
"daran sind eigentl. die deutschen Regierungsparteien [...] schuld" klar! - wenn man manchen MimiMi (Mitbürgern mit Migrationshintergrund) da folgen möchte - &
EU-Pol: "heuchlerisch und zwiespältig" sei die: "Die EU hat [... i.d.] Flüchtlingsproblematik d. Türkei im Stich gelassen" - echt? - Tats. hat die EU (v.a. D.) mehr als 10x so viele syr. Flüchtl. direkt aus d. Türkei aufgenommen, wie d. Türkei umgek. zurücknahm - vereinbart war 1:1! Trotz der 8 Mrd.€ hat sich d. Türkei letztlich an gar nichts mehr gehalten & ist durch milit. Angriffe in Syrien+Irak (+ IS-Unterstützung) selbst für 100-tausende Flüchtlinge verantwortlich!
& Bzgl. des Anwerbeabkommens (60er) waren zunächst BEIDE Seiten von befristeten Aufenth. ausgegangen: nix "einseitig"!

Uli | Mi., 2. August 2023 - 07:15

„Wer hier AKP wählt, ist nicht grundsätzlich deutschlandfeindlich“. Das mag vielleicht in der Türkei stimmen. Hier stimmt es nicht.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 2. August 2023 - 10:06

Ich höre das erste Mal von Ihrer Organisation. Vieles von dem was Sie hier schreiben hört sich vernünftig an. Ich bezweifle auch nicht, dass Ihre Mitglieder sich hier integriert haben bzw. integrieren wollen und das da Fehler gemacht wurden bereits seit der 1960er Jahre, da gebe ich Ihnen durchaus recht. Nur. Wo bleibt ihr öffentlich wahrnehmbarer Protest gegen die Salafisten und Islamisten? Sitzen Sie in Parteien oder Beratungsstäben? Sind ihre Mitglieder politisch aktiv? In welchen Parteien? Welchen Einfluss haben sich auf türkischstämmige Politiker in den deutschen Parteien? Sie hören sich einerseits links, dann liberal und mit der Forderung der Abschiebung von ill. eingereisten sog. Flüchtlingen in die Türkei hört sich das nach deutschen Maßstäben "nationalistisch" an, gar ausländerfeindlich und würde sie in die Nähe der AFD rücken. Also, wo ist der Protest hier in D?
Diese Islamisten hier in D schädigen nicht nur ihren Ruf als türkischstämmige Deutsche und befördern Vorurteile.

Jost Bender | Mi., 2. August 2023 - 12:08

sind die dt. Regierungsparteien schuld - und die EU hat die Türkei in der Flüchtlingsfrage im Stich gelassen? - Was für eine grotesk-unsachl. Kausalisierung:
1. die EU (v.a. D.) hat mehr als 10x so viele Syrische Flüchtl. direkt aus der Türkei übernommen, wie die Türkei zurückgenommen hat - vertragl. vereinbart war 1:1! Trotz der 6-9 Mrd.€ hat sich die Türkei schon lange an nichts mehr gehalten, im Gegenteil: Die Türkei war von Anfang an am Syrien-Krieg beteiligt & ist mit den brutalen milit. Interventionen in Syrien & Irak, sowie Erdogans IS-Unterstützung selbst für Hunderttausende v. Flüchtlingen verantwortl.!
2. Dass d. Mehrheit d. hier lebenden & i.d. Türkei wahlberechtigten D-Türken f.d. Verfassungsref. & gg. Gewaltenteilung i.d. Türkei votierte, hat dtl. mehr mit türk. Kulturimperialism. zu tun, als mit dt. Politik. D. WWU-Studie zeigte, daß für ca 1/2 d. D-Türken d. islam. Regeln (Sharia) wichtiger sind, als das GG & hiesige 'westl.' Rechtsnormen!: Muss i. nicht 'respektieren'