Paul Nkamani steht auf dem Balkon seines Flüchtlingsheims in Eisenhüttenstadt.
„Wenn es keinen Krieg, Aufstände oder Ähnliches gibt und man einen Job hat, gibt es keinen Fluchtgrund“ / picture alliance

Flüchtlinge in Deutschland - „Europa ist kein Paradies“

Paul Nkamani floh von Kamerun nach Deutschland. In Marokko traf er den Regisseur Jakob Preuss, der ihn von dort an auf seiner Flucht begleitete. Ein Gespräch über Integration, Grenzen und warum Europa nicht alle Flüchtlinge aufnehmen darf

Chiara Thies

Autoreninfo

Chiara Thies ist freie Journalistin und Vorsitzende bei next media makers.

So erreichen Sie Chiara Thies:

Herr Nkamani, im Film lachen Sie darüber nach Deutschland, in ein Land ohne Schwarze, ziehen zu wollen. Wie gefällt Ihnen das jetzt, wo Sie hier sind?
Um ehrlich zu sein, gibt es sehr viele Schwarze hier. Mit dem Flüchtlingsstrom sind viele Afrikaner aus Eritrea, Äthiopien und Westafrika hergekommen. In der Hinsicht hat sich meine Hoffnung also nicht erfüllt (lacht). In Berlin sind die Leute Schwarze auch gewohnt. In Wilmersdorf, dem Berliner Stadtteil wo ich jetzt wohne, leben allerdings nicht so viele.

Gegenwärtig arbeiten sie als Krankenpfleger. Wie reagieren ihre Kollegen und Patienten auf Sie?
Das ist unterschiedlich. Ich bin dort jetzt seit fast zehn Monaten. Für manche bin ich noch fremd. Aber ich glaube, sie müssen sich einfach nur daran gewöhnen. Für Kollegen, die nicht aus Europa stammen, ist es sowieso kein Problem. Aber eine andere Kollegin fand es am Anfang nicht so gut, dass ein Schwarzer mit ihr zusammenarbeitet.

Sagt sie das auch ganz offen?
Ja, ein Mal. Ein anderer Kollege hat mich gefragt, ob ich eine Familie oder ein Kind in Deutschland hätte. Das habe  ich verneint. Daraufhin sagte er, dass ich dann später meine Familie und meinen Hund aus Afrika nachholen würde. Das ist häufig die Annahme – wenn einer kommt, kommen alle. Das finde ich nicht richtig.

Und die anderen Kollegen?
Für die ist das kein Problem.

Sagen Ihre Patienten auch manchmal etwas in der Richtung?
Mit den Patienten ist es wundervoll. Fast alle sind zufrieden mit mir und wollen mich wiedersehen. Trotzdem merkt man den Generationenunterschied beim Klischee des Ausländers. Viele sind auf eine nette Art neugierig und fragen, woher ich komme. Ich erzähle ihnen dann oft, dass Kamerun mal eine deutsche Kolonie war. Die Meisten wissen das bereits, weil sie das in der Schule im Geschichtsunterricht gelernt haben. Sie finden das nicht so schlimm, denn immerhin bin ich kein Muslim und komme aus keinem islamischen Land. An meiner Kreuzkette erkennen sie auch, dass ich Christ bin und das finden sie gut. Es ist ihnen sogar sehr wichtig, denn die meisten haben den christlichen Glauben.

Sie wohnen jetzt bei den Eltern des Regisseurs Jakob Preuss. Ist eine Privatunterkunft die bessere Alternative zum Flüchtlingsheim?
Es ist viel besser, bei jemandem zuhause zu sein. Flüchtlingsunterkünfte sind nicht so einfach. In dem Heim, in dem ich hätte bleiben sollen, gibt es zwar große Zimmer. In denen wohnen dann aber vier Leute. Deswegen gibt es keine Privatsphäre. Außerdem legen die Leute ganz unterschiedliche Verhaltensweisen an den Tag. Sie kommen von überall her und manche finden sich hier nicht so gut zurecht, sind sogar wütend. Problematisch ist auch, dass Menschen aus so unterschiedlichen Kultur- und Religionskreisen so eng zusammenleben.

In dem Film erzählen sie auch, dass Leute aus Kamerun, die es schon nach Deutschland geschafft haben, sehr positive Bilder über das Leben hier bei Facebook posten.
In Kamerun sieht man wirklich nur tolle Bilder aus Europa – saubere Straßen, schöne Autos. Die Leute versuchen zu zeigen, dass Europa ein Paradies ist. Es ist kein Paradies. Auch hier muss man weiter um sein Leben kämpfen. Es gibt nichts umsonst oder geschenkt. Erstmal braucht man einen Asyl-Status und danach Arbeit oder eine Ausbildung. Aber darum muss man sich schon selbst bemühen. Es ist nicht so einfach.

Posten Sie das auch auf Facebook?
Ich poste eher unfreiwillig. Ich mache das nur, wenn mich die Leute fragen. Meine Familie bittet mich zum Beispiel oft darum. Sie wollen sehen, wie ich gerade aussehe, wie es mir geht. Aber ich poste keine schönen Straßen oder Gebäude und behaupte, dass Flüchtlinge so leben. Natürlich möchte ich auch schöne Fotos von mir haben, aber das ist für mich. Das ist meine Geschichte. Später kann ich die anschauen und sagen, schau, da habe ich in Deutschland gelebt. Aber die teile ich nicht.

Im Film sagen Sie auch, dass nicht alle Menschen aus Subsahara-Afrika nach Europa kommen sollten. Warum?
Weil Afrika sonst leer wäre (lacht). Nein, aber Spaß beiseite. Europa hat auch eigene wirtschaftliche Probleme. Trotzdem ist es besser als bei uns. Aber wenn alle Leute herkommen, werden sich die Probleme vermehren. Es gäbe dann auch mehr Konkurrenzkampf um die Arbeitsplätze, die Wohnungen und so weiter.

Sollte die EU ihre Grenzen also überall so schützen wie am Grenzzaun von Melilla, der spanischen Exklave in Marokko?
Die Grenzen zu schließen ist nicht die Lösung. Wenn die reichen Länder Europas mehr in die afrikanischen Länder investieren würden, könnten sie bei uns mehr Arbeitsplätze schaffen. Wenn jemand einen Job in seinem Heimatland hat, warum sollte er nach Europa kommen? Für was? Wenn es keinen Krieg, Aufstände oder Ähnliches gibt und man einen Job hat, gibt es keinen Fluchtgrund. Die Leute wollen immer lieber zuhause bei ihren Familien sein.

Migranten auf dem Grenzzaun zwischen Melilla, Spanien und Marokko.
Der Grenzzaun zwischen Melilla (Spanien) und Marokko ist die schärfste EU-Außengrenze / picture alliance

Wenn es also mehr Investitionen gäbe, würde sich dann niemand mehr auf den gefährlichen Weg durch die Sahara oder über das Mittelmeer machen?
Niemand! Selbst wenn Europa nach Aushilfskräften fragen würde, niemand würde kommen. Die Leute gehen nicht nach Europa, weil es hier so schön ist. Afrika ist Europa mehr als hundert Jahre hinterher. Es würde aber nicht so lange dauern, den Rückstand aufzuholen. Um ein Beispiel zu nennen: 1960 waren China, Südkorea und Ostasien auf dem gleichen Entwicklungsstand wie Subsahara-Afrika. Jetzt haben wir 2017 und China und Südkorea sind sehr viel weiter. Dafür haben sie keine 100 Jahre gebraucht. Es kann also auch ziemlich schnell gehen.

Aber beide Länder haben einen ziemlich hohen Preis für diese Entwicklung gezahlt. 
Ich glaube nicht, dass das heute – im Jahr 2017 – noch so geschehen würde. Dank der heutigen medizinischen Entwicklung könnten im Gegensatz zu China alle Leute davon profitieren. Afrika ist zwar arm und ausgebeutet, aber nicht, weil es keine Technologie gibt. Wenn Europa uns helfen würde, könnten wir das auch schaffen.

Mangelnde Liquidität ist ein Problem. Oft wird das aber noch durch Korruption verschlimmert. Viele Länder sind von Partikularismus und Clanstrukturen geprägt. Muss sich dort nicht zuerst etwas ändern?
Das geht aber Hand in Hand mit der wirtschaftlichen Entwicklung. Verbessert sich das Eine, verbessert sich auch das Andere. Probleme wie Korruption entstehen aus wenig Möglichkeiten zur Arbeit. In Europa gibt es auch Einzelfälle von Korruption. Es ist aber sehr selten. Warum? Weil es viel zu tun gibt. Man muss das nicht machen. Bei uns bewerben sich zu viele Menschen auf einen Arbeitsplatz. Das fördert die Korruption zusätzlich und macht unsere Gesellschaft kaputt.

Mehr Geld bedeutet aber nicht zwingend, dass es besser funktioniert.
Das stimmt. Aber nur dank des Marshall-Plans wurde Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg neu aufgebaut. Ohne den wäre das Wachstum nicht möglich gewesen. Das ist wie bei uns. Afrika braucht auch einen Marshall-Plan.

Der wurde jetzt ja von unserem Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklungszusammenarbeit vorgelegt.
Das ist nur Politikgerede. Das wird wahrscheinlich nicht umgesetzt. Sehen Sie diesen Kaffee? (Deutet auf den Kaffee vor sich) Man trinkt ihn in Europa jeden Tag. Bei uns wird er angebaut, aber ich trinke nicht jeden Morgen einen Kaffee. Europa nimmt sich nur den Rohstoff und verarbeitet ihn bei sich weiter. Danach kommt das Endprodukt wieder zu uns. Warum? Das muss doch normalerweise eine Fabrik bei uns machen. Das schafft auch Arbeitsplätze und nach der Arbeit können wir dann einfach alle zusammen einen Kaffe trinken gehen (lacht).


 

Plakat als Paul über das Meer kam Am 31.8.2017 ist Kinostart des Dokumentarfilms „Als Paul über das kam“, Farbfilm Verleih, 97 Minuten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Frank Goller | Fr., 25. August 2017 - 16:21

Er bestand aus Krediten, Rohstoffen, Lebensmitteln und Waren. Ich denke, dass bekommen sie bereits und wird Afrika nichts nützen. Es fehlt an gut ausgebildeten Fachkräften und innovativen Unternehmern, aber Afrikanern.

Ursula Schneider | Fr., 25. August 2017 - 18:36

Antwort auf von Frank Goller

Nur zur Ergänzung, Herr Goller:
Ganz Europa bekam damals 12 Mrd. Dollar in Sachleistungen. Westdeutschland erhielt davon (als Kredit wohlgemerkt!) umgerechnet ca. 1,45 Mrd., wesentlich weniger als England, Italien u. Frankreich, denen zudem die Schuld im Gegensatz zu uns erlassen wurde. Wir zahlten das Geld mit Zins und Tilgung brav bis 1962 zurück. Das mag damals geholfen haben, hat aber wohl kaum den erfolgreichen Wiederaufbau begründet.

Nach Afrika dagegen flossen schätzungsweise rund 800 Mrd. Euro Entwicklungshilfe (davon über 600 Mrd. in die Taschen korrupter Eliten, wie vermutet wird).
Die Gleichung: viele Investitionen = viele Arbeitsplätze = Wegfall der Fluchtgründe scheint doch etwas blauäugig.

Holger Class | Fr., 25. August 2017 - 16:25

Bruno Bandulet schreibt in "Schnee für Afrika - Das Milliardengeschäft mit der Entwicklungshilfe", 1/3 der Entwicklungshilfe landet in Korruption, 1/3 in sinnlosen Projekten und 1/3 tatsächlich bei der Bevölkerung. Herr Paul Nkamani hat zwar Recht, dass wir in Afrika "mehr investieren" könnten, kennt sich aber mit Volkswirtschaft schlecht aus, wenn er glaubt, ausgerechnet der Staat solle das verordnen. Die Investition kommt ohnehin. Nur liefe sie über den Markt, wäre sie mindestens 3mal so effektiv.

Die Investitionen kommen nicht, weil Afrika kein Markt für unsere Produkte ist. Nur für Export-Rohstoffe wird investiert und da hat DE keine Unternehmen. Anders ist das bei China, die ihre Billigwaren mit Gewinn nach Afrika exportieren und deshalb dort auch investieren (z.B. in Hafen und Transport). Die EU exportiert allerdings Überschußprodukte nach Afrika, was unterm Strich ein Verlustgeschäft sein dürfte und nur zur Förderung der europäischen Landwirtschaft gemacht wird. Ziel sind höhere Preise in der EU.

Asien hat es geschafft, weil sie nicht nur Rohstoffe, sondern auch sonstige Waren für den Export produziert haben. Das ist die verteufelte Ausbeutung der Arbeiter. Jedenfalls haben die Chinesen sich mit Lohndumping an die Weltspitze gearbeitet. Das heißt, Investitionen in Afrika sind nicht im Interesse der hiesigen Arbeiter, nur der hiesigen Unternehmen und der afrikanischen Arbeiter und deren Chefs. Die Anzahl der Milliardäre in China ist erschreckend, kein Vergleich mit DE.

Holger Class | Fr., 25. August 2017 - 17:21

Antwort auf von Robert Müller

Und wer sagt, hochtechnologische Exporte nach China, mit dem die Chinesen Produkte für Afrikaner herstellen, seien nicht exakt die Art von deutschen Investition, die Deutschen und Afrikaner nützen?

Vor nicht allzu langer Zeit sah ich im TV eine Doku über Entwicklungshilfe.
Fakt scheint zu sein, daß 2015/2016 insgesamt 29 Milliarden Doller Entwicklungshilfe aus verschiedenen "Töpfen" für und nach Afrika bereitgestellt bzw. transferiert wurden !
Aber:
in dem gleichen Zeitraum "wanderten" 60 Milliarden Dollar aus Afrika in die ganze Welt in sogen. Steuerparadiese !
Zumindest mir gibt das sehr sehr zu denken !

Diese Schlussfolgerung ist empfehlenswert, da gehts mir wie Ihnen.

Doch, was hilfts wenn Sie oder ich darüber denken?
Wer gab/gibt Milliarden an Entwicklungssummen warum, an wen, über welche Kanäle?
Vor allem, warum ohne strikte Zweckbindung und Verwendungskontrolle?
Etwa um auf diesem Kontinent Absatz für eigene Waren zu schaffen und Einfluss auf dort ansässige, korrupte Familienclans zu erhalten und/oder zu festigen?

Auch das gibt, z.B. mir, zu denken.

Nicolas Wolf | Fr., 25. August 2017 - 16:36

Ganz interessante Ansichten, die Herr Nkamani da hat. Beim Thema Wirtschaft entgleitet das Gespräch dann aber ganz schön. Der Marschallplan hat Deuschland sicherlich nicht aufgebaut oder das Wachstum an sich ermöglicht, für beides waren die geflossenen Mittel nicht mal ansatzweise ausreichend. Afrika erhält da seid langem deutlich mehr an Unterstützung, ohne das diese hilft. Der Verweis auf die Korruption und das Kaffebeispiel ist schon richtiger. Beim Fragesteller hapert es dazu an Kenntnis oder Weltbild. Der "große Sprung nach vorn" endete Anfang der 60er Jahre und hat auch nichts mit dem von Herrn Nkamani beschriebenen Wachstum in China zu tun. Das hat zwei Ursachen: Chinesen und Kapitalismus oder so was in der Richtung. Hat auch in Europa super geklappt, hier nannte man es Manchesterkapitalismus, also Briten und Kapitalismus. Oder "Wirtschaftswunder" also Deutsche und etwas Kapitalismus. So was sollten die Afrikaner auch mal probieren, funktioniert zuverlässig gut.

Armin Dick | Fr., 25. August 2017 - 16:53

Herr Nkamani, haben Sie sich schon einmal gefragt warum der MarshallPlan so gut funktionierte und warum es in China so schnell vorangeht? Es hat mit der Mentalität derjenigen zu tun, denen geholfen werden sollte, der Bevölkerung (Bereitschaft sich langfristig sinnvoll zu engagieren und hart zu arbeiten), und mit (gewachsenen) politischen Strukturen die den Prozess im Land begleiten und lenken ohne sich selbst zu bereichern (Regierung, die den Aufbau wohlwollend begleitet, ohne oder mit nur
wenig Korruption). Soweit ich es aus der Ferne beurteilen kann, sind beide Voraussetzungen in Afrika in viel viel geringerem Ausmass vorhanden. Ein durchlöchertes Fass können Sie nicht füllen. Die Löcher aber können nur die Afrikaner stopfen. Milliarden an Entwicklungshilfen sind von korrupten Diktatoren umverteilt worden. Die Bereitschaft, diese Geldverschwendung fortzuführen, ist denkbar gering.

Karin Keil | Di., 29. August 2017 - 13:34

Antwort auf von Armin Dick

Endlich kommt mal jemand drauf, Herr Dick, danke. Der wesentliche Unterschied zwischen dem erfolgreichen Verlauf der Entwicklung in beiden deutschen Staaten nach WK II war nicht unbedingt und v.a. nicht nur der Marshall-Plan (Ostdeutschland hatte nämlich keinen und kriegte auch noch das zweite Bahngleis abmontiert und die wenigen noch funktionierenden Maschinen wurden aus den Fabriken gen Osten geschickt), sondern es waren die Menschen, die ihr geschundenes Land wieder aufbauen wollten, die Trümmerfrauen, die kaum was zu Essen hatten, die Männer, die traumatisiert (ja, auch Deutsche Männer waren traumatisiert, es wurde nur damals weder so genannt noch berücksichtigt) aus den Gefangenenlagern kamen, diese Leute hatten so viel Überlebensmut und -willen, dass sie buchstäblich mit ihren Händen das Land ohne Murren aus dem Dreck geholt haben. Da wurde nicht gemeckert von wegen - niemand kann acht Stunden am Tag arbeiten (O-Ton eines afrikanischen "Flüchtlings"). Das ist der Unterschied!

Bernhard Kopp | Fr., 25. August 2017 - 17:09

Das mit dem Marshall-Plan stimmt natürlich so nicht. Man kann es dem Mann aber nicht vorwerfen, dass er es nicht besser weiss. Das gleiche gilt auch für die funktionierende, oder meist nicht funktionierende Staatlichkeit in den allermeisten post-kolonialen Ländern, in Afrika und noch viel länger in Südamerika. Es ist wahrscheinlich auch unsere materialistische Engstirnigkeit, die wesentlich dazu beigetragen hat, dass die staatlichen Defizite, die sich in der Korruption und in den unzulänglichen staatlichen Leistungen manifestieren, immer in direkter Korrelation zur Wirtschaftsentwicklung gesehen werden. Wirtschaftlich könnten die meisten afrikanischen Länder sehr reich sein, staats- und gesellschaftspolitisch können sie es eben nicht. Algerien, Nigeria, Angola als die leuchtendsten Beispiele. Staats- und Rechtsordnung, Sozialvertrag, und eine von allen akzeptierte Herrschaftsform sind nicht von Geld bestimmt.

Karin Zeitz | Sa., 26. August 2017 - 11:31

weiß auch, dass ohne eine weiterführende dauerhafte Aufsicht das Geschaffene oftmals schnell wieder vergammelt, wenn die Einheimischen nicht die nötige Bildung und die Bereitschaft besitzen,dafür die Verantwortung zu übernehmen. Geld allein nützt gar nichts, davon ist in den letzten Jahrzehnten genug geflossen und in den Taschen korrupter Politiker und Beamter gelandet. Es bedarf gebildeter und engagierter Afrikaner, die bereit sind, sich für ihre jeweiligen Länder einzusetzen. Leider sind diejenigen, die sich das erforderliche Rüstzeug in Europa angeeignet haben selten bereit, ihren hier erworbenen Lebensstandard aufzugeben und in ihre Heimatländer zurückkehren. Dazu gehört es auch, diejenigen zu bekämpfen, die jede westliche Bildung als Sünde verteufeln. Ohne Zustimmung und Bereitschaft zur Mitwirkung seitens der afrikanischen Bevölkerung können Investitionen in Afrika nicht gelingen und die Destabilisierung des Kontinents schreitet voran.

" ... wenn die Einheimischen nicht die nötige Bildung und die Bereitschaft besitzen,dafür die Verantwortung zu übernehmen..." Genau das ist der Punkt. In verschiedenen Artikeln/Fachzeitschriften zum Thema konnte man schon vor Jahren lesen, dass bspw. Spenden von Saatgut und Zuchtrindern nicht als solche verwendet, sondern gegessen wurden. Hinzu kommt die eigenwillige Arbeitsteilung - es arbeiten überwiegend die Frauen in der Landwirtschaft, auch Kinder, jedenfalls nicht die jungen Männer. Den Frauen obliegt aber natürlich auch die Speisenzubereitung und alles, was sonst noch so anfällt. Diese Traditionen lassen sich nicht in paar Schulungsmonaten verändern.
Und natürlich - aber das steht wieder auf einem anderen Blatt - der explosionsartige, verantwortungsose Bevölkerungszuwachs, befeuert durch Religionen. Bevor hier kein Umdenken stattfindet, wird sich an der Gesamtsituation der meisten afrikanischen Ländern nichts ändern.

franz wanner | Mo., 28. August 2017 - 14:05

Um eine tradition in Know how und Arbeitsdisziplin aufzubauen, muss sich das auch lohnen. Nach dem Krieg in Europa war das längst schon da. Der Wiederaufbau hat sich gelohnt, weil nichts da war.
In Afrika ist das schwieriger. Zwei Gründe:
1. Es gibt keine Tradition für eine Produktion über den Selbstbedarf hinaus.
2. Für den Selbstbedarf zu produzieren lohnt ebenfalls nicht, wenn die Preise immer unterboten werden aus Übersee = Europa, Asien, Amerika. Bleibt nur ein klitzekleines Handelssegment als Handwerksbedarf ohne Zukunftsfantasie.
Abhängigkeit, Monokultur und diktierte Abnahmepreise lassen überleben, aber keine Entwicklung zu. Lebensnotwendige "Importe" sind Verhandlungsvorherrschaft.

Martin Kühnl | Mo., 28. August 2017 - 17:05

Trotz zweimaligen Lesens konnte ich den Asylgrund des Herrn aus Kamerun nicht eruieren; wovor genau ist er geflohen? Oder wollte er einfach auswandern?

Bernd Lehmann | Mo., 28. August 2017 - 20:11

Antwort auf von Martin Kühnl

Ich habe keine Zukunft in meinem Heimatland reicht aus .

Torsten Knecht | Di., 29. August 2017 - 12:31

Antwort auf von Martin Kühnl

... wurde der Film beworben mit dem aktuellen Hinweis, das das Asylersuchen Herrn Nkamani abgelehnt wurde.

Thomas Kuhn | Mo., 28. August 2017 - 18:24

auch die allergrößten Investitionen werden Afrika aufgrund der apokalyptischen Bevölkerungsentwicklung in Afrika keine ausreichenden Jobs mehr bescheren. Dieser Zug ist leider für Afrika mittlerweile abgefahren.
Dies zu erkennen, bedarf es einen Blick auf deren Kriegsindex, ( Verhältnis der jungen, zu den alten Männern)der diesen Menschen in Ihren Verteilungskriegen versinken lassen wird.
Diese Betrachtungsweise fordert andere Strategien als die Umschulung einiger Schlepper , wie von Frau Merkel angedacht.
Die Bevölkerung in Europa wird von diesen Wahrheiten abgeschirmt , da diese Problem ein Tabu ist , das mit unserem Menschbild nicht zu lösen sein wird.
Die "wenigen" jungen Männer die es Schaffen ihren chancenlosen Gesellschaften zu entrinnen sind sehr, sehr wenige, gemessen an der Zahl Derjenigen, die dort warten um die Reise nach Europa antreten zu können.
Nur dazu werden weitere Wohlstandsgewinnen einzelner Gruppen in Afrika dienen.

Wolfgang Weber | Mo., 28. August 2017 - 18:32

in einem anderen Land bezeichnet wurde, wird heute nur noch als Flucht tituliert ohne die Gründe der sogenannten Flucht zu hinterfragen. Herr Nkamani meint, die Grenzen zu schliessen ist nicht die Lösung, doch es ist kurzfristig die einzige Lösung. Was würde mit Ceuta und Melilla passieren, gäbe es diesen Grenzzaun nicht? Europa hat keine Wahl, es muss sich vor der illegalen Migration schützen. Den Lebensstandard in Afrika kurzfristig auf unser Niveau zu heben, ist nicht einmal mittelfristig unter den jetzigen Bedingungen möglich. Die Afrikaner sind in erster Linie selbst für Ihren Kontinent verantwortlich, das geht bei der Dikussion meistens unter. Die Bemühungen der Europäer verlaufen im Sande, wenn die Afrikaner statt sich um ihre Länder zu kümmern, lieber den Wohlstand in Europa suchen und die Armen und Schwachen zu Hause ihrem Schicksal überlassen. Das größte Problem Afrikas, ist die Bevölkerungsexplosion, dadurch wird jeder wirtschafliche Erfolg negiert.

Elfi Geiger | Mi., 30. August 2017 - 10:25

Werte Redaktion wo finde ich Studien darüber, wie muslimische Mitbürger bei Täglich 5mal beten in unserem sozialversicherungsmässigen Arbeitsleben eingebunden werden können.Danke für Ihre Hilfe beste Grüße von Elfi Geiger

Liebe Frau Geiger! Leider kann ich Ihnen keine Quellen/Studien nennen,hatte aber während meiner Berufsausübung engen Kontakt zu verschiedenen Mitbürgerinnen
und Mitbürgern,die den verschiedenen Richtungen des islamischen Glaubens angehörten.Da ich in einem therapeutischen Beruf tätig auch die Gelegenheit zu sehr vertrauten Gesprächen bzgl. des Alltags meines Gegenübers hatte,bis hin zu einer Einladung auf eine klassische moslemische Hochzeit, erfuhr ich sozusagen aus erster Hand wie die Glaubensausübung in Alltags/-Berufspraxis integriert wurde.
Dafür gibt es gewisse Ausnahmeregeln. Gebete z.B.darf man nachholen,während des Fastenmonats Ramadan wo auf Einhaltung der 5 Gebete mehr Wert gelegt wird,
nehmen viele Berufstätige ihren Jahresurlaub.Auch da ab Sonnenuntergang
mit der Familie und geladenen Gästen das Fastenbrechen stattfindet bis zum Morgen.Etwaige "kleine Sünden" werden vergeben,spätestens so augenzwinkernd eine Bekannte auf ihrer Hadsch (Wallfahrt)nach Mekka. MfG

Karl Kaufmann | Do., 31. August 2017 - 18:54

Nicht erwähnt: wir haben eine Handelsmauer um die EU gebaut. Die hat Folgen, die der Herr beschreibt, oder trägt dazu bei. Wie traurig das ist, dass genau dieselben Eliten, die gegen Grenzschutzzaun gegen Illegale in Ungarn auf der Schengengrenze so heftig protestierten (ohne den viel gr. Melilla-Zaun zu erwähnen, also Doppelmoral hier), sind die gleichen, die auch die EU-Handelsmauer nicht abschaffen wollen. Wie nennt man das? (Und einige davon haben ein paar Monate später selbst einen Zaun gebaut, jedoch nicht an der Schengengrenze, sondern drinnen, und trotzdem gilt da Ungarn als der Böse... Auch ganz traurig, bei dieser Doppelmoral wird sich die EU nur auflösen, leider).

... gibt es auch innerhalb der EU.

Beispiel: Handytarife ... in keinem Land der EU gibt es so ein schlechtes Preis/Leistungsverhältnis wie in D. Von wegen Merkel und Freihandel. Da wo das Geld zu holen ist, da wird restriktiv vorgegangen.

Markus Bauer | Sa., 2. September 2017 - 22:42

Es ist doch immer das Gleiche. Mal ist es die Religion, dann ist es die Arbeitsmoral, oder summa Summarum "der Afrikaner".

Dabei ist es doch so einfach:

1. Das Elitenproblem
Die Entscheidungsträger der jw. Länder sind einfach nicht interessiert, etwas gegen die Misere zu unternehmen, weil es ihnen auch so blendend geht. Die wirtschaftliche Elite lebt eh schon im Westen in Saus und Braus und die politische versucht nur, soviel wie möglich abzuschöpfen, um es den oben Genannten baldmöglichst gleich zu tun. Sollte das Volk murren, wird das Militär eingesetzt.

2. Das Freihandelsproblem
Durch unsere Handelsverträge untersagen wir den Afrikanern, kompetitiv mithalten zu können. Einerseits zerstören wir deren Sektor, bei dem sie marktwirtschaftlich mithalten könnten (Landwirtschaft), indem wir Zollbarrieren errichten (inkl. Subventionen für die heimischen Bauern). Andererseits vernichten wir alle Ansätze zur Industrialisierung, indem wir sie zwingen, Zollbeschränkungen aufzuheben