Al-Nusra-Chef Abu Muhammad al-Jolani verliest den Bruch mit Al-Qaida
Al-Nusra-Chef Abu Muhammad al-Jolani verliest den Bruch mit Al-Qaida / picture alliance

Syrien - Das doppelte Spiel der Al-Nusra-Front

Aleppo kommt mehr und mehr eine Schlüsselrolle im syrischen Krieg zu. Verschiedene Rebellengruppen versuchen, den von Assad-Truppen belagerten Ostteil der Stadt zu befreien. Darunter ist auch die islamistische Al-Nusra-Front, die neuerdings unter anderem Namen agiert

Autoreninfo

Martin Gehlen ist Journalist und berichtet aus der arabischen Welt.

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Sie kämpfen derzeit an vorderster Front, um den eingekesselten Osten Aleppos wieder aus dem Griff der Assad-Armee zu befreien. Seit dem Wochenende liefern sich die Jihadisten von Jabhat al-Nusra Seite an Seite mit Rebellen von Ahrar al-Sham und der Freien Syrischen Armee am südlichen Stadtrand die schwersten Gefechte seit Jahren mit den Belagerern des Regimes.

Die Al-Nusra-Einheiten, die sich bisher zu Al-Qaida zählten, gelten als die Elitetruppen der Aufständischen. Ende Juli jedoch sagten sie sich offiziell von ihrem obersten Befehlshaber Ayman al-Zawahiri in Afghanistan los und benannten sich um in Jabhat Fateh al-Sham. Mit diesem symbolischen Schachzug wollen die syrischen Gotteskrieger künftig mehr moderate Rebellen anlocken und sich selbst besser aus der Schusslinie der russischen und amerikanischen Kampfjets bringen. Denn wie der „Islamische Staat“ ist auch Jabhat al-Nusra von dem im Februar international vereinbarten Waffenstillstandsabkommen ausgeschlossen. Und so verhandeln Moskau und Washington derzeit darüber, ihre Luftangriffe auf beide Terrororganisationen zu intensivieren und künftig von Amman aus zu koordinieren.

Ultrakonservative Islamisten

Die Umetikettierung jedoch ist vor allem taktischer Natur, zumal Al-Nusra-Chef Abu Muhammad al-Jolani damit keinerlei ideologische Konzessionen verband. Seine auf 7000 bis 8000 Mann geschätzten Kämpfer sind ultrakonservative und harte Islamisten, die in Kampfkraft und Fanatismus ihren Jihadi-Rivalen vom „Islamischen Staat“ wenig nachstehen. Sie verstehen sich als Mitglieder der globalen Salafisten-Bewegung. Die Zahl der Ausländer bei Al-Nusra jedoch ist deutlich geringer als beim IS-Terrorkonkurrenten. Mehr als 70 Prozent sind Syrer, weil sich die Organisation bewusst den Anstrich einer nationalen Rebellenbewegung gibt.

Ihr Kommandeur Abu Muhammad al-Jolani, der an der Spitze eines zwölfköpfigen Führungsrates steht, wuchs zusammen mit seinen sechs Geschwistern in Damaskus auf. Der Vater arbeitete zeitweise in der saudischen Ölindustrie, die Mutter als Geographie-Lehrerin. Radikalisiert wurde der 35-Jährige 2003 durch die US-Invasion im Irak, dort als Mitglied von Al-Qaida im Irak (AQI) verhaftet und nach Syrien ausgeliefert. Von 2005 an war er im berüchtigten Sednaya-Gefängnis nahe Damaskus eingesperrt. Nach dem Arabischen Frühling kam er zusammen mit hunderten anderer Jihadisten durch eine Amnestie des Assad-Regimes frei, das auf diese Weise die Kämpfe zwischen moderaten und radikalen Rebellen anheizen wollte. Im Januar 2012 gründete al-Jolani die Al-Nusra-Front. Ein Jahr später kam es zum Bruch mit dem „Islamischen Staat“, nachdem dessen Führung sich mit der Al-Qaida-Spitze überworfen hatte.

Al-Nusra geht strategischer vor als der IS

Wie der IS wollen auch die Al-Nusra-Jihadisten ein eigenes Islamisches Emirat auf dem Boden eines Post-Assad-Syriens errichten – allerdings als langfristiges Fernziel. Vor Ort propagieren sie ihre Scharia-Pläne pragmatisch und dosiert, um die lokale Bevölkerung nicht gegen sich aufzubringen. Anfangs hielten die Kommandeure sogar ihre Bindung zu Al-Qaida bewusst unter der Decke. Nach dem jetzt vollzogenen Bruch mit dem Bin-Laden-Terrornetzwerk will Al-Nusra künftig noch enger mit Bewaffneten international akzeptierter Gruppen kooperieren. „Wir hoffen, ein gemeinsames Kommando gründen zu können, welches die Massen der Menschen in Syrien vereint, ihr Land befreit und ihrem Glauben den Sieg schenkt“, deklamierte Al-Jolani in seinem kurzen Trennungsvideo, flankiert von zwei bärtigen Gesinnungsgenossen.

Ihre stärkste Präsenz hat Al-Nusra derzeit in der nordwestlichen Provinz Idlib sowie im Süden der Provinz Aleppo. Im Gegensatz zum „Islamischen Staat“ gehen ihre Jihadisten vielerlei örtliche Waffenbündnisse ein und werden wegen ihrer Disziplin und Kampfkraft von moderateren Rebellenbrigaden als Verbündete sehr geschätzt.

Geld kommt aus Qatar

Die Finanzierung von Al-Nusra ist undurchsichtig und schwer zu beziffern. Anders als beim IS hängen die Extremisten primär von äußeren Geldgebern ab, weil sie in ihren Gebieten kaum Steuern oder Wegezölle erheben. Seit vielen Jahren existieren lukrative Verbindungen zum türkischen Geheimdienst, aber auch zu privaten Spendern in Golfstaaten wie Kuwait und Qatar. Eine weitere Einkommensquelle sind Entführungen. In der Regel zahlt Qatar die millionenschweren Lösegelder, eine Praxis, die westliche Ermittler als verdeckte Finanzhilfe für die Jihadisten verdächtigen. Qatar sei teilweise dafür verantwortlich, urteilte darum auch ein ungenannter nahöstlicher Diplomat im Daily Telegraph, „dass Jahbat al-Nusra Geld und Waffen hat sowie alles, was sie braucht“.

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Arndt Reichstätter | Fr., 5. August 2016 - 11:17

Warum gibt es nicht mal eine Einschätzung der Lage von jemand anderem? Wieso immer die gleichen Nasen?

Karola Schramm | Sa., 6. August 2016 - 17:13

Antwort auf von Arndt Reichstätter

Gute Frage, lieber Herr Reichstätter. Hier eine Adresse, die seit Jahren die weltweite Milirarisierung beobachtet und beschreibt. www.imi-online.de Informationsstelle Militarisierung e.V. Dort gibt es viele Artikel, auch über Syrien. Z.B. diesen hier, der die Anfänge sehr gut beschreibt: "Die (hybride)Rolle der NATO bei der Zerstörung Syriens."
frdl. Grüße K.S.

Jan Lolling | Fr., 5. August 2016 - 11:48

Es gibt keine gemässtigten Rebellen. Wir machen usn etwas vor wenn wir das glauben. Unlängst haben hohe Funktionäre der FSA einen 12 jährigen Jungen lebendig und ganz genüsslich vor laufender Kamera und grinsend Allah-ist-gross rufend den Kopf abgeschnitten mit einem Küchenmesser.
Assad ist ein Diktator - ja - aber immer noch das geringste Übel in einer vollkommen ideolgisierten islamischen Welt die jeglichen Bezug zu zivilisiertem Verhalten verloren hat.

Kat Teker | Fr., 5. August 2016 - 11:52

Doublethink oder Ihnen fehlt es an Sprachgefühl. Anders kann ich mir die Formulierung "(Verschiedene Rebellengruppen) kämpfen derzeit an vorderster Front, um den eingekesselten Osten Aleppos wieder aus dem Griff der Assad-Armee zu befreien." zumindest nicht erklären, denn über die Lupenreinheit Assads kann man zwar sicher streiten, doch bleibt er ein gewähltes Staatsoberhaupt, der mit seiner Armee eine von Terroristen besetzte Stadt zu befreien versucht (und Zivilisten & aufgebenden Terroristen Fluchtwege eröffnete).

Ihre Formulierung ist also ähnlich sonderbar wie den Ablauf eines Attentates folgendermaßen zu beschreiben: Die flüchtigen Mörder kämpfen an vordersten Front, um die bereits von der Polizei gesicherten Gebiete zu befreien.
Besonders befremdlich wirkt dieser Artikel auf mich, weil er anschließend selbst mit der Illusion der "moderaten Rebellen" aufräumt - wie kann man da ernsthaft eine solche Einleitung wählen?

PS: Auch D zahlt Al Kaida u.ä. millionenhohe Lösegelder

Volle Unterstützung für Ihren Kommentar!
Im Gefolge der USA machen die Bundesregierung und ihre "ideologischen Vasallen" das gleiche Spiel mit, welches schon zum Sturz von Gaddafi und dem jetzt herrschendem Chaos führte.
Rationalität sieht anders aus.

Die fortlaufend tendenziösen und stets gegen die Regierung Assad gerichteten Berichte ("moderate, anerkannte Rebellen" etc.)des Herrn Gehlen sind ohne weiteres aus seinem beruflichen Werdegang zu erklären, siehe Wikipedia. Aufschlussreicher ist, welche Zeitungen ihm eine Plattform bieten, um seine - alles andere als objektiven - Berichte zu verbreiten.

Wolfgang Henning | Fr., 5. August 2016 - 12:17

Einfach erschreckend! Sollen wir Partei ergreifen - wählen zwischen Pest und Cholera?
Es sind die Machtinteressen Russlands und der USA, die beide, aus unterschiedlichen Motiven, vorübergehend zu einer unheiligen Allianz zusammenführen. In diesem Falle hoffen Beide auf einen Machterhalt von Assad als stabilisierenden Faktor. Es geht den Islamisten aller Art nicht um die Beseitigung eines Despoten. Im Gegenteil, die wenigen Freiheiten, die es unter Assad noch gab, sollen durch Einführung eines Kalifats und der Scharia endgültig beseitigt werden.
Europa täte gut daran, sich aus dem Konflikt in Syrien herauszuhalten. Die Kriegslust und Gewalt ist im muslimischen Raum systemrelevant. Wir müssen nur darauf achten, dass wir uns deren Konflikte und Weltanschauungen nicht nach Europa und ins eigene Land holen. Kriegsflüchtlinge aus diesen Ländern müssen im arabischen Raum, unter ihren Glaubensbrüdern, eine Zuflucht finden.

Kat Teker | Sa., 6. August 2016 - 10:25

Antwort auf von Wolfgang Henning

erhalt Assads. Im Gegenteil: Aus diversen geleakten Dokumenten amerikanischer Geheimdienste und Politiker geht hervor, dass sie den IS und Konsorten nicht zu früh besiegen wollen, weil sie damit Assads Position stärken würden.

Anstatt also einfach alles dafür zu tun, dass der Krieg in Syrien beendet wird und das Volk dort auch weiterhin selbst wählen kann, von wem es regiert wird, heizte man lieber erst die Konflikte dort an und löscht sie jetzt eher zaghaft, nur um eines zu erreichen: Assad zu stürzen.

Man könnte statt mit Erdogan, auch einfach mit Assad verhandeln, schlimmer als die Saudis ist er auch nicht - eigentlich spräche also nichts dagegen und verdammt viel dafür. Schließlich gab's immer nur in Teilen Syriens Gefechte, man könnte leicht in den befreiten Gebieten alle syrischen Flüchtlinge unterbringen. Statt Erdogandeal die 6 Milliarden für Hilfsprojekte in Syrien verwenden und man könnte sicher Sinnvolleres für die Syrer und den Wiederaufbau ihres Landes erreichen!

Karola Schramm | Sa., 6. August 2016 - 17:26

Antwort auf von Wolfgang Henning

Ich stimme Ihnen zu, doch DE und die EU, sowie einige anderen Staaten des Westens auch USA stecken von Anfang zu tief mit in diesem Krieg. So wurden die Rebellen schon in 2012 von der Türkei militärisch geschult und von den USA in Catar.

Wäre Russland und China nicht gewesen und hätten die Resolution zum Einmarsch der NATO genehmigt, wäre Syrien jetzt so zerstört wie Libyen und westl. Wirtschaft hätte freien Zugang zu wertvollen Bodenschätzen. Assad hatte eine Haltung, die der Westen nicht dulden konnte und nicht will.

Unter Assad gabe es mehr Freiheiten, als Sie denken. Er war religiös neutral, strebte einen Sozialstaat nach west. Vorbild an, Bildung und Gesundheit waren kostenlos, die Landwirtschaft wurde subventioniert etc. Allerings wollte Assad auch das Öl und damit GEld des Landes für seine Bevölkerung ausgeben und selbst bestimmen. Ebenfalls ein "NO GO" für die westl. Politik, die neo-kolonial mitbestimmen will, was in anderen Ländern geschieht.

Ihr duales Weltbild hat so viele Mängel, die schon rein ökonomisch ad adsurdum erklärt werden könnten. Man möchte glauben, nur < "der Westen" > hätte wirschaftliche Interessen und fühlt sich in die Vergangenheit versetzt.

Assad war ein "Killer" und vielleicht hätte man Ihn einfach "machen" lassen. Aber Syrien mit Lybien, im Zusammenhang imperialer Interessen in Beziehung zu bringen, ist schon gewagt.

Andreas Horns | Fr., 5. August 2016 - 12:28

Wenn ich dies hier so lese: "Verschiedene Rebellengruppen versuchen, den von Assad-Truppen belagerten Ostteil der Stadt zu befreien. "
Tut mir leid, hier steige ich aus. Es sind keine Rebellengruppen sondern Terrorgruppen, welche unendliches Leid in der Zivilbevölkerung verursachen.
Wenn eine von ihnen das Assad-Regime besiegt, wird es umgehend das neue Regime geben welche nicht anders agiert als das alte. Ich finde es vom Westen beschämend, dass wir hier noch aktiv mitmischen und so tun, als ob alles seine Richtigkeit hätte.

Wie moderat diese feinen Herren wirklich sind, zeigen Mengen von Videos auf You Tube und diverse Berichte von "Heimkehrern" aus diesen "Heldencamps". Für den Betroffenen ist es nicht entscheidend, von moderat geführten Macheten enthauptet zu werden. Wie verlogen muss man eigentlich sein, in diesen Mordbuben die Verfechter von Recht und Ordnung zu sehen und deren Ideologie als das kleinere Übel zu akzeptieren?

Wie Sie schon schreiben: "Wie verlogen muss man eigentlich sein, in diesen Mordbuben die Verfechter von Recht und Ordnung zu sehen und deren Ideologie als das kleinere Übel zu akzeptieren?"
Traurig, dass inzwischen auch Cicero da mitmischt und leider nicht investigativ über die eigentliche Wahrheit recherchiert.

Herbert Trundelberg | Fr., 5. August 2016 - 13:43

verstehe den Beitrag nicht! Sind doch alles Geschöpfe des Westens. Die Finanzierer der Terroristen sind doch die Freunde der NATO. Also müssen wir auch froh sein, denn wir können doch Waffen liefern für das Geld und unsere Wirtschaft freut sich. Alles eine reine Win- win Situation. Der Verlierer ist der normale europäische Bürger.

Karl Lang | Fr., 5. August 2016 - 16:31

Sehr geehrter Herr Gehlen
Ihr Beitrag ist eine lediglich sprachliche Verfeinerung der ansonsten unerträglich gefärbten, verharmlosenden Kommentierung nahezu aller deutschsprachigen Medien. Man mag es mögen, oder nicht, Assad ist das gewählte Staatsoberhaupt. Ausnahmslos alle sogenannten "moderaten Rebellen" - und ähnlich euphemistische Bezeichnungen - sind nichts weiter als gemeine Terroristen und Verbrecher.
Sehr bedauerlich, dass der CICERO sich auf solch naives Niveau begibt.

Gudrun Philipp | Fr., 5. August 2016 - 17:08

und wie sie alle heißen mögen: Es handelt sich für mich um widerwärtige Mörder, die, so hoffe ich, für alle Ewigkeit in der Hölle schmoren mögen - wenn es sie denn gibt. Und was versprechen sich eigentlich all die Geldgeber, aus welchen islamischen Staaten sie auch kommen mögen. Wollen sie, wenn außer den Mördern in Syrien niemand mehr unterwegs ist, ihren aus ihrer Sicht gerechtfertigten Einfluß in Syrien - das dann nur noch ein Trümmerhaufen sein wird - geltend machen? Werden sie auf blutroten zerstörten Fundamenten einen Gottesstaat aufbauen? Meine Stirn ist nicht großflächig genug, um der Zornesfalte Platz zu geben, die beim Lesen all dieser Horror- und Terrorgeschehen entstehen will. Wo ist denn der Gott, der all diesen unbeschreiblichen Gräuel eine Ende bereitet?

Ist Gott diesbezüglich überhaupt schon mal in Erscheinung getreten und hat mal für Ruhe und Ordnung gesorgt? Wer hofft, dass Gott daran was ändern kann ist naiv und hat schon verloren.
Es wird Zeit, dass wir sagen: So geht es nicht weiter! Die verlogene westliche Propaganda Politik muss endlich aufgedeckt werden.

Bernd Fischer | Fr., 5. August 2016 - 20:01

das Sie das Wort "Freiheitskämpfer" nicht benutzt haben ist Ihnen anzurechnen.

Tatsache ist das die Unruhen in Syrien im Zusammenhang mit dem "sogenannten arabischen Frühling" beginnend in Tunesien dann in Ägypten und als letzten Höhepunkt nach Syrien ( natürlich mit der üblichen Geschichte eines armen Gemüsehändlers der sich gegen irgend etwas gewehrt hat) .
Fazit: Tunesien hat nichts gerissen...eine Regierung löst die andere ab.
Ägypten ( kaum von Husni Mubarak befreit-kam die islamistische Diktatur -jetzt haben wir eine Militärdiktatur.
Libyen ist dank der arroganten...überheblichen westlichen kriegerischen "Wertegemeinschaft" kein Staat mehr, sondern ein Torso.

Und jetzt in Syrien wollen wir nun endlich zum Erfolg kommem....schreiben dann so schön von gemäßigten Rebellen ( weil es sich gut anhört) die aber auch Frauen und Kinder umbringen...was aber in der Berichterstattung nicht vorkommt.

Robert Müller | Fr., 5. August 2016 - 22:44

Wenn man sich die Geographie ansieht, können diese Anti-Assad-Kämpfer Waffen nur über die Türkei bekommen oder bei den Assad-Truppen kaufen. Ich halte letzteres für zumindest gelegentlich für sehr wahrscheinlich. Nachdem was ich so lese, sind die Assad-Kämpfer keine Soldaten mehr, sondern eher Unternehmer im Kriegs-Business. Da jetzt die Türkei die Beziehung mit Russland verbessert, wird es kritisch für die Nusra-Front. Im übrigen vermute ich, dass sie noch nicht einmal den Belagerungsring durchbrechen müssen, um den Gewinn einstreichen zu können, der Versuch reicht schon. Zu erinnern ist hier an die diversen Terrororganisationen, die ihr Image mit dem Kampf gegen Israel aufpolierten, das wird hier genauso funktionieren, unter anderem auch in verschiedenen deutschen Zeitungen. "Der Feind meines Feindes ist mein Freund" funktioniert halt bei vielen Leuten, warum nicht auch bei Journalisten.

peter hauser | Sa., 6. August 2016 - 05:32

Man sollte doch endlich zur Kenntnis nehmen, das es bei Politik um Machtfragen geht und nicht um "Lebensgestaltung".
Al-Nusra ist eine wie auch immer organisierte Inreressensgemeinschaft vor Ort und es dürfte doch nicht alzu schwer sein sie einzuschätzen, jedenfalls perspektivisch. Manchmal zweifel ich entweder an der Politik oder an den Journalisten, die uns doch nach bestem Wissen und Gewissen informieren sollten.

peter hauser | Sa., 6. August 2016 - 07:13

(Es bedarf wohl manchmal einiger Zeit, um meine Identität immer wieder fixierend aus zu machen, was durchaus gewollt ist, aber immer möglich sein sollte.)

Und eigentlich müßte doch der Inhalt eines Kommentars im Fordergrund stehen....oder?
Ich hatte ja schon zweimal zu diesem Thema "gepostet", ohne daß irgendetwas bis jetzt erschien ist.
Ist ja auch nicht wichtig.....
Allerdings ist die Situation dort so etwas von archaisch naiv und mit Gewalt aufgeladen und treffend, als das man sich eigendlich "nicht genug " darüber "aufregen" kann.

Dort werden mittelalterliche.....islam gemäße Kämpfe ausgetragen, mit modernen Möglichkeiten und Mitteln, sowie Waffen und technologischer Reflexion, die man nicht "Kindern" in die Hand gegeben sollte, wo doch gerade wir Deutsche gelernt haben besonnen zu sein......

Wieviel Leid und Zerstörung ist Teil unserer Erinnerung.

Martina Bredegge | Sa., 6. August 2016 - 08:33

Schön, dass ich im Cicero eine andere Version der Schlacht um Aleppo und ihrer Beteiligten lesen kann.
Da reibt sich verwundert der gebührenzahlende, Noch-Zeitungsleser bei dem aktuellen medialen Feuerwerk zur "humanen Katastrophe" in Aleppo die Augen. Und stellt ernüchternd fest, dass es über Merkels Zuwanderungspolitik mittlerweile auch soweit gekommen ist, dass selbst von Amnesty International und ihre unterstützenden Gesinnngsgenossen in den Medien unwidersprochen Salafisten, Islamisten, IS und Al Nusra- Mörder als bemitleidenswerte Opfer eines vom Westen direkt und indirekt unterstützten Diktators dargestellt werden. Das passt vielleicht zum innerdeutschen Versuch zukünftig Attentäter aus der Berichterstattung auszublenden und tränentriefend sich nur noch auf die Opfer islamistischen Terrors zu konzentrierend, damit die Politik der GroKo nicht unter noch mehr Druck durch die radikal-demokratisierten Bürger kommt, die Demokratie und Grundrechte noch ernst nehmen.

Christoph Kuhlmann | Sa., 6. August 2016 - 15:48

Ein Diktator, der Scharfschützen auf friedliche Demonstranten ansetzt ist zunächst einmal selbst ein Terrorist. Auch Giftgasangriffe und Folterzentren in denen Tausende zu Tode kommen steigern keinesfalls die Legitimation einer Regierung. Im Gegenteil, sie legitimieren den Kampf selbst der übelsten Terroristen, da sowieso nur noch das Recht des Stärkeren gilt. Die Macht der syrischen Regierung steht und fällt mit der Bereitschaft des Irans Bodentruppen zu stellen. Es bleibt abzuwarten wieviele Verluste dieses Land noch bereit ist zu tragen. Auch wenn der Krieg ein Teil des großen Auseinandersetzung der Schiiten gegen die Sunniten ist, ist wahrscheinlich auch die Leidensfähigkeit des Irans nicht unendlich. Es wäre nicht die erste Offensive der Regierungsseite, die stecken bleibt. Alles steht und fällt zudem mit der Fähigkeit der sunnitischen Gruppen, sich sogenannte Manpads zu beschaffen. Damit haben schon die Taliban die Russen aus Afghanistan vertrieben.

Benno Pluder | Sa., 6. August 2016 - 16:05

"Verschiedene Rebellengruppen versuchen, den von Assad-Truppen belagerten Ostteil der Stadt zu befreien. "
Das zeugt von einem, gelinde gesagt, großen Mißverständnis. Der Ostteil von Aleppo ist nicht besetzt, sondern Teil des legitimen Staatsgebietes, beherrscht von Assad. Besetzt ist der Westteil. Und das nicht von Rebellen. Oder will der Autor die Mörderbanden von Al Nusra allen Ernstes in diese Kategorie einordnen?

Karola Schramm | Sa., 6. August 2016 - 17:09

Der Titel müsste heißen: Das doppelte Spiel der westl. Regierungen.Assad muss weg & Syrien wird geteilt. Dann machte diese Erzählung über diese illegale Mörderbande einen Sinn, die von Anfang an mit der "Freien syrischen Armee" unzufriedene Soldaten die desertierten, kooperierten. Hilfestellung bekamen & bekommen sie aus Libyen, was die Blaupause für den Syrienkrieg war & der inzwischen ein Krieg ist, an dem viele westl. Staaten beteiligt sind. Schon 2012 auf frz. Initiative wurde in Tunis der "Freundeskreis Syrien" ins Leben gerufen. Dazu gehören: Die Golfstaaten, die Türkei (ab da auch Mitglied der NATO), die USA, die EU, sowie FR, GB, IT & DE. Mit dabei war der"syrische Nationalrat" eine 2.Regierung gegen Assad, der Waffen f.d. Aufständischen forderte.
Von der "Freien syrischen Armee" ist bekannt,dass sie Kinder als Kindersoldaten rekrutieren & im Organhandel tätig sind.
Es ist müßig über Söldnertruppen zu schreiben, wenn die Ursachen & Ziele dieses Krieges nicht benannt werden.

Romuald Veselic | So., 7. August 2016 - 07:19

schon die Gesichter der drei Männer auf dem Titelfoto, alarmieren meine Abwehrreflexe, mit abgrundtiefer Abneigung. Nichts ist widerwärtiger, als die zur Schau getragene, blasierte Bigotterie, um sein krankhaftes Anderssein, den anderen aufzuzwingen.
In geschichtlicher Abwandlung, an den US Army General W.T. Sherman gestellte Frage: "General, haben sie mal auch gute Gotteskrieger gesehen?"
"Sicher, aber sie waren alle tot."

peter hauser | Di., 9. August 2016 - 06:30

Ich glaube, Sie Fühlen und denken nicht alleine.

Politik mag ja viel Zeit beanspruchen, .....doch was soll in der Massenwahl ungebildeter Egoisten Demokratie eigentlich für einen Wert haben? Die Polis in Griechenland umfasste ursprünglich ca. 600 Bürger, <koinônía tôn politôn> Erwählte und Gebildete.
Beduinen mögen ja auch heute noch Wissen und Weisheit haben, aber Politik bedarf entscheidungsfähigkeit und weniger "Palaver".
Jetzt wir Politik ..."gemacht ", je nach Wetter.