Pokémon Go Spieler am 20. Juli in der Nähe des Opernhauses von Sydney
Im Pokémon Go-Zeitalter bekommen auch soziale Zusammenkünfte einen anderen Charakter / picture alliance

Pokémon Go - Die digitale Spaßkultur macht dumm

Deutschland ist im Pokémon Go-Fieber. Und das treibt seltsame Blüten: In Düsseldorf wurde für die Spieler eine Brücke für den Autoverkehr gesperrt, die Bundeswehr warnt vor dem unaufmerksamen Betreten von Schießübungsplätzen. Doch auch die subtilen Einflüsse auf unser Leben sind nicht zu unterschätzen

Autoreninfo

Dr. Lena Kornyeyeva arbeitet als Psychologin in Bad Kissingen. Sie schreibt darüber hinaus Bücher zu psychologischen und gesellschaftlichen Themen (Heyne: "Die sedierte Gesellschaft", "Die Single-Falle").

So erreichen Sie Lena Kornyeyeva:

„Den wir gestern im Bett gefunden haben, den Pokémon, kann ich den noch mal sehen?“
„Schiggy? Nein, ist gefangen, in der Kugel.“
„Dann warten wir eben auf den nächsten …“

Der Dialog hätte noch vor wenigen Wochen absurd geklungen. Doch nach ein paar Tagen Pokémon Go-Erfahrung gehören solche und ähnliche Gespräche zu einer Realität, die immer virtueller wird. Wir leben tatsächlich längst in der Matrix und sie übertrifft alle Erwartungen. Baudrillard und seine Simulakren waren längst nicht so spannend wie die Pokémons. Erwachsene, die mit ihren Smartphones begeistert nach Pokémons suchen, füllen meine Stadt. In Schulen werden digitale Spielzeuge wie die iPads zum üblichen Unterrichtsmittel. Wissensvermittlung wird immer visueller und die visuellen Mittel selbst sind nicht mehr statisch, sondern zeigen sich beweglich, lebendig und interaktiv. Sie reizen und amüsieren, sie ziehen an.

Schreiben und Lesen gehört zu unserer Identität

Die Schriftkultur, die vielen Generationen als Mittel und Ansporn der intellektuellen Entwicklung und Fortschritt diente, scheint in der Zukunft keinen Platz mehr zu finden. Das, was man früher durch Lesen und Schreiben lernen konnte und gelernt hat und was zu der menschlichen Identität noch immer gehört – denken, verstehen, abstrakte Ideen entwickeln, sich etwas vorstellen, Bedeutungen schaffen und hinterfragen – wird immer schneller überholt und bald geradezu überflüssig sein.

Wenn heute jemand ohne Ende und ohne Mühe vorgefertigte Identitäten und Ideen konsumieren kann, was kann ihn dann noch bewegen, seine eigene Identität und seine eigenen Ideen zu entwickeln? Je scheinbar lebendiger die virtuellen Kreaturen um uns herum aufpoppen, desto schneller stirbt die Schriftkultur.

Der technische Fortschritt degradiert den Menschen

Die Digitalisierung und Virtualisierung führt unterdessen immer weiter: Demnächst werden wir mit unserer Stimme unzählige Gadgets steuern, ja auch Texte erstellen. Die Dame im meinem Smartphone spricht mich bereits seit Langem auffordernd an. So ist der Fortschritt, denken die meisten, wir müssen eben mit der Zeit gehen. Wir bedenken aber nicht, dass diese Entwicklung paradoxerweise nur ein Fortschritt der Technik ist; für die Menschen, die immer weniger schreiben, lesen und nachdenken, scheint es geradezu eine Degradierung zu sein. Menschen verlieren fast spielerisch die Fähigkeit, die sie zu bewussten und kritischen Individuen macht. 

Der Wandel vom Homo Sapiens zum Homo Virtualis ist im Gange; aber zukünftigen Generationen werden die Mittel und Fähigkeiten fehlen, diesen Prozess zu beschreiben und zu analysieren. Früher hieß es, dass diejenigen, die Bücher lesen, immer über die anderen herrschen werden, die nur TV schauen. Heute kann man behaupten, dass sich diese Dualität fröhlich auflöst. Wer sich mit Pokémons und anderen virtuellen Phänomenen beschäftigt, fällt aus dem politischen Leben. Er wird instrumentalisiert und beherrscht – aber es stört ihn nicht im Geringsten. Kann man sich im Pokémon-Zeitalter noch einen studentischen Anti-Establishment-Aufruhr wie die 1968er-Bewegung vorstellen? Oder können in der virtuellen Realität noch politisch-intellektuelle Gruppen gedeihen, die den Anspruch haben, selbst eine vollständige, also verantwortliche Elite zu werden?

Pokémon-Go ist das Symptom einer zunehmenden Infantilisierung

Nein, diese Ansprüche sind längst zugrunde gegangen. In einer ernst zu nehmenden Petition fordern Zehntausende, dass Pokémon Go auch auf Windows Phone verfügbar sein soll. Die Unbequemlichkeit in der virtuellen Realität bewegt Menschen eher dazu, gesellschaftlich aktiv zu werden, als die Unbequemlichkeit in der echten Welt. Britische junge Leute, die mehrheitlich der Brexit-Abstimmung ferngeblieben sind, haben am Tag nach der Abstimmung panisch „what is EU“ gegoogelt. Immerhin ein letztes Aufbäumen eines Interesses an der realen Welt und den realen politischen Vorgaben.

Immer neue Unterhaltungen à la Pokémon wirken unvermeidbar als eine Infantilisierung; und diese hat Nebenwirkungen: Während ein Erwachsener in der Lage ist, Verantwortung zu tragen, passt sich ein Kind entweder unkritisch an oder es wählt die Sprache der kontraproduktiven Rebellion. Für die infantilisierte Masse wird die Rebellion heute immer mehr zum Ziel, nicht zum Mittel. Und derjenige, der aus dieser Rebellion politisches Kapital ziehen will, wird das dank der Infantilisierung auch leicht schaffen.

Eine eigene Identität aufzubauen ist mühsam

Noch bietet das Leben zwei Optionen: Entweder man wird ein bewusster Produzent seiner eigenen Identität oder man ist der Konsument einer fertigen fremden. Doch die Schaffung der eigenen Identität und die Ausbildung einer eigenen Meinung bereiten Mühe und fordern Anstrengung. Der Konsum der fertigen Identitäten und Meinungen hingegen sorgt für Unterhaltung und Spaß. „Wir amüsieren uns zu Tode“, hat der US-Medienwissenschaftler Neil Postman einmal geschrieben. Aber wer macht sich heute noch die Mühe, die Intellektuellen zu lesen, wo doch an der nächsten Ecke das nächste Pokémon wartet?

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Christa Wallau | Fr., 29. Juli 2016 - 13:01

Endlich einmal ein Artikel, der das Riesenproblem des Sterbens der Schriftkultur (und damit des eigenen Denkens) anspricht!

Die rasante Zunahme des unselbständigen, gelenkten Lebens bei jungen Menschen kann einem nur Angst einjagen. Virtuelle Welten, beherrscht per Knopfdruck und Fingerfertigkeit, öffnen der Verblödung und der totalen Manipulierbarkeit Tür und Tor.

Richtig: "Die Entwicklung einer eigenen Identität und die Ausbildung einer eigenen Meinung bereiten Mühe und fordern Anstrengung."

Und genau d a s wird in der heutigen Schulwelt
seit Jahrzehnten systematisch geleugnet!
"Lernen soll S p a ß machen!"
Und wenn die Leistungen dann nicht erbracht werden, dann werden eben kontinuierlich die Anforderungen gesenkt...
Bei der Masse der Menschen enden wir also
bei Pokémon und dem Homo Virtualis.
Brave new world!

Klaus Dittrich | Fr., 29. Juli 2016 - 21:45

Antwort auf von Christa Wallau

Ich halte die Eingrenzung auf die Jugend für falsch. Das IT-Zeitalter hat begonnen, als die Elterngeneration jung war. Dafür spricht auch, dass in vielen Elternhäusern zwar der "technische Fortschritt" Einzug gehalten hat, aber Eltern das Lernen ihrer Kinder kaum unterstützen oder gar vorleben.

Karola Schramm | So., 31. Juli 2016 - 03:28

Antwort auf von Christa Wallau

Hallo, Frau Wallau.
So ist es, wie Sie es beschreiben & wahrnehmen, glücklicherweise nicht. Kinder lernen und tollen heute noch genauso wie früher auf den Spielplätzen herum & verblöden keinesfalls. Da es viel Technik in den heutigen Haushalten gibt, lernen sie diese schnell kennen & können damit umgehen.

Was die Schule angeht - wird dort natürlich mit den heutigen technischen Mitteln gearbeitet & gelernt. Die SchülerInnen sind nicht klüger & dümmer als zu Ihren Zeiten. Auch sie müssen lernen, denn der Nürnberger Trichter ist immer noch nicht erfunden worden.
Ja, lernen kann, soll & muss Spaß machen,denn dann lernt das Kind besser, leichter & wird eher ein ausgeglichener Mensch, der unterscheiden kann & keine Angst vor Autoritäten hat, die ihn, wie auch immer, missbrauchen könnten.
Autoritär erzogene Kinder, bzw. Generationen haben die Neigung, sich Diktatoren zu suchen & unterzuordnen. Sie sind gehorchen gewöhnt.
Insofern ist der Weg der Schule von heute sehr gut.

Jera Witte | Fr., 29. Juli 2016 - 13:08

Entweder intellektuell kritisch oder Pokemon GO Spieler? Das ist die Aufteilung der Gesellschaft nach Dr. Kornyeyeva? Diese Meinung erinnert stark an die zwangsläufig nach jedem technischen Fortschritt aufkommende Debatte des "Zerstört das Neue das Alte? Verdummt die Gesellschaft jetzt, nachdem XY möglich ist?" Es ist interessant wie sich die Geschichte wiederholt und immer wieder beweist, wie ängstlich viele Menschen reagieren, wann immer eine Alternative zu Ihrem Lebensstil aufkommt. Warum ein Entweder Oder?

Ich kann als Studentin durchaus ein kritisch denkender, mich in meiner Entwicklung bewusst befindender Mensch, Bücherwurm und politisch aktiv sein (was ich alles bin), und gleichzeitig Pokemon GO und anderen virtuellen Freizeitaktivitäten nachgehen.
Die Trennung, die in diesem Artikel vorgestellt wird, ist künstlich und verletztend. Unterschätzt meine Generation nicht, nur weil wir anders leben als ihr.

Kann in den Punkten nur zustimmen. Warum wird unserer Generation so häufig die Reflektion des eigenen Verhaltens abgesprochen? Zu dem ist das Erschaffen solcher Dinge nicht auch eine Abstraktionskunst?
Durch solche Phänomene wie Pokémon Go werden mit Sicherheit neue Rollenbilder geschaffen, doch warum sollten deshalb alte wegfallen? Ein politisch interessierter junger Mensch wird sein Interesse nicht durch eine neue App verlieren.

genau: plattes und einseitiges Lamento, und schlecht geschrieben ist das auch noch. sorry, aber das hat wenig Substanz. zumal die zahlen der jugendlichen, die beim Referendum waren, gar nicht so niedrig waren. recherche vorab hilft da meistens.

Erfreut über Ihre Aussage, daß Sie als Studentin sowohl ein kritisches
Bewußtsein ausbilden, politisch tätig sein als auch gleichzeitig in einer virtuellen Welt leben können, möchte ich Sie etwas fragen:
Welche Jugendorganisation bzw. Gruppierung junger Menschen oder
Parteienjugend setzt sich denn umfassend und vor allem k r i t i s c h
mit dem politischen Kurs unserer Kanzlerin auseinander und z e i g t dies auch
öffentlich?
Oder finden alle jungen Leute diesen Kurs gut?
Zu den Zeiten vor der Wiedervereinigung, die ich alte Frau durchlebt habe, gab es i m m e r heftige Auseinandersetzungen, speziell der Jugend, mit der jeweils aktuellen deutschen Regierung.
Diese vermisse ich heute. Woran liegt das? Gibt es nichts zu kritisieren?
Oder könnten nicht doch - bei allem virtuellen oder sonstigem Spielen - die
Aufmerksamkeit und die Zeit dafür fehlen?

Ich verbringe 1/3 meines Lebens in der Universität mit Game design und Verhaltensforschung. Selten habe ich so gelacht beim Lesen eines Artikels. Auch wenn viele Punkte im Artikel auf natürlichen Ängsten vor Veränderung entspringen, kann ich nicht weniger zustimmen. Für jeden Hype gibt es einen Gegner. Schade, dass dieser so viel auf eigener Meinung und wenig auf Fakten basiert.

Danke für Ihren Hinweis auf die Geschichte des Kaleidoskops, die ich mit
Interesse gelesen habe.
Es sind ja nicht die technischen Neuheiten, die kritikwürdig sind, sondern
der Umgang mit ihnen. Die enorme ZEIT, die beim Spielen verbraucht wird,
fehlt für sinnvollere Beschäftigungen; denn ein Tag hat auch im virtuellen
Zeitalter nur 24 Stunden. Bei der Pokémon-Jagd entsteht zudem keine
zwischenmenschliche Kommunikation, für die ohnehin heute zu wenig Zeit da ist.

Arndt Reichstätter | Fr., 29. Juli 2016 - 13:19

Dumm macht vor allem das derzeitige staatliche Bildungssystem, weswegen ich ein Ende der Schulpflicht fordere.

Christa Wallau | Fr., 29. Juli 2016 - 13:25

Antwort auf von Arndt Reichstätter

Als ehemalige Lehrerin (40 Jahre lang), die den stetigen Niedergang des staatlichen Schulsystems hautnah erlebt und durchlitten hat, kann ich Ihnen inzwischen nur noch zustimmen!
Lediglich an Privatschulen, wo alle Leute, die es sich leisten können, heute ihre Kinder hinschicken, gibt es noch die Chance auf eine solide Bildung.
Wie in den USA schon lange.
Leider.

Sehr geehrte Frau Wallau,

und was haben Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen
gegen den "Niedergang" getan?

40 Jahre sind eine lange Zeit...................

Hier meine Antwort , Herr Laumann:
Ich habe mich mit allen mir möglichen Mitteln (Einspruch, Verweigerung, Aufruf zu Boykott usw.) gegen Veränderungen/Neuerungen gestellt, die mir wenig sinnvoll oder sogar falsch vorkamen. Leider hatten die wenigsten Kollegen den M u t, es mir gleichzutun, obwohl sie sehr oft auch nicht überzeugt waren vom Sinn und der Durchsetzbarkeit von "Reformen", die einander jagten und stets Verbesserung versprachen. Verheerend wirkten sich Leute im Schulsystem aus, die sich mit "tollen" Konzepten profilieren wollten und prompt in leitenden Positionen bei den Schulbehörden/Kultusministerien landeten. Irgendwann gab's kein Halten mehr für die "Reformeritis". Als ob das "päd. Rad" immer neu erfunden werden müßte!
So gut es ging und trotz Anfeindung, habe ich meine eigenen Vorstellungen von einem vernünftigen, leistungsorientierten Unterricht unter Beachtung der individuellen Bedürfnisse der Schüler/-innen verwirklicht. Viele sind mir bis heute dankbar dafür.

Hallo, Frau Wallau,
in Privatschulen hat es das Lehrpersonal nicht leicht. Die Kinder profitieren von kleinen Klassen.
Sie wissen vielleicht, dass es immer mehr Privatschulen gibt, dass diese den staatl. Schulen Gelder abziehen, die jedoch dringend in den staatl. Schulen gebraucht werden. Privatschulen werden auch vom Staat finanziert.
Ich meine, wenn privat, dann richtig privat ohne staatl. Förderung.

Der Staat ist für die staatl. Schulen zuständig, die wegen der Schuldenbremse immer mehr verrotten. Mit mehr Geld kann wieder mehr Lehrpersonal eingestellt werden, sodass auch die Klassen kleiner werden.

Na ja, so gut scheint mir Schule in den USA nun nicht zu sein. Jedenfalls muss sie sehr streng sein, die Schüler unter enormen Druck stehen, zu viele schon Pillen wie Ritalin schlucken, diese verkaufen und ach ja, die Amokläufe an den Schulen begannen in den USA, auch unter Ritalineinfluss, wie ich mal las.
Frdl.Grüße K.S.

Liebe Frau Schramm, haben Sie mein "Leider" übersehen?

Natürlich finde ich es n i c h t gut, daß sich in DE das Schulsystem immer mehr dem amerikanischen angenähert hat, nämlich in folgender Weise:
Marodes, staatliches und - im Gegensatz dazu - teures, privates
Bildungssystem inkl. Universitäten.
Im Sinne eines gerechten, vernünftigen und Chancengleichheit gewährenden
Bildungsangebotes sah es bei uns in den 60/70er-Jahren besser aus als heute, obwohl stets das Gegenteil behauptet wird.
Sie können es mir glauben. Ich bin als Bauernkind bereits in den 5Oer-Jahren
zum Abitur gekommen und mit mir eine Reihe von Mädchen aus Handwerker - und Arbeiterfamilien. Voraussetzung: entsprechende Intelligenz und Lernwille.
Heute will man alles mit Quoten erreichen. Das bringt nichts. Je mehr junge Leute "ihr Abitur" erreichen, umso weniger ist es wert. Daher blüht nebenher das Privatschulwesen und bringt den Abgängern ganz nebenbei die wahren Aufstiegsmöglichkeiten (Vitamin "B").

Dann gebt mal schön den Vorbildern und den Medien die Schuld. Wer nur RTL schaut, Bild liest und irgendwelche Z-Promis vergöttert, der kann auch nicht anständig lernen. Dazu die Leute, die andere Schüler im Unterricht aufhalten und ständig kranke Lehrkräfte ohne Ersatz und das Chaos was wir haben ist perfekt.

Sehr geehrte Frau Lehrerin,

es heißt nicht "wo alle Leute", sondern "an denen alle Leute".

Wolfgang Tröbner | Fr., 29. Juli 2016 - 13:35

Menschen, die sich den ganzen Tag mit Pokémon oder ähnlichem Krams beschäftigen, haben keine Zeit mehr, etwas Sinnvolles zu tun, z.B. zu lesen und sich zu bilden. Auf diese Weise wird auch das Denken gänzlich abgeschafft. Das Problem ist zwar nicht mehr ganz neu, aber es scheint sich immer rasanter zu verschärfen. Die Ergebnisse sind jetzt schon zu besichtigen.

Die Herrschenden dieser Welt wird es sehr freuen - politisch Ungebildete lassen sich viel leichter manipulieren und Widerspruch ist von ihnen nicht zu erwarten.

Torben Schmidt | Fr., 29. Juli 2016 - 13:45

Wie hier sehr subjektiv die App nieder gemacht wird ist beachtilich. Mehr braucht man dazu nicht sagen. Dass vor Jahren schon bewisen wurde, dass Pokemon das strategische Denken fordert wird ihr völlig vergessen und dass es die soziale Komponente steigert ebenfalls.

Chris Wege | Fr., 29. Juli 2016 - 15:42

Man könnte den Artikel auch vor 60 Jahren mit dem fast gleichen Wortlaut zum Thema Comics und Rock&Roll veröffentlichen. Davor war es Jazz und das Automobil.
Im 19. Jahrhundert war der Walzer das Ende der Kultur. Und im 18. Jahrhundert bildeten diese Sturm und Drang Künstler Namens Schiller und Goethe den Untergang des Abendlandes.
Irgendwie ist dieses Weltuntergangsgeschrei schon lustig.

Herzlichen Dank Chris für deine Meinung. Ich stimme dir vollkommen zu.
Ich bin Jung, spiele viel in der digitalen Welt bin aber auch sozialpolitisch engagiert. "Oh Mein Gott" laut dieser Psychologin dürfte ich nicht existieren.

Deine Geschichtliche Aufzählung hat mir meinen Tag gerettet, es bringt alles unter diesen Artikel geschriebenen Kommentare in 4 kurze Sätze.

Es wiederholt sich alles, das Gute und das Schlechte...... Die Angst und die Hoffnung, die Zerstörung und der Aufbau.
Danke

Ruth Falk | Fr., 29. Juli 2016 - 19:17

...ist doch heute gewollt, denn dann können die, die an der Schaltquelle sind, die Massen besser manipulieren: "Wählt mich", "Geht irgendwo für die Waffenindustrie sterben", "Seid zufrieden mit eurem Mindestlohn", "Wir (d.h. ihr, nicht ich) schaffen das"...beliebig fortzusetzen

Paul Reuter | Do., 4. August 2016 - 10:36

Antwort auf von Ruth Falk

Waffen eröffnen einem viele Möglichkeiten. Im Vergleich zur Wohlfahrtsindustrie ist die Waffenindustrie ein kleiner Fisch.
Was den Mindestlohn betrifft, damit muss niemand zufrieden sein. Man kann sich weiterbilden und einen neuen Job suchen. Wer dafür zu bequem ist, der kann ja weiter Pokemons sammeln.

Peter Kaiser | Fr., 29. Juli 2016 - 19:32

Ich werde immer belächelt, wenn ich sage, dass mit Einführung der Informationstechnik die Menschheit, evolutionär gesehen, den Zenit überschritten hat.
Sie bestätigen mir, dass meine These doch jedoch richtig ist.
Hier werden hedonistische Narzissten erzogen - weltweit, die leicht zu händeln sind
Arme Nachkommen.

Ernst Laub | Fr., 29. Juli 2016 - 22:03

Europas "Elite" ist mehr und mehr auf dumme Wähler angewiesen. Aus dieser Sicht muss die heutige Entwicklung in den Bereichen Bildung und Information verstanden werden.

Martin Stifter | Sa., 30. Juli 2016 - 09:51

Am Ende der sprachvergessenen Rebellion wartet der infantile, suizide Massenmord...

Siegfried Stein | Sa., 30. Juli 2016 - 12:25

Erst haben sie mit Tamagotchis gespielt, dann mit Teddybären geworfen und jetzt Pokemon, next ...

Ich konsumiere, also bin ich von Wert (für wen?)

H. Joachim Luig | Sa., 30. Juli 2016 - 12:42

Das entscheidende Moment zum Gelingen einer Hundedressur, sagte letztens ein Verhaltensbiologe, der als Tierpsychologe in einer Doku-Soap auftrat, sei es, ihn in seiner „kindlichen“ Verspieltheit zu behalten, indem man ihm ausschließlich dort Erfolgserlebnisse vermittle. Um den zielführenden Erfolg zu sichern, müsse man es nur häufig genug wiederholen, um es in der Tierseele manifest werden zu lassen.
Honi soit qui mal y pense, aber ich denke es trotzdem in dem unethischen Sinne weiter, daß das, was uns seit Aberjahrtausenden bei unserm besten Freund so vorzügliche Erfolge gesichert hat, uns bei unseren allernächsten Artverwandten, die wir uns selbst sind, ebensolcher Erfolge sicher seinlassen könnte. Und nichtsdestotrotz eins gilt eins wohlnach wie vor: homo ludit.
Zugegeben, ein Freund von Analogieschlüssen bin ich nicht, nicht allein deswegen, weil es nicht im Sinne geltender Wissenschaftlichkeitsparadigmata ist, die es für unzulässig halten. Auch nicht deswegen, weil i

Franz Dreesen | Sa., 30. Juli 2016 - 20:14

schreitet unaufhaltsam fort&die Fun-Industrie wird
reicher&reicher,die Fun-Gesellschaft infantiler&infantiler,die Zahl derer,die sich zu tode amüsieren wollen wächst exponentiell.2001 schrieben Wertheimer&Zima:Von den Lehrstellenbewerbern sind 10-15% nicht vermittelbar,weil sie nicht richtig lesen&schreiben können..das einst hochgerühmte Bildungssystem zeigt schwächen..(Wertheimer&Zima:Strategien der Verdummung).Jeder noch so belanglose Quark muss ge-twittert,ge-postet.ge-what`s app`t werden.Nur im kollektiv wird -anscheinend- noch richtig gelebt!In the Crowd,in the Cloud,alles andere ist doch Käse von gestern.
"...die Schaffung der eigenen Identität und die Ausbildung einer eigenen Meinung bereiten Mühe und fordern Anstrengung. Der Konsum der fertigen Identitäten und Meinungen hingegen sorgt für Unterhaltung und Spaß.."
Genau so ist es!Ausbildung,Arbeit,Maloche etc.
ist leider für viele junge Leute auch zu anstrengend,dann lieber doch H4-Money for Nothing!

Stefan Scharf | So., 31. Juli 2016 - 00:38

"Je scheinbar lebendiger die virtuellen Kreaturen um uns herum aufpoppen, desto schneller stirbt die Schriftkultur.“

Man mag eine gewisse Patina an den neuen Medien vermissen, aber was sie einfach nicht sind ist: schriftlos. Zwar begrenzt Twitter die Länge auf 140 Zeichen, aber auch Postkarten kannten und kennen Platzgrenzen.
Fakt ist, dass wir heute definitiv von mehr Texten über Links und Messenger umgeben sind als je zuvor. Durch die quantitative Allgegenwärtigkeit von Text lernt die heutige Jugend ihre Textrezeption zu selektieren und eventuell relevante Texte zu überfliegen. Anders geht es schlicht nicht.

Merke: Nicht jedes Evolution der medialen Ökologie bedeutet gleich den Untergang des Abendlands. Sie dürfen aufatmen, Frau Dr. Kornyeyeva.

Hans- Jürgen Schulze | So., 31. Juli 2016 - 09:47

Zu Chris Wege,
aus dem Beitrag entnehme ich Ihren gesammten Wissensstand den Sie bisher angesammelt haben. Das noch lustig zu finden zeugt bereits von vollendeter Manipulation, was auch auf den Schreiber Torben Schmidt zutrifft. Danke dem Wofgang Tröbner, der kann noch das, was inteligente Menschen tun sollten, denken, denken, handeln.
Da das vermittelte Schul und Allgemeinwissen immer geringer wird, spricht voll für die Verblödung der Jugend und den leicht zu manipulierenden Erwachsenen.
Die Frage, warum es so viele Schulabgänger gibt, die keine Lehrstelle finden, liegt in der Spielesucht dieser Klientel begründet. Das wahre Leben ist nun mal kein Kindergarten und auch kein Kindergeburtstag.
Der Bedarf an Strassenfeger und ähnlichen Berufen haben längst Maschinen übernommen. Auch Hilfsarbeiterposten werden bald nicht mehr zu finden sein, zu hoch ist auch hier die zu erwartende Anforderung eines Grundwissen.

Hans- Jürgen Schulze | So., 31. Juli 2016 - 09:56

Zu Chris Wege,
aus dem Beitrag entnehme ich Ihren gesammten Wissensstand den Sie bisher angesammelt haben. Das noch lustig zu finden zeugt bereits von vollendeter Manipulation, was auch auf den Schreiber Torben Schmidt zutrifft. Danke dem Wofgang Tröbner, der kann noch das, was inteligente Menschen tun sollten, denken, denken, handeln.
Da das vermittelte Schul und Allgemeinwissen immer geringer wird, spricht voll für die Verblödung der Jugend und den leicht zu manipulierenden Erwachsenen.
Die Frage, warum es so viele Schulabgänger gibt, die keine Lehrstelle finden, liegt in der Spielesucht dieser Klientel begründet. Das wahre Leben ist nun mal kein Kindergarten und auch kein Kindergeburtstag.
Der Bedarf an Strassenfeger und ähnlichen Berufen haben längst Maschinen übernommen. Auch Hilfsarbeiterposten werden bald nicht mehr zu finden sein, zu hoch ist auch hier die zu erwartende Anforderung eines Grundwissen.

Oliver M. | So., 31. Juli 2016 - 12:29

Der Beitrag ist einseitig und schlecht recherchiert.
Vor allem einer Spiele-App den Vorwurf zu unterbreiten sie würde die Masse verdummen ist wirklich nicht sehr intelligent durchdacht, denn was die Leute verdummt sind die Medien wie RTL, Bild und Co.
Pokémon GO hingegen fördert, dass Leute wieder unterwegs sind, zusammen reden (auch wenn sich diese Leute vorher nicht kannten) und auch im Team auf der Suche nach neuen Pokémon sich auf den Weg machen.
Aber das sind Dinge, von denen Psychologen anscheinend nichts verstehen, sie sehen nur die Leute, die den Blick nach unten haben und gegen den nächsten Laternenpfahl laufen. Dazu braucht es kein Spiel wie Pokémon GO, das hatte man auch schon vorher bei Whatsapp, Facebook, Twitter, Candy Crush und Farmville.

Also bitte das nächste Mal über etwas berichten, wovon man auch wirklich eine Ahnung hat.

Osman | So., 31. Juli 2016 - 12:37

Ich bitte darum den Artikel um die Referenzen auf die Studien und Statistiken zu ergänzen, auf denen die Aussagen basieren.

Aussage 1: Mit zunehmender Technologisierung lesen und schreiben die Menschen weniger.

Aussage 2: Mit zunehmender Technologisierung denken die Menschen weniger (ist damit ein abnehmender IQ gemeint?)

Aussage 3: Wer sich mit Pokémons und anderen virtuellen Phänomenen (das wäre wohl das ganze Internet?) beschäftigt, fällt aus dem politischen Leben.

Der Artikel erweckt für mich den Eindruck, als wäre es nur eine weitere Hetze ohne jede Grundlage, so wie im Moment gegen alles mögliche gehetzt wird – sei es gegen Ausländer, Homosexuelle und sogar gegen sozial engagierte Menschen oder im Extremen wie die Hetzte durch Fundamentalisten und Terroristen.

Ich würde mir wünschen, dass Objektivität, Akzeptanz und Wohlwollen an Wert gewinnen würden und weniger Menschen ihr Denken und Leben durch Angst, Verachtung und Hass beeinflussen zu lassen.

Jens Richter | Mo., 1. August 2016 - 07:35

Wenn wir mal Analogien bilden: nur sehr wenige haben große Literatur geschrieben, und vergleichsweise wenige haben sie gelesen (und verstanden). Aber die Masse hat unsäglichen Kitsch und Groschenromane gelesen. Das können wir auf alle Bereiche des künstlerischen Schaffens ausdehnen. Wenige haben erschaffen, viele haben konsumiert, sich daran erfreut. Wie hier schon angesprochen: die App "Pokémon Go" wurde von wenigen erdacht und geschrieben (programmiert), wird von vielen konsumiert. Und jene, die "damals" Goethe gelesen (und verstanden) haben, tun das auch heute. Der große Rest liest wohl nicht mehr dünne "Arztromanheftchen", sondern spielt Pokémon Go oder glotzt TV. Aber ob jene wirklich klüger und gebildeter waren als diese, darf bezweifelt werden. Die Gesichter der "Trash-Kultur" haben sich wohl geändert, ihre Qualität, so meine These, nicht. Die reine Schriftkultur wich schon mit dem Aufkommen der Email einer Mischform aus schriftlicher und mündlicher Überlieferung.

Franz Dreesen | Mo., 1. August 2016 - 20:34

"....Durch die quantitative Allgegenwärtigkeit von Text ....eventuell relevante Texte zu überfliegen. Anders geht es schlicht nicht."
Es ist eben ein Unterschied ob Text Sinn,bzw. Tiefsinn hat,oder lediglich Plattheiten beinhaltet.Für die Fun&Game Crowd ist halt etwas anders relevant,als für Leute mit Bildung(s interesse).Das Sprachniveau der Fun&Game Crowd
ist eher auf B.Z. Niveau,der geistig-kulturelle Horizont eher ein Mikrokosmos.
@Oliver M.
...fördert das Leute wieder unterwegs sind&gemeinsam...
Das ist genauso infantil wie gemeinsam Ostereier suchen!