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Deutschlands Ansehen in der Welt - Sie hassen uns wieder

Das Beste der Europäischen Integration liegt hinter uns. Die Geburt des Hasses aus dem Geist der Völkerverständigung ist ihre Gegenwart

Alexander Kissler

Autoreninfo

Alexander Kissler ist Redakteur im Berliner Büro der NZZ. Zuvor war er Ressortleiter Salon beim Magazin Cicero. Er verfasste zahlreiche Sachbücher, u.a. „Dummgeglotzt. Wie das Fernsehen uns verblödet“, „Keine Toleranz den Intoleranten. Warum der Westen seine Werte verteidigen muss“ und „Widerworte. Warum mit Phrasen Schluss sein muss“.

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Die Idee schien gut, doch die Welt war nicht bereit: Wer ein guter Europäer sein wollte, der musste lange Freund sein der Europäischen Union. Diese sollte einem durch zwei Weltkriege verheerten Kontinent neue Zuversicht geben, eine friedvolle Zukunft und ein ganz unbekanntes Zusammengehörigkeitsgefühl. Noch heute kommt keine Sonntagsrede ohne diese beschwörenden Formeln aus. Dabei liegt das Beste der EU hinter uns. Die Geburt des Hasses aus dem Geist der Völkerverständigung ist ihre Gegenwart.

Natürlich gibt es solidarisierende Effekte zuhauf im europäischen Staatenverbund. Das Mittelmaß verschwistert sich gegen die Spitze, die Peripherie gegen das Zentrum, das Regelwerk gegen den Wettbewerb und jede und jeder und jedes auch gern gegen die Deutschen. Denn die Deutschen ragen wirtschaftlich heraus, liegen in der Mitte des Kontinents, lassen sich durch Regeln kujonieren und sind offenbar eigens erfunden worden, um immerwährend Anstoß zu erregen und Rechnungen zu begleichen: So stellt sich die Lage nach öffentlicher Wahrnehmung und politischer Agenda leider dar. 

In Großbritannien wird die nahende Wiederkehr des Ersten Weltkriegs auf allen Kanälen genutzt, um den bösen Deutschen, den waffengierigen Pickelhaubenpreußen, abermals fester im Bewusstsein zu verankern. Das wirtschaftlich am Boden liegende Frankreich berauscht sich desto mehr an vergangener Größe, je weiter diese zurückliegt. Der Ausbruch von akutem Deutschenhass auf Athens Straßen liegt wenige Monate zurück. Und in Brüssel wächst täglich unverhohlener die Gruppe der Germanoskeptiker.

Die Überlegung jüngst der Europäischen Kommission, Deutschland solle mit einem Bußgeld für seine hohen Exportüberschüsse bestraft werden, für seinen ökonomischen Erfolg also, mag ungeschickt kommuniziert worden sein. Sie gibt aber eine Denkschule in Brüssels kommod gepolsterten Amtsstuben wieder: Für Europa sei gut, was Deutschland schadet. Den Souffleur dieser Weltsicht gibt der US-amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman, der in der „New York Times“ die plumpe Devise niederschrieb: Deutschland bringe „seine Nachbarn an den Bettelstab“. Die Exportüberschüsse seien hauptverantwortlich für die „Schmerzen“ der Krisenländer wie Spanien.

Was tun, spricht Zeus? Die drohende Große Koalition will den Weg einer selbst sich fesselnden Leisetreterei weiter beschreiten. Erstaunlicherweise wird in der Aufregung um die NSA-Affäre permanent von „nationalen Interessen“ geredet, die es zu beachten gelte und mit denen sich das Abhorchen durch die USA nicht vertrage. Wohl wahr. Mit Blick auf Brüssel aber wagt fast kein deutscher Politiker, ein nationales Interesse auszuformulieren, geschweige denn zu vertreten. Unbewusst hat die regierende Politikergeneration verinnerlicht, zu welchem Instrument die europäische Einigung ausschlagen kann: zum Zaumzeug, das den deutschen Gulliver zähmt. Und so finden Merkel, Gabriel, Steinmeier & Co. nichts dabei, wenn Brüssel rügt und drängt und fordert – und Deutschland sich fügt.

Ausschließlich eine kluge Interessenpolitik, hie und da auch ein gesunder nationaler Egoismus könnte dem abhelfen. Respektiert wird auf Dauer nur der, der einsteht für sich, der standhält und nicht vorauseilend kapituliert. So gesehen, ist die sich verschärfende antideutsche Stimmung in manchen europäischen Ländern das Resultat einer falschen Politik. Das jahrelange Zuviel an Säbelklirren und Auftrumpfen und Besserwissen kehrte sich in sein ebenso falsches Gegenteil, in ein Zuwenig an Selbstbehauptung und Streitkompetenz. Nachfolgende Generationen werden die Zeche zahlen.

Der Titel dieser Kolumne ist übrigens einem Lied entlehnt, das Thomas Pigor im April dieses Jahres sang. Dort heißt es am Ende: „Das dauert ja Jahre, bis wir das wieder hingebogen haben...“.

 

 

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siegfrie lechler | Do., 21. Juli 2016 - 17:32

Hallo
Der Deutschen Hass ist historisch bedingt, vor 4000 Jahren begann der Krieg zwischen Germanen (Assyrern) und Kelten (Israel-England ). Seit dieser Zeit gab es einen Krieg nach dem anderen zwischen diesen beiden Kontrahenten. Die Kelten wurden schließlich gänzlich aus Mitteleuropa vertrieben und die Feindschaft setzte sich fort bis zum 2 Weltkrieg. Und jetzt kommen uralte eingefahrene Feindschaftsbilder wieder hoch, deshalb muss Deutschland begrenzt und klein gehalten werden. Wenn wir nicht aufpassen, wird es wieder eskalieren.
Siegfried